Die heilende Wirkung von Zucker auf Wunden ist bei Naturvölkern und in armen Ländern mit unzureichender medizinischer Versorgung schon lange bekannt. Wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit von Zucker bei der Wundheilung wurden schon in den 1980er- und 1990er-Jahren durchgeführt. Dass Zuckerarten wie Glucose und Saccharose die Wundheilung fördern können, ist nachgewiesen. Zucker kann, genau wie Honig, die Wundheilung unterstützen. Er kann bei richtiger Anwendungsform antibakteriell wirken, löst Wundbeläge, fördert die Bildung kleiner Blutgefäße im Wundgebiet und trägt zur Bildung von sogenanntem Granulationsgewebe bei. Dieses wird vom Körper gebildet, um größere oder unregelmäßige Wunden zu schließen.
Ob Zucker in seiner reinen Form oder nur als entsprechend aufbereitetes Medizinprodukt wie bei Zuckerpasten zur Wundbehandlung genutzt werden kann, ist umstritten. Auf keinen Fall sollte eigenmächtig Haushaltszucker in Wunden gestreut werden, da hierdurch weitere Krankheitserreger hineingelangen können.
Zucker löst verschiedene Vorgänge im Gewebe aus, wenn er auf eine Wunde aufgetragen wird. Dadurch kann die Wundheilung positiv beeinflusst werden. Bekannt sind folgende Eigenschaften:
Vor allem infizierte, schlecht heilende und übelriechende Wunden kommen für die Behandlung mit Zucker in Frage. Diese Wunden kommen beispielsweise beim Dekubitus (Wundliegen) oder beim Unterschenkelgeschwür (Ulcus cruris) vor.
Gängige Pharmaprodukte sind Iodpovidon-Zuckersalbe oder Zuckerpasten. Die medizinischen Produkte sind für Wunden geeignet, da sie unter aseptischen (keimfreien) Bedingungen produziert werden.
Ein Einsatz von Zucker oder zuckerhaltigen Präparaten sollte mit einem Arzt abgesprochen werden. Von einer Eigenbehandlung wird abgeraten. Gerade bei Diabetikern (Zuckerkranken) und Menschen mit Überempfindlichkeiten oder Allergien gegen Iod sollten Nutzen und Risiken sorgfältig abgewogen werden. Außerdem kann die Behandlung mit der Zuckerpaste in der Wunde schmerzhaft sein.
Bei Patienten, die für eine Wundbehandlung mit Zucker in Frage kommen, kann auch über die Behandlung mit Honig nachgedacht werden. Honig kann aufgrund bestimmter Inhaltsstoffe eine noch höhere Wirkung als Zucker haben. Bei Honig darf jedoch ebenfalls kein gewöhnliches Haushaltsprodukt aufgetragen werden, sondern es muss auf speziellen medizinischen Honig zurückgegriffen werden.
Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V., Prof. Dr. med. Walter Popp; M. Geisheimer, Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow – Hygiene-Tipp: Zucker zur Wundbehandlung: https://www.bdc.de/hygiene-tipp-zucker-zur-wundbehandlung-2/ (online, letzter Abruf: 07.10.2022)
Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V., Prof. Dr. med. Walter Popp; M. Geisheimer; Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow – Zucker zur Wundbehandlung: https://www.krankenhaushygiene.de/informationen/hygiene-tipp/hygienetipp2011/354 (online, letzter Abruf: 07.10.2022)
ScienceDirect, John Topham – Sugar for wounds: https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0965206X00800352 (online, letzter Abruf: 07.10.2022)
aktualisiert am 07.10.2022