Das Wort Erysipel stammt aus dem Lateinischen und Griechischen und bedeutet übersetzt etwa "gerötete Haut". Andere Bezeichnungen für diese Erkrankung sind auch Wundrose oder Rotlauf. Die Übersetzungen zeigen, dass dieses Krankheitsbild also mit einer Hautrötung einhergeht. Diese entsteht, wenn Bakterien (in der Regel β-hämolysierende Streptokokken, seltener Staphylokokken) durch kleine Verletzungen der Haut in den Körper eindringen und sich in den Lymphgefäßen ausbreiten. Besonders häufig sind hiervon das Gesicht (so genannte Gesichtsrose) und die Beine (vor allem die Unterschenkel) betroffen.
Ein Erysipel kann in jedem Alter auftreten, doch sind Menschen mit einem geschwächten Immunsystem (zum Beispiel ältere Menschen oder Diabetiker) gefährdeter als andere. Von 100.000 Menschen erkranken jedes Jahr 100, so dass das Erysipel eine relativ häufige Erkrankung ist. Wird es nicht behandelt, kann es lebensgefährlich sein, bei richtiger Behandlung ist die Prognose jedoch gut.
Ein Erysipel entsteht, wenn Bakterien, meist Streptokokken, seltener Staphylokokken, durch kleine Verletzungen in die Haut und anschließend in die Lymphgefäße eindringen und sich dort ausbreiten. Dies können sowohl kleine, unscheinbare Bagatellverletzungen als auch Mückenstiche oder Pilzerkrankungen zwischen den Fingern oder Fußzehen sein. Da das Erysipel mit einem gewissen Abstand zur Eintrittspforte ausbricht, ist der Unterschenkel eine typische Stelle, bei der es auftritt.
Meist erkranken Menschen an einem Erysipel, deren Immunsystem durch andere Erkrankungen geschwächt ist oder bei denen andere Grunderkrankungen wie Diabetes, Lymphgefäßschäden oder Durchblutungsstörungen bestehen. Gesunde Menschen mit einem intakten Immunsystem erkranken nur selten an einem Erysipel.
Typisches Merkmal des Erysipels ist die flammenförmige, scharf begrenzte und hochrote Verfärbung der Haut, die gleichzeitig stark überwärmt und geschwollen ist. Die Betroffenen empfinden meist schon einige Tage vorher ein ausgeprägtes Krankheitsgefühl, sie leiden unter Fieber, Schüttelfrost, Übelkeit und allgemeinem Schwäche- und Erschöpfungsgefühl. In selteneren Fällen können sich auch Blasen bilden, die einbluten können (so genanntes bullöses oder hämorrhagisches Erysipel). Die Lymphknoten in der Umgebung des Erysipels sind meist geschwollen und druckschmerzhaft.
Das Erysipel erscheint in der Regel so charakteristisch, dass die Diagnose selten Probleme bereitet und auf den ersten Blick, also klinisch, gestellt werden kann. Zur Diagnosesicherung kann Blut abgenommen und auf die typischen Entzündungswerte hin untersucht werden. In der Regel finden sich bei den Betroffenen eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen (Leukozyten), eine Erhöhung der Blutkörperchensenkungsgeschwindigkeit (BSG) und des C-reaktiven Proteins (CRP) sowie Antikörper gegen Streptokokken. Um eine erneute Infektion zu verhindern, ist es wichtig herauszufinden, an welcher Stelle die Bakterien eingedrungen sind.
Obwohl die Diagnosestellung bei einem Erysipel in der Regel keine Probleme bereitet, müssen einige ähnlich in Erscheinung tretende Erkrankungen abgegrenzt werden. Dazu gehören die Phlegmone, die Kontaktdermatitis, das Erysipeloid (durch den Erreger des Schweinerotlaufs ausgelöst) und das Anfangsstadium der Lyme-Borreliose (so genanntes Erythema migrans).
Das Erysipel wird mit einer hoch dosierten Gabe des Antibiotikums Penicillin in Form von Tabletten über einen Zeitraum von zwei Wochen behandelt. Penicillin stellt die Therapie der Wahl dar, weil die Bakterieren, die die Wundrose auslösen, penicillin-empfindlich sind.
Sollte der Betroffene eine Penicillin-Allergie aufweisen oder die Keime resistent gegenüber Penicillin sein, kommen alternativ Antibiotika aus der Gruppe der Makrolide oder Cephalosporine in Frage (erste Wahl ist zum Beispiel Clindamycin).
Geht es dem Patienten schlecht, dann werden die Antibiotika zu Beginn über die Vene gegeben. Ein Krankenhausaufenthalt ist zunächst unausweichlich. Ist die Infektion bereits auf Muskelhüllen oder Muskeln übergetreten und hat sich abgestorbenes (nekrotisches) Gewebe gebildet, so muss dieses chirurgisch entfernt werden. Zusätzlich sollten fiebersenkende und schmerzstillende Medikamente eingenommen werden. Ruhigstellen und Kühlen des betroffenen Körperteils sowie Bettruhe fördern eine schnelle Ausheilung.
Bei häufig wiederkehrendem Erysipel an der gleichen Stelle sollte zur Vermeidung einer erneuten Infektion möglichst die zugrunde liegende Erkrankung behandelt werden.
Das Erysipel kann auch von selbst verschwinden. Es besteht aber die Gefahr, dass es zu schweren Komplikationen wie Blutvergiftung (Sepsis), Herz- und Nierenentzündungen, kommen kann. Aus diesem Grund ist eine konsequente Behandlung mit Antibiotika erforderlich.
Neben der Behandlung der Wundrose sollte man auch nach der Eintrittspforte der Bakterien suchen und diese ebenso behandeln. Zum Beispiel kann eine Pilzinfektion zwischen den Zehen eine Wundrose auslösen.
Die Gefahr bei einem Erysipel, insbesondere wenn es länger unbehandelt bleibt, ist eine Ausbreitung der Infektion in tiefer liegende Schichten entlang von Muskeln und Sehnen, was als Phlegmone bezeichnet wird. Das Erysipel kann durch weitere Ausbreitung mit Entstehung einer Herzentzündung (Endokarditis) oder Blutvergiftung (Sepsis) sogar lebensgefährlich sein.
Außerdem kann sich eine Venenentzündung (Thrombophlebitis) entwickeln. Bei einem Erysipel im Bereich des Gesichts besteht bei ausbleibender Behandlung die Gefahr, dass sich eine Hirnvenenthrombose oder eine Hirnhautentzündung (Meningitis) ausbildet. Etwa 30 Prozent aller Betroffenen entwickeln in den drei darauf folgenden Jahren ein erneutes Erysipel an der gleichen Körperstelle, weshalb die Ausheilung der Eintrittspforte (die häufigste Ursache ist ein dauerhaft bestehender Fußpilz zwischen den Zehen) oberste Priorität hat.
Sollte Ihr Immunsystem geschwächt sein oder sollten Sie an Erkrankungen leiden, die schneller zu Hautverletzungen führen (wie Diabetes, Durchblutungsstörungen), ist eine gute Hautpflege äußerst wichtig. So können Sie kleinere Verletzungen und ein Eindringen der Bakterien am besten vorbeugen. Schauen Sie regelmäßig, ob sich nicht doch eine kleine Verletzung findet. In diesem Fall sollten Sie die Wunde immer sauber halten.
aktualisiert am 23.06.2019