Bei einer Operation wird, meist mit Hilfe eines Skalpells, eine kontrollierte Schnittwunde gesetzt. Am Ende der Operation werden die Wundränder normalerweise zusammengeführt und durch eine Naht, Klammern oder Ähnliches verschlossen. Dadurch berühren sich die Ränder der Wunde und können wieder zusammenwachsen. Es entsteht in der Regel eine feine Narbe, die mit der Zeit verblasst. Diese Form der Wundheilung, bei der sich die Wundränder berühren, wird auch als primäre Wundheilung bezeichnet. Eine optimale Abheilung kann durch die Wundbehandlung nach der Operation unterstützt werden. Das gilt ebenso, wenn die Wunde aus unterschiedlichen Gründen offen gelassen wird und eine sogenannte sekundäre Wundheilung erfolgen muss.
Die Wundversorgung nach einer OP kann sich unterschiedlich gestalten. Sie hängt von der Art und Größe der Wunde ab. Vor allem unterscheidet sich die Wundbehandlung zwischen
Komplikationslose Operationswunden, die primär heilen, werden am Ende der OP je nach Größe mit einem sterilen Pflaster oder einem sterilen Verband abgedeckt. Diese Materialien sollen verhindern, dass Keime in die Wunde eindringen können. Außerdem soll das Vlies des Pflasters oder die Kompresse des Verbandes das Wundsekret aufnehmen. Wenn anzunehmen ist, dass nach der Operation vermehrt Sekret abgesondert wird, legt der Operateur meist eine Drainage in die Operationswunde ein. Bei der Drainage handelt es sich um einen Schlauch, der die Flüssigkeit aufnimmt und in einen damit verbundenen Behälter ableitet. Die Drainage wird nach zwei bis drei Tagen wieder entfernt.
Die sterilen Wundabdeckungen werden meist alle zwei bis drei Tage gewechselt. Ein sofortiger Verbandswechsel ist angezeigt, wenn die Wundauflage durchnässt ist, sich verschiebt oder dreckig geworden ist. Wenn die Wunde vollständig verschlossen ist und die Fäden oder Klammern entfernt wurden, können spezielle Narbensalben angewendet werden. Zusammen mit einer Narbenmassage können sie die Narbenbildung positiv beeinflussen.
Manche Wunden können nach einer Operation nicht verschlossen werden. Das kann der Fall sein, wenn bei der Verletzung viel Gewebe verloren ging. Dann liegen die Wundränder so weit auseinander, dass sie nicht zusammengebracht werden können. In bestimmten Fällen wird auch eine Infektion der Wunde befürchtet. Aus diesem Grund wird die Wunde nicht verschlossen, sondern muss durch Gewebeneubildung von innen heraus und von den Wundrändern her heilen. Diese Form des Verheilens wird als sekundäre Wundheilung bezeichnet.
Sekundär heilende Wunden müssen regelmäßig gereinigt und von Wundbelägen und abgestorbenem Gewebe befreit werden (Débridement). Dadurch werden die Voraussetzungen für eine verbesserte Wundheilung geschaffen. Zur Behandlung von sekundär heilenden Wunden werden hydroaktive Produkte verwendet. Das sind Wundauflagen und Gele, die die Wunde feucht halten und in jeder Phase der Wundheilung eine optimale und phasengerechte Unterstützung bieten.
In der ersten Phase, auch Exsudationsphase genannt, soll die Wundabdeckung mehrere Eigenschaften aufweisen: Sie sollte optimal dazu geeignet sein, überschüssiges Wundsekret aufzunehmen, die Wunde feucht zu halten und die Wundränder davor zu bewahren, aufzuweichen. In der Granulationsphase (zweite Phase) bildet sich neues Gewebe (Granulationsgewebe), das die Wunde auffüllt. Hier werden oft Schaumverbände eingesetzt. Sie halten die Wunde weiterhin feucht und schützen das empfindliche Granulationsgewebe. In der Regenerations- oder Epithelisierungsphase (dritte Phase) stehen der Schutz der Wundränder vor dem Aufweichen und das weitere optimale Feuchthalten der Wunde im Vordergrund. So kann sich neue Haut auf dem Granulationsgewebe bilden und sich die Wunde vollständig verschließen.
Wie die Wundbehandlung nach einer OP aussieht, hängt vor allem davon ab, ob eine primäre oder eine sekundäre Wundheilung stattfindet. Bei primärer Wundheilung und komplikationslosem Verlauf sind wenige Maßnahmen erforderlich. Aufwendiger und komplizierter hingegen gestaltet sich die Wundbehandlung bei sekundärer Wundheilung.
Rosenfluh, Janett Theuerkorn - Postoperative Wundversorgung Tipps für die Nachsorge: https://www.rosenfluh.ch/media/arsmedici/2020/10/Postoperative-Wundversorgung.pdf (online, letzter Abruf: 12.01.2023)
BVMed-Portal – Was ist phasengerechte Wundversorgung?: https://www.info-wundversorgung.de/iw-de/phasengerechte-wundversorgung (online, letzter Abruf: 12.01.2023)
aktualisiert am 12.01.2023