In Europa rechnen die Menschen nicht immer mit diesem fast unsichtbaren und oft unbemerkten Gast in ihrem Körper: Dabei sind Wurmerkrankungen auch auf dem europäischen Kontinent häufig. Hygiene hilft, sich vor den Würmern zu schützen. Doch insbesondere Kinder lassen sich nicht den ganzen Tag überwachen und so sauber halten, dass eine Infektion unmöglich ist. Wer Haustiere hält, steigert die Wahrscheinlichkeit, sich diese Parasiten einzufangen. Allerdings sind die meisten Wurminfektionen, die in Europa vorkommen, nicht lebensgefährlich. Die meisten Würmer befallen den Magen-Darm-Trakt, können für Appetitlosigkeit, Depressionen, Müdigkeit, Bauchschmerzen und Verdauungsprobleme sorgen. Natürlich sind das unangenehme Symptome, aber sie sind bei nicht so gefährlich wie etwa die Flussblindheit, die in den Tropen übertragen werden kann.
Die Unterarten der Würmer, die in Europa am häufigsten auftreten, sind Rundwürmer und Bandwürmer. Zu den Rundwürmern zählen Madenwürmer und Spulwürmer. Zu den Bandwürmern gehören Gurkenkernbandwürmer oder der Fuchsbandwurm. Letzterer ist der einzige meldepflichtige Wurm in Deutschland. Das heißt, dass der Arzt den Befall eines Menschen mit dem Fuchsbandwurm melden muss. Dieser Parasit ist gefährlich und er tritt häufiger auf, seit sich Füchse wieder vermehrt bis in Städten heran wagen. Allgemein sind Bandwürmer in Europa seltener geworden, was mit der verstärkten Kontrolle von rohem Fleisch zusammenhängt. In Europa können darüber hinaus auch eingeschleppte Fälle von Wurmerkrankungen aus tropischen Gegenden auftreten.
In Europa tritt der Madenwurm besonders häufig auf. Schätzungsweise 30 Prozent aller Kinder werden im Laufe ihrer Kindheit mit diesem Wurm infiziert, bei den Menschen insgesamt sind es 50 Prozent. Die Weibchen können mit 1,3 Zentimeter doppelt so groß werden wie die Männchen. Sie werden circa einen halben Millimeter dick. Der Parasit ist weiß und lebt im Enddarm. Nachts verlassen die Weibchen den Darm und legen in den Analfalten ihre Eier ab. Dies sorgt für heftigen Juckreiz am After, der Schlafstörungen verursachen kann, aber auch aufgekratzte Hautstellen, die sich bakteriell entzünden können. Sichtbar wird ein Befall durch Madenwürmer durch kleine weiße Punkte beziehungsweise Fäden im Stuhl, die sich teilweise noch bewegen. Der Madenwurm ist ein Fadenwurm und der weltweit am meisten verbreitete Eingeweidewurm. Er bevorzugt gemäßigtes Klima, wie in Europa und Asien.
Spulwürmer sind ein häufig auftretendes Problem in Europa. Die Art Toxocara mystax ist am bekanntesten. Der Wurm befällt Katzen, welche Larven über ihren Kot ausscheiden. So kommt der Mensch mit den Larven in Kontakt und kann sich bei nicht ausreichender Hygiene infizieren. Kinder fangen sich diesen Wurm in Sandkästen ein, die von streunenden Katzen als Katzenklo genutzt werden. Eine Infektion mit den Würmern ist meist unauffällig und zeigt kaum Symptome. Wenn der Befall mit diesen Spulwürmern sehr stark ist, können Magen-Darm-Probleme auftreten, ebenso wie Probleme mit der Verdauung. In der Regel ist der Befall mit Spulwürmern keine Gefahr für den Menschen, sollte aber ärztlich abgeklärt und behandelt werden. Selbst wenn der Befall keine Symptome auslöst, ist es ein Befall mit Parasiten, die sich vom menschlichen Körper ernähren. Selten können die Larven der Spulwürmer bis in die inneren Organe wandern, sich dort entwickeln und diese beschädigen.
Auch mit dem Hundespulwurm Toxocara canis können sich Menschen infizieren. Hier kann es zu einem Hautbefall oder manchmal zu einem Augenbefall kommen. Eine weitere Spulwurmart, deren Häufigkeit aber in Europa deutlich zurückgegangen ist, ist Ascaris lumbricoides.
Der Gurkenkernbandwurm wird durch den Kontakt mit Tieren übertragen. Dabei sind aber nicht die Haustiere der Überträger, sondern Flöhe. Die Erkrankung ist meist harmlos. Die Symptome reichen von Juckreiz bis hin zu Durchfall oder Verstopfungen. Es sind eher Hunde und Katzen von den Erkrankungen betroffen. Menschen werden selten infiziert, denn es ist eine direkte Aufnahme von Flöhen über den Mund nötig. Hier sind eher Kinder unter 10 Jahren betroffen. Um der Ansteckung vorzubeugen, sind regelmäßige Wurmkuren und Flohkuren bei den Haustieren wichtig.
Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) ist einer der wenigen Würmer in Europa, die für den Menschen lebensgefährlich werden können. Die Ansteckung mit diesem Wurm ist eher selten. Von Fuchsbandwürmern sind nicht nur Füchse, sondern manchmal auch Hunde und Katzen betroffen. Dieser Wurm setzt sich vor allem in der Leber fest, teilweise befällt er das zentrale Nervensystem oder die Lunge. Um die Larven des Wurms bilden sich Zysten, die im frühen Stadium noch keine Beschwerden verursachen. Erst wenn die Zysten größer werden, können sie Beschwerden hervorrufen. Der Befall mit dem Fuchsbandwurm wird häufig erst festgestellt, wenn Organe untersucht werden, weil aus anderen Gründen Probleme auftreten. Das kommt daher, dass der Verlauf der Krankheit schleichend ist: Bis zu 15 Jahre kann die Inkubationszeit andauern. Zuvor leidet der Mensch unter vagen Begleiterscheinungen, etwa Bauchbeschwerden oder Müdigkeit. Es kann auch zur Gelbsucht kommen. In dem Fall ist die Erkrankung schon weit fortgeschritten.
Der Mensch ist ein Fehlwirt für den Fuchsbandwurm. Die Infizierung endet unbehandelt jedoch oft tödlich. Die Larven verursachen das Krankheitsbild der Echinokokkose. Früh erkannt, kann sie vollständig geheilt werden. Im späteren Verlauf kann oftmals jedoch nur der Wachstum der Parasiten eingeschränkt werden. Neben Medikamenten kann auch Chemotherapie angewendet werden. Eine andere Form der Echinokokkose kann durch eine ähnliche Art, den Hundebandwurm (Echinococcus cysticus) ausgelöst werden.
aktualisiert am 11.01.2021