Osteoporose ist eine Erkrankung, die umgangssprachlich auch als Knochenschwund bezeichnet wird. Allerdings „verschwindet“ der Knochen nicht einfach bzw. löst sich nicht einfach in Luft auf. Die Osteoporose ist ein Krankheitsbild, das durch einen allmählich voranschreitenden Abbau des Knochengewebes gekennzeichnet ist. In der Folge nimmt die Knochendichte ab.
Osteoporose ist damit ein Aspekt, durch den die Stabilität des betroffenen Knochens beeinflusst wird. Durch Osteoporose sinkt die Belastbarkeit des Knochens, der schließlich schon bei leichten Belastungen brechen kann. Bis es soweit ist, zieht sich der Knochenabbau über Jahre hin. Aufgrund des speziellen Aufbaus sind Wirbel besonders von Frakturen durch Osteoporose betroffen.
Eine Wirbelsäulenfraktur kann in der
entstehen.
Aufgrund der doppelten S-Form der Wirbelsäule und der hierdurch wirkenden Kräfte sind die Umkehrpunkte der Krümmungen gewissen Risiken ausgesetzt. Brüche der Wirbelsäule können auf der einen Seite entstehen, wenn Stauchungen oder direkte Krafteinwirkung den Knochen stark belasten.
Da Knochengewebe nicht elastisch - wie zum Beispiel Knorpel oder Muskelgewebe - auf die Kraft reagieren kann, wird es ab einem gewissen Punkt spröde reagieren. Es kommt zu einer Wirbelfraktur. Der Bruch ist teils sehr schmerzhaft, muss aber nicht zwangsläufig mit einer Lähmung einhergehen. Neurologische (nervliche) Schäden treten auf, wenn der Wirbelsäulenbruch zu einer Verletzung des Rückenmarks bzw. dessen Quetschung führt.
Sofern der Wirbelkanal nicht verletzt ist und kein entsprechendes Risiko besteht, wird der Bruch konservativ (ohne Operation) behandelt. Bei instabilen Brüchen ist die Operation unausweichlich.
Diese Form des Wirbelbruchs tritt bei gesunden Patienten als Folge von
Die Osteoporose greift als Erkrankung in die Stabilität des Knochengewebes ein. Hier kommt es zu einem Wirbelbruch sogar ohne das Einwirken zusätzlicher Kräfte oder bei ganz geringfügigen Anlässen. Charakteristisch für den osteoporotischen Wirbelbruch ist die Lokalisation im Wirbelkörper.
Die einzelnen Wirbel der Wirbelsäule besitzen einen typischen Aufbau – und zwar bestehen sie aus:
Prinzipiell ist ein Bruch jeder dieser strukturellen Einheiten möglich. Bei Osteoporose ist im Regelfall der Wirbelkörper (Corpus vertebrae, zeigt in Richtung Brustbein) von der Wirbelsäulenfraktur betroffen. Der Grund hierfür liegt im inneren Aufbau.
Außen umgibt den Wirbelkörper die Corticalis (Substantia compacta) – ein kompaktes Gewebe aus Knochenlamellen. Die Corticalis schließt die innen liegende Spongiosa (Schwammknochen, Substantia spongiosa) ein. Diese wird aus Knochenbälkchen – den sogenannten Trabekeln – aufgebaut, zwischen denen das Knochenmark liegt.
Bei Osteoporose baut sich verstärkt das Knochengeweben im Inneren, die Spongiosa, ab. Durch den zunehmenden Substanzverlust verringert sich die Stabilität im Wirbelkörper. Der Knochen kann den Belastungen nicht mehr standhalten und gibt nach. Aber anders als im Fall einer Wirbelfraktur beim gesunden Knochen, der innerhalb kürzester Zeit versagt, fällt der Wirbelkörper bei Osteoporose über einen längeren Zeitraum in sich zusammen. Dieser Prozess hat dem Wirbelbruch seinen Namen gegeben – Sinterungsbruch.
Was entsteht, ist ein sogenannter Keilwirbel, der zu einer Verkürzung der Wirbelsäule führt. Zu Beginn verursachen Sinterungsbrüche oft keine größeren Schmerzen, weshalb das Krankheitsgeschehen zuerst unbemerkt bleibt. Sobald mehrere Wirbel durch Osteoporose von Sinterungsbrüchen betroffen sind, entsteht ein Rundrücken mit Krümmung nach vorne. Unter Fachleuten als Kyphose bezeichnet, ist umgangssprachlich der Name Hexenbuckel oder Witwenrücken eher in Gebrauch.
Der Wirbelbruch bei Osteoporose entsteht – anders als ein Wirbelsäulenbruch bei Gesunden – nicht plötzlich. Einer Diagnose kann der langsame Zusammenbruch des Wirbelkörpers vorausgehen. Patienten spüren den Bruch nicht sofort, sondern merken oft erst nach stärkeren bzw. mehreren Brüchen einen krummer gewordenen Rücken.
Das große Risiko einer Wirbelsäulenfraktur bei Osteoporose ist die geringe Belastbarkeit. Aufgrund des Abbaus von Knochengewebes droht ein Bruch bereits bei einfachen Belastungen. Ein konkreter Zeitpunkt, wann Wirbel bei Osteoporose brechen, lässt sich nicht ausmachen. Vielmehr spielen individuelle Faktoren eine Rolle. Hierzu gehören der Grad des Knochenabbaus wie auch individuelle Lebensumstände.
Osteoporose ist eine Erkrankung, die gehäuft im Alter und besonders bei Frauen auftritt. Hinsichtlich der Entstehung der Krankheit geht die Medizin heute von einem Ungleichgewicht zwischen Knochenauf- und Knochenabbau aus. Der menschliche Knochen ist einer konstanten Umbildung der Knochenmatrix unterworfen. Während bestimmte Zellen (Osteoklasten) Substanz abbauen, bilden andere Zellen (Osteoblasten) neue Knochensubstanz.
Für Osteoporose werden drei Prozesse verantwortlich gemacht:
Die Tatsache, dass besonders das innere Gewebe (Spongiosa) von der Osteoporose in Mitleidenschaft gezogen wird, hängt mit dessen Aufbau zusammen. Osteoblasten und Osteoklasten sind im Gewebe besonders aktiv. Defekte machen sich daher schneller in der Spongiosa bemerkbar.
Bei Osteoporose wird heute zwischen einer primären und einer sekundären Form unterschieden. Letztere ist selten und tritt als Folge verschiedener Erkrankungen auf. Krankhafter Abbau von Knochensubstanz kann dabei die Folge von:
Darüber hinaus besteht das Risiko einer Erkrankung an Osteoporose bei verschiedenen Arzneimitteln – sofern diese auf Dauer angewendet werden.
Die Diagnose Wirbelbruch durch Osteoporose steht in Deutschland für schätzungsweise vier Millionen Patienten im Raum. Besonders Frauen sind von der Erkrankung betroffen. Da ein Wirbelsäulenbruch das Risiko für Folgebrüche erhöht, sollte ein Arzt bei Beschwerden hinzugezogen werden.
Heute gehen zur Diagnose Hand in Hand:
Röntgenaufnahme, Computertomographie sowie die Untersuchung per MRT (Magnetresonanztomographie) sind gängige Maßnahmen für das Erhärten der Verdachtsdiagnose. Anhand der individuellen Situation kann der Arzt das Ausmaß der Wirbelbrüche feststellen. Gleichzeitig geben die bildgebenden Verfahren die Möglichkeit zur Behandlungsplanung.
Die besonderen Rahmenbedingungen erfordern für den Wirbelbruch bei Osteoporose spezielle Maßnahmen. Grundsätzlich kann der Bruch der Wirbelsäule operativ oder konservativ behandelt werden. In letztgenanntem Fall setzt der behandelnde Arzt darauf, dass sich der Knochen wieder selbstständig verfestigt. Hierfür ist Bettruhe anzuraten. Gleichzeitig werden die Schmerzen des Patienten mit entsprechenden Medikamenten behandelt. Zur Unterstützung ist das Tragen eines Korsetts möglich. Damit wird eine Stabilisierung der Wirbelsäule erreicht. Sofern diese Optionen nicht mehr ausreichen, wird zu operativen Maßnahmen gegriffen.
Etabliert haben sich Kyphoplastie und Vertebroplastie. Beide Verfahren erreichen eine Verfestigung und Stabilisierung durch ein künstliches Füll- und Aufbaumaterial namens Knochenzement. Der Knochenzement wird in den Wirbel eingebracht und härtet aus. Kyphoplastie und Vertebroplastie sind beide minimalinvasiv – aber nicht frei von Nebenwirkungen. Austretender Zement ist eine Komplikation, durch welche es zu Lähmungen oder Gefäßverschlüssen (Embolien) kommen kann. Vorteilhaft sind die Methoden durch die schnelle Mobilisierung des Patienten. In jedem Fall ist bei allen Behandlungen an Maßnahmen gegen die Osteoporose allgemein zu denken. Auf diese Weise lässt sich das Risiko eines erneuten Wirbelbruchs senken.
aktualisiert am 16.08.2019