Die Wirbelsäule – umgangssprachlich auch als Rückgrat bezeichnet – ist ein komplexes System aus Knochen (den Wirbeln), Bändern, Bandscheiben und Muskeln. Gemeinsam ermöglichen sie Mobilität und schützen das so wichtige Rückenmark. Wie jeder andere Knochen im Körper reagieren auch die Wirbel auf Druckbelastungen nicht elastisch, sondern spröde.
Für diese Form des Wirbelbruchs sind mechanische Überlastungen zuständig. Die Kraft auf den Wirbel ist am Ende so stark, dass das Knochengewebe den Zusammenhalt verliert. Traumatische Wirbelbrüche können bei älteren Menschen entweder die Folge einer unmittelbar auf den Wirbel wirkenden Kraft sein oder mittelbar entstehen. Letzteres wäre bei einer Stauchung der Wirbelsäule der Fall. Hier wird auch von einem indirekten Trauma gesprochen.
Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko einer sogenannten Spontanfraktur. Auch als pathologische Wirbelfraktur bezeichnet, tritt dieser Wirbelsäulenbruch bei eigentlich normaler Belastung der Wirbelsäule auf. Auslöser einer solchen Fraktur sind:
Sehr oft entsteht die pathologische Wirbelfraktur aber durch Osteoporose. Hierbei handelt es sich um eine Erkrankung, welche in ihren Symptomen mit dem Alter zunimmt.
Osteoporose ist eine Erkrankung, die umgangssprachlich auch als Knochenschwund bezeichnet wird. Hierbei wird zunehmend Knochensubstanz, die in den ersten 30 Lebensjahren aufgebaut wird, wieder abgebaut. Beim Entstehen und Fortschreiten der Osteoporose greifen mehrere Mechanismen ineinander. Aufgrund hormoneller Einflüsse sind Frauen häufiger betroffen als Männer.
Verantwortlich für den krankhaften Abbau des Knochengewebes ist bei einigen Patienten eine Kombination aus verringerter Kalzium-Aufnahme und verminderter Vitamin-D-Produktion. Besonders die Vitamin-Produktion wirkt sich in mehrfacher Hinsicht aus. Calcitriol, eine Form des Vitamin D, ist für die Aufnahme von Calcium über den Darm essentiell. Parallel greift das Vitamin in die Mineralisierungsvorgänge der Knochen ein. Damit verschiebt sich beim Ineinandergreifen von Vitaminmangel und verringerter Aufnahme von Calcium im Darm das Gleichgewicht zwischen Knochenauf- und Knochenabbau.
Patienten bemerken von der beginnenden Osteoporose anfänglich wenig. Mit Fortschreiten der Krankheit kommt es zu ersten Brüchen bei mäßigen Belastungen. Im Körper sind einige Knochen für Spontanfakturen besonders anfällig. Diese sogenannten Prädilektionsstellen sind an einen bestimmten Typ des Knochengewebes – die Substantia spongiosa – gebunden. Diese hat im Bereich der Oberschenkelhälse und der Wirbelkörper besondere Bedeutung. Diese Tatsache erklärt, warum ein besonderer Typ Wirbelfraktur bei älteren Menschen häufiger auftritt. Die Rede ist vom Sinterungsbruch.
Typisch für diese besondere Bruchform ist der Keilwirbel. Dieser entsteht, wenn der Wirbelkörper – also der zum Brustbein orientierte Teil des Wirbels – durch den Verlust an Knochengewebe in sich zusammensackt. Eine Besonderheit dieser Bruchvariante der Wirbelsäulenfraktur besteht darin, dass die Hinterkante der Wirbelkörper intakt bleibt. Daher sind bei einem durch Osteoporose bedingten Bruch der Wirbel oft keine neurologischen (nervlichen) Schäden zu beobachten.
Sinterungsbrüche, die nicht einzeln, sondern im Verbund auftreten, sind übrigens die Ursache für den sogenannten Witwen- oder Hexenbuckel. Dieser wird fachsprachlich als Kyphose bzw. Hyperkyphose bezeichnet und bezieht sich auf die konvexe (nach außen gerichtete) Wölbung des Rückens durch mehrere übereinanderliegende Wirbelbrüche.
Hinsichtlich der Symptome eines Wirbelsäulenbruchs bei älteren Menschen können ähnliche Situationen wie bei jungen Patienten auftreten. Dies gilt insbesondere für Brüche, die auf Traumata (Verletzungen) zurückzuführen sind. Hier kann es – aufgrund des Risikos für Berstungsbrüche und Schäden am Wirbelkanal – auch zu neurologischen Defekten kommen.
Geht die Fraktur auf einen Sinterungsbruch zurück, sind Rückenschmerzen ein Symptom. Diese können so stark sein, dass die Mobilität sehr stark beschränkt wird – bis hin zur Bettlägerigkeit. In diesem Fall kann es zu Folgeerkrankungen wie Thrombosen kommen.
Sofern sich nach dem Gang zum Arzt und der Diagnose zeigt, dass eine Wirbelfraktur vorliegt, stehen verschiedene Behandlungsoptionen zur Wahl. Gegen die Schmerzen kommen Schmerzmittel zum Einsatz. Die Verwendung eines Korsetts sorgt in der konservativen Behandlung für zusätzliche Stabilität. Sofern es angebracht scheint, kann zu operativen Maßnahmen gegriffen werden. Hier sind Kyphoplastie und Vertebroplastie gängige Verfahren.
Ärztezeitung - Osteoporose bei Patienten im hohen Alter managen
aktualisiert am 17.02.2022