Ein Wirbelsäulenbruch kann in verschiedenen Situationen entstehen. Neben der Entstehung bei Sportverletzungen oder Arbeitsunfällen kann es zu einer Wirbelfraktur auch zu Hause kommen – etwa im Rahmen eines Sturzes bei der Arbeit im Garten. Nicht vergessen werden dürfen in diesem Zusammenhang Unfallfolgen aus dem Straßenverkehr. Hier kann die Aufprallgeschwindigkeit zu einer starken Belastung und zur Wirbelsäulenfraktur führen (Seatbelt Syndrome, Seatbelt Injuries).
Aber auch bei einfachen Belastungen kann ein Wirbel brechen. Davon betroffen sind häufig ältere Patienten, bei denen die Wirbel bereits durch Erkrankungen – wie Osteoporose oder Tumore – geschädigt sind. Wirbelkompressionsfrakturen treten spontan auf. Dabei brechen einige Wirbelkörper in der Wirbelsäule zusammen. Das führt zu starken Schmerzen, Deformationen und Höhenverlust. Diese Fraktur treten häufig in der Brustwirbelsäule auf.
Welche Folgen die Wirbelfraktur im Einzelnen hat, hängt stark davon ab, welche Kräfte auf den Wirbel eingewirkt haben. Zu den gefürchteten Komplikationen eines Wirbelbruchs gehört die Querschnittslähmung. Doch nicht immer wird das Rückenmark in Mitleidenschaft gezogen oder muss operiert werden. Eine Operation ist immer dann notwendig, wenn das Rückenmark gefährdet ist. Gefühlsstörungen, Lähmungen, Harn- und Stuhlinkontinenz können Folgen einer Rückenmarksverletzung sein.
Ob operiert werden muss und wie kompliziert ein Wirbelbruch ist, hängt von vielen Faktoren ab:
In der Medizin werden verschiedene Formen der Wirbelsäulenfraktur unterschieden. Ein Kriterium ist die Bruchform. Für den Behandlungsablauf entscheidend ist die Frage, ob es sich um einen stabilen oder einen instabilen Bruch handelt. Eine instabile Fraktur bedeutet für das Rückenmark ein hohes Risiko. Der Grund ist, dass bei einer instabilen Fraktur des Wirbels der Wirbelkanal beschädigt werden kann, in dem das Rückenmark entlangläuft.
Es besteht die Gefahr für Quetschungen des Rückenmarks oder andere Verletzungen, die zu Lähmungen und Nervenausfällen führen. Ein instabiler Wirbelbruch entsteht beispielsweise im Zusammenhang mit einer Berstungsfraktur oder mit Scherbrüchen. Sogenannte Spaltbrüche sind hinsichtlich der Behandlung und Folgen günstiger.
Sind Muskeln, Bandscheiben und Bänder sowie der Wirbelkanal intakt, kann dieser Wirbelsäulenbruch ohne Operation (konservativ) behandelt werden. Glücklicherweise sind 85 Prozent aller Wirbelbrüche stabil.
Konservative Maßnahmen umfassen:
Auch wenn sich die Behandlung stabiler Brüche über einige Wochen hinzieht, ist die Prognose günstig. Bei den Patienten heilen die Brüche oft folgenlos aus. Als Komplikation können Schmerzen auftreten, die auch zu einer chronischen Erscheinung werden können und therapieresistent (nicht erfolgreich behandelbar) sein können.
Der instabile Wirbelbruch muss operativ versorgt werden. Andernfalls drohen – da der Wirbelkanal geschädigt ist – ernste Folgen durch Verletzungen des Rückenmarks und von Nerven. Besonders das Risiko von Lähmungen steht im Vordergrund. Je nach betroffenem Wirbel bedeutet der Bruch eine starke Einschränkung der Mobilität. Aber auch Mißempfinden oder Gefühlsstörungen sind eine Folge der Wirbelbrüche. Zudem können Nervenstränge geschädigt sein, die für bestimmte Funktionen des Körpers notwendig sind – dadurch kann es beispielsweise zu einem Verlust der Kontrolle über den Harn- oder Stuhlabgang kommen (Inkontinenz).
Für die Behandlung der instabilen Frakturen setzen Ärzte heute verschiedene Verfahren ein. Deren Hauptziel besteht darin, die Stabilität wieder herzustellen und das Rückenmark vor Verletzungen zu schützen. Zu den Stabilisierungsmaßnahmen gehört die Spondylodese. Hierbei werden Wirbel miteinander verblockt. Im Zuge der Operation kann – je nach Situation – ein Wirbelkörperersatz notwendig sein.
Die Folge der Versteifung ist ein Bewegungsverlust des betroffenen Abschnitts der Wirbelsäule, der nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Wie stark die Versteifung der Wirbelsäule ist, hängt letztlich davon ab, wie viele Wirbel verblockt werden müssen. In der Folge des Eingriffs kann es darüber hinaus zu Komplikationen kommen wie:
Manchmal raten Ärzte auch zur Operation stabiler Brüche, wenn die Schmerzen anders nicht in den Griff zu kriegen sind.
Eine Wirbelsäulenfraktur bedingt durch Osteoporose führt zu einer besonderen Behandlungssituation. Vom Abbau des Knochengewebes ist speziell der innere Bereich, die Spongiosa betroffen. Daher sind die Wirbelkörper für eine Spontanfraktur besonders anfällig. Der hieraus resultierende Keilwirbel lässt sich am ehesten mit dem Zusammensacken des Wirbelkörpers gleichsetzen.
Hierdurch kommt es zu einer Höhenverkürzung, wodurch sich eine konvexe Krümmung des Rückens entwickelt. Dieser Zustand nimmt zu, je mehr Wirbel von diesen sogenannten Sinterungsbrüchen betroffen sind. Das Resultat ist der sogenannte Witwenbuckel – in der Medizin als Kyphose bezeichnet. Der Zustand führt zu Schmerzen und bringt das Risiko weiterer Wirbelbrüche mit sich. Des Weiteren bedeutet die Krümmung eine Beschränkung der Beweglichkeit. Unbehandelt kann eine Kyphose in sehr schweren Fällen innere Organe wie die Lunge in Mitleidenschaft ziehen.
Die Behandlung erfolgt heute mittels Verfahren, bei denen Knochenzement in den betroffenen Wirbel eingebracht wird. Diese Eingriffe werden minimalinvasiv, also mit geringstmöglichen Gewebeverletzungen durchgeführt. Hierbei kann es trotz aller Umsicht zu Schwierigkeiten kommen. In seltenen Fällen kann der Knochenzement beispielsweise austreten. Sofern austretender Zement in den Venenkreislauf gelangt, besteht die Gefahr des Eintritt in den Lungenkreislauf, was zu Embolien (Gefäßverschlüssen) führt. Darüber hinaus ist beim Eingriff das Risiko eines Abwanderns in den Wirbelkanal gegeben. Hieraus ergibt sich natürlich die Gefahr, dass Verletzungen oder Quetschungen des Rückenmarks zu Lähmungen führen.
aktualisiert am 15.11.2019