Bei einer Erkrankung namens Lumbale Spinalstenose (LSS) kommt es zur Einengung der Nervenaustrittsstellen (Neuroforamina) der Wirbelsäule und damit zur Einklemmung der Nervenwurzeln. Dadurch entstehen Schmerzen im Bereich des unteren Rückens, die bis in die Beine ziehen können. Um den Wirbelkanal (Spinalkanal) und die Nervenaustrittsstellen zu erweitern und so die Nerven zu entlasten, kann zwischen die Dornfortsätze der Wirbel eine Art Platzhalter eingebracht werden. Dies nennt sich Wirbelsäulenspreizer oder Wirbelsäulenimplantat, oder je nach Einzelmodell etwa X-Stop®, Coflex, G-Device, Impala®.
Ein solches Implantat besteht aus einem zylinderförmigen Kern sowie aus zwei flügelartigen Platten. Der Kern wird zwischen zwei Dornfortsätze geklemmt (dies sind die Fortsätze hinten an den Wirbelkörpern). Die Flügel werden an den beiden Dornfortsätzen befestigt. Die Operation zur Erweiterung der Nervenaustrittsstellen mithilfe des X-Stop®-Implantats oder anderer Spreizer wird als Interspinale Processus-Distraktion (PD) bezeichnet.
Die Wirbelsäule des Menschen ist im Alltag und bei der Arbeit ständigen Belastungen ausgesetzt. Die Bandscheiben zwischen den Wirbelkörpern dienen Tag für Tag als Puffer für Stöße und Erschütterungen und ermöglichen eine gute Beweglichkeit der Wirbelsäule. Um diese Funktion optimal ausführen zu können, bestehen sie aus einem elastischen, aber stabilen Material und gliedern sich in einen straffen Faserring und einem weichen Kern. Im Laufe des Lebens kommt es zu altersbedingten und belastungsabhängigen Umbauprozessen im Bereich der Wirbelsäule. Die Bandscheiben können weniger Wasser speichern und verlieren ihre Elastizität.
Die Wirbel verändern sich in ihrer Form und weisen häufig zusätzliche knöcherne Ausziehungen an ihren Kanten und Rändern auf. Diese Veränderungen sind ganz normal und an sich nicht problematisch. Zu Bewegungseinschränkungen und Schmerzen kommt es erst, wenn diese Umbauprozesse das Rückenmark im Rückenmarkskanal (Spinalkanal) oder die Nerven an ihren Austrittsstellen aus der Wirbelsäule (Neuroforamina) beengen oder einklemmen.
Eine Vorwölbung der Bandscheibe in den Rückenmarkskanal wird als Bandscheibenvorfall (Discusprolaps) bezeichnet, die Einengung der Neuroforamina (Nervenaustrittsstellen) trägt den Fachnamen Spinalstenose. Die Spinalstenose kann auch entstehen, wenn eine Bandscheibe im Bereich der Hinterkante der Wirbelkörper schmaler wird, so dass sich zwei übereinander liegende Wirbel annähern.
Dadurch wird die Nervenaustrittsstelle, deren Begrenzung von beiden Wirbeln gebildet wird, kleiner, und der austretende Nerv kann eingeklemmt werden. Besonders häufig kommen die beiden Erkrankungen im Bereich des unteren Rückens, also der Lendenwirbelsäule, vor. Sie verursachen zum Teil erhebliche Schmerzen im Rücken, die bis in die Beine ausstrahlen können. Sie können mit Ausfällen der Sensibilität oder der Beweglichkeit verbunden sein.
Symptome, die auf eine Einengung in der Lendenwirbelsäule (lumbale Spinalstenose, LSS) hinweisen können, sind:
In vielen Fällen, insbesondere bei beginnender Erkrankung, kann die Spinalstenose mit Schmerzmedikamenten und spezieller Physiotherapie behandelt werden. Kommt es im Verlauf der Behandlung jedoch nicht zu einer deutlichen Verbesserung der Beschwerden und Linderung der Schmerzen, kann eine operative Entlastung der Nerven notwendig werden.
Eine Möglichkeit des operativen Eingriffs bietet die so genannte Laminektomie, bei der Teile des Wirbelbogens und der Dornfortsätze entfernt werden, um den Nerven wieder Platz zu schaffen. Diese Operation ist jedoch sehr aufwendig und mit einer langfristigen Nachbehandlung verbunden. Als schonende Alternative steht das Einlegen eines Wirbelsäulenstoppers (z. B. eines X-Stop®-Implantats) zur Verfügung. Der Einbau dieses Platzhalters oder Puffers dient dazu, die Wirbelbögen wieder in ihre ursprüngliche Position zu bringen und so die Neuroforamina (Nervenaustrittsöffnungen) zu erweitern.
Bei der Erkrankung der Lumbalen Spinalstenose (LSS) wird der Abstand zwischen zwei Wirbeln kleiner, weil sich die dazwischen liegende Bandscheibe verschmälert oder aus ihrer Position herausgetreten ist. Zum einen führt dies dazu, dass sich die Nervenaustrittsstellen, die von den beiden Wirbeln gebildet werden, verengen. Zum anderen kann zusätzlich eine degenerierte Bandscheibe auf die zu beiden Seiten austretenden Nerven drücken. Die Einklemmung der Nerven in ihren Austrittsstellen verursacht die typischen Beschwerden mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Bei der Interspinalen Processus-Distraktion (PD) macht man sich die Tatsache, dass sich bei einer LSS-Erkrankung auch die Dornfortsätze der Wirbel annähern, zunutze. Es besteht die Möglichkeit, durch eine Erweiterung des Abstands der Dornfortsätze die gesamten Wirbel in ihrer Position zu korrigieren. Der Abstand wird erweitert, und damit kann die Einengung der Nervenaustrittsstellen (Neuroforamina) behoben werden.
Dazu wird zwischen den beiden Dornfortsätzen der betroffenen Wirbel der Wirbelsäulenspreizer (z. B. X-Stop®-Implantat, Coflex, G-Device, Impala®) eingesetzt. Durch eine genaue Anpassung der Größe des Implantats, die vor der Operation bestimmt wird und auch während der Operation noch optimiert werden kann, werden die Wirbel um einen passenden Winkel korrigiert. Im seitlichen Röntgenbild ist nach Einsetzen des Implantats ein Abstandshalter zwischen den Dornfortsätzen zu sehen, der die Wirbel in ihrer korrigierten Position fixiert.
Vor der Planung und Durchführung einer solchen Operation (Interspinale Processus-Distraktion) muss eine gute und ausführliche körperliche Untersuchung erfolgen. Zusätzlich ist eine Darstellung der Wirbelsäule im seitlichen und frontalen Röntgenbild sowie in der Computer- oder Magnetresonanztomographie (CT oder MRT) unerlässlich. Vorerkrankungen oder andere Umstände, die gegen eine Operation sprechen, müssen abgeklärt werden.
Die Implantation eines Wirbelsäulenspreizers (z. B. X-Stop®-Implantat) erfolgt in der Regel in Vollnarkose, kann aber auch unter lokaler Betäubung durchgeführt werden. Für die Operation wird der Patient auf der Seite mit angewinkelten Beinen gelagert, so dass der Rücken möglichst rund ist.
Der Hautschnitt erfolgt über den Dornfortsätzen der betroffenen Wirbel und ist meist nur einige Zentimeter lang. Da die Dornfortsätze direkt unter der Haut liegen, ist keine aufwendige Präparation oder ein Entfernen von Gewebe notwendig. Hat sich der Operateur die beiden übereinander liegenden Dornfortsätze freigelegt, kann er diese mit einer speziellen Klammer auseinander drücken, um den Spalt zu erweitern. Anschließend kann er den Wirbelsäulenstopper zwischen den Dornfortsätzen platzieren und es dort fixieren, so dass er nicht mehr verrutschen kann.
Die Größe des Implantats wird so gewählt, dass es die Neuroforamina in optimaler Weise erweitert, gleichzeitig aber nicht die Beweglichkeit des Rückens eingeschränkt wird.
Die Interspinale Processus-Distraktion mittels Wirbelsäulenspreizer (z. B. X-Stop®-Implantat) ist eine Art minimal-invasives Verfahren, das nur mit geringen Komplikationsraten verbunden ist. Da der Hautschnitt und die Eröffnung der Rückenmuskulatur nur sehr gering sind, kommt es nur in sehr seltenen Fällen zu Infektionen, Wundheilungsstörungen oder überschießender Narbenbildung. Wie bei jeder Operation besteht die Gefahr einer Thrombose, Embolie, von Nachblutungen, allergischen Reaktionen auf verwendete Medikamente oder sonstigen Komplikationen der Narkose.
Das Einlegen eines Wirbelsäulenstoppers ist eine kurze Operation und ein vergleichsweise schonender Eingriff. Die Patienten können normalerweise einige Stunden nach der OP aufstehen und sich bewegen. Sie werden meist bereits einen Tag nach dem Eingriff aus dem Krankenhaus entlassen. Zur Nachbehandlung wird eine Physiotherapie empfohlen. In den ersten Monaten nach der Operation sollten sich die Patienten im Alltag frei bewegen, aber schwere körperliche Arbeit sowie Laufsportarten vermeiden.
Nach der Einsetzung eines Wirbelsäulenspreizers berichten die meisten Patienten schon am ersten Tag nach dem Eingriff über deutlich geringere Schmerzen und verminderte Beschwerden. Sind die Nerven von ihrer Einklemmung durch den Eingriff vollständig befreit, ist eine Schmerzfreiheit und Symptomreduktion zu erwarten.
Allerdings kann wie bei jeder Operation keine Garantie für den Erfolg der Interspinalen Processus-Distraktion gewährleistet werden. Trotz Implantat kann es auch nach dem Eingriff vorkommen, dass Schmerzen und andere Symptome bestehen bleiben. Möglich ist außerdem, dass sich die Beschwerden zunächst verbessern, im Laufe der Zeit durch erneute Bandscheibenvorfälle oder degenerative Prozesse jedoch wieder auftreten.
Neben dem X-Stop®-Implantat gibt es von verschiedenen Medizintechnik-Firmen ähnliche Produkte, die in ihrer Funktionsweise und ihren Auswirkungen dem X-Stop®-Implantat entsprechen. Dazu gehören die Wirbelsäulenspreizer Coflex, G-Device oder IMPALA®.
Als alternative OP-Methode, insbesondere bei komplexeren Veränderungen der Wirbelsäule, kann eine so genannte Laminektomie durchgeführt werden. Dabei werden Anteile der Wirbelbögen und deren Fortsätze sowie umliegendes Gewebe entfernt, um die Nerven zu entlasten. Unter Umständen ist im Rahmen einer Laminektomie auch die Versteifung einzelner Wirbelsegmente notwendig.
aktualisiert am 15.12.2020