Eine Wirbelsäulenfraktur kann aufgrund verschiedener Ursachen auftreten. Starke Fehlbelastungen führen bei gesunden Patienten – etwa aufgrund von Stürzen oder Unfällen im Straßenverkehr – zu Spalt- und Berstungsbrüchen. Die Wirbelfraktur entsteht aber auch bei Osteoporose, häufig schon bei geringen Einwirkungen. Hier bricht der Wirbelkörper durch den Abbau der Knochensubstanz förmlich in sich zusammen. Dabei entsteht ein Keilbruch, der Wirbelkanal bleibt oft intakt. Für die Behandlung solcher Wirbelbrüche haben sich zwei Behandlungsverfahren durchgesetzt – die Kyphoplastie und die Vertebroplastie. Diese Verfahren weisen viele Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede auf.
Bei der Vertebroplastie handelt es sich um ein minimalinvasives Verfahren. Minimalinvasiv bedeutet, dass die Behandlung zu nur sehr geringen Gewebeschäden (Trauma) führt, denn es ist nur ein kleiner Zugang notwendig. Ziel der Vertebroplastie ist die Aufrichtung und Stabilisierung der betroffenen Wirbel.
In den 1980er Jahren entstanden, besteht das Verfahren darin, Patienten mittels Hohlnadel und Knochenzement zu behandeln. Üblicherweise findet der Eingriff unter Narkose statt, der Patient liegt in Bauchlage auf einem Durchleuchtungsplatz. Unter zusätzlicher örtlicher Betäubung (Lokalanästhesie) wird in den betroffenen Wirbel die Nadel über die Bogenwurzel eingeführt. Der Facharzt spritzt anschließend den Knochenzement ein, eine künstliche Substanz, die unter Wärmeentwicklung aushärtet.
Die Vertebroplastie bleibt trotz Kontrolle durch bildgebende Verfahren (Röntgen) und die Narkose nicht ohne Nebenwirkungen. Zement kann beispielsweise ins Venensystem übertreten und bis in den Lungenkreislauf gelangen. In diesem Fall besteht die Gefahr einer Embolie (Gefäßverschluss) in der Lunge. Zu den Risiken gehört auch das Eintreten in den Wirbelkanal – verbunden mit einer Quetschung des Rückenmarks und hieraus resultierenden Lähmungen.
Mit der Kyphoplastie wurde eine Behandlung für den Wirbelsäulenbruch entwickelt, die sich von der Vertebroplastie in einigen Punkten unterscheidet. Das Verfahren wird ebenfalls minimalinvasiv durchgeführt. Patienten, die mittels Kyphoplastie behandelt werden, liegen auch hier wieder in Narkose in der Bauchlage.
Der Operateur arbeitet mit zwei Zugängen zum Wirbel. Für das ursprüngliche Verfahren der Kyphoplastie wird beim Eingriff der Wirbelkörper mit einem Ballon wieder aufgerichtet. Dabei verdrängt dieser umliegendes Knochengewebe. Aus diesem Grund wird diese Form auch als substanzzerstörende Kyphoplastie bezeichnet. In den so entstandenen Hohlraum wird anschließend der Knochenzement eingebracht.
In der Vergangenheit wurde die Kyphoplastie verbessert. Mithilfe eines speziellen Zements und einer besonderen Kanüle kann das Material so in den geschädigten Wirbel eingebracht werden, dass der Zement gesundes Knochengewebe förmlich umschließt. Dieses Verfahren zerstört nicht die gesunde Spongiosa (schwammartige Knochensubstanz) – der Wirbelkörper richtet sich trotzdem wieder auf.
Hinsichtlich der Nebenwirkungen ist auch hier mit Zementaustritten zu rechnen. Diese sind allerdings in der Regel geringer als im Vergleich zur Vertebroplastie. Der Hintergrund ist folgender: Der im Wirbel aufgeblasene Ballon stellt eine Barriere für den Zement dar. Allerdings besteht die Gefahr, dass sich durch den Zementkörper Folgefrakturen bilden. Bei der substanzerhaltenden Behandlung reduziert sich das Austrittsrisiko durch die hohe Zähigkeit des verwendeten Zements.
Grundsätzlich führen beide Operationsverfahren schnell zur Rückkehr der Mobilität. Im Fall der Vertebroplastie ist innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem Eingriff zu Bettruhe zu raten. Um Patienten vor Überlastungen aufgrund eines blinden Aktionismus zu schützen, kann eine Korsettversorgung angebracht sein. Zusätzlich sollte in regelmäßigen Abständen eine Kontrolle stattfinden – gerade vor dem Hintergrund des Austrittsrisikos von Zement.
Beide Verfahren eigenen sich für die Versorgung der entsprechenden Wirbelbrüche. Den Wirbelsäulenbruch behandeln ist jedoch nur eine Seite der Medaille. Um zukünftig ähnlichen Operationen vorzubeugen, muss die Osteoporose als zugrundeliegende Erkrankung behandelt werden.
Hier können Patient und Arzt an verschiedenen Punkten ansetzen. Dazu gehören beispielsweise die Lebensweise und die Ernährung. Körperliche Aktivität regt knochenaufbauende Zellen an und kann – bei Sport an frischer Luft – die körpereigene Vitamin-D-Produktion ankurbeln.
Über die Ernährung können Betroffene die Versorgung mit wichtigen Mineralstoffen sicherstellen wie
Sofern diese Maßnahmen noch nicht ausreichen, wäre an eine medikamentöse Behandlung der Osteoporose zu denken.
aktualisiert am 17.09.2020