Ein Bruch der Brustwirbelsäule kann durch verschiedene Ursachen entstehen. Neben einer Abnahme der Knochendichte (Osteoporose) sind es besonders Traumata (Verletzungen des Knochengewebes durch äußere Einwirkungen), die zum Bruch von einzelnen oder mehreren Wirbeln führen. Aufgrund des möglichen Risikos einer Schädigung des Rückenmarks sind eine schnelle Diagnose und Behandlung wichtig. Im Ernstfall ist sonst mit bleibenden Schäden – bis hin zur Lähmung – zu rechnen. Entscheidend ist, dass die Symptome des Brustwirbelbruchs richtig erkannt werden.
Die Wirbelsäule (Columna vertebralis) ist das zentrale Element des menschlichen Skeletts. Sie besteht aus 24 freien Wirbeln (Vertebrae) und mehreren miteinander verwachsenen Wirbeln im Bereich von Kreuz- und Steißbein. Der längste Abschnitt ist die Brustwirbelsäule (abgekürzt BWS, Pars thoracica) mit 12 Wirbeln. Im oberen Bereich geht die Brustwirbelsäule in die Halswirbelsäule über. Am unteren Ende schließt sich die Lendenwirbelsäule an.
An den einzelnen Wirbeln greifen:
des Bewegungs- und Stützapparats an. Hierzu sind die Wirbel mit Quer- und Dornenfortsatz ausgestattet.
Aneinandergereiht bilden die Wirbel den Wirbelkanal, in dem das Rückenmark entlangläuft. Brüche der Brustwirbel können dazu führen, dass der Wirbelkanal in Mitleidenschaft gezogen wird. Hierdurch besteht die Gefahr von Verletzungen des Rückenmarks. Neben Brüchen geht dieses Risiko auch von Bandscheibenvorfällen (Prolapsus nuclei pulposi) aus. Die Bandscheibe liegt zwischen den Wirbeln und dient vor allem dazu, Druckbelastungen aufzunehmen.
Die Wirbel der Brustwirbelsäule sind bis zu einem gewissen Grad stabil. Wie jeder andere Knochen des menschlichen Skeletts reagiert Knochensubstanz auf Belastungen nicht elastisch – sondern spröde. Dies bedeutet in der Praxis, dass ab einer gewissen Grenzbelastung die Knochensubstanz ihren Zusammenhalt verliert und bricht. Dieser Bruch kann je nach Ursache für die Wirbelsäulenfraktur unterschiedliche Formen annehmen.
Wie groß die Belastung sein kann, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bereits vorhandene Defekte (wie sie etwa durch Osteoporose entstehen) schwächen das Knochengewebe und machen es anfällig für Brüche. Gesunde Wirbel brechen allgemein durch ein direktes oder indirektes Trauma. Hier wirkt von außen eine Kraft auf das Knochengewebe – etwa durch stumpfe Gewalt (Schlag bzw. Sturz) oder eine Stauchung der Wirbelsäule.
Bei einer Fraktur der Brustwirbel können verschiedene Brucharten entstehen – und zwar:
Der Wirbelkörper ist der nach vorn (in Richtung Brustbein) gerichtete Teil des Wirbels und ist über die Bandscheibe mit den benachbarten Wirbeln verbunden.
In der Praxis können die Brüche der Brustwirbelsäule verschiedene Formen annehmen. In der Klassifikation nach Magerl werden unterschieden:
Kompressionsbrüche entstehen durch Stauchungen der Wirbel. Hierbei kann es zu Spalt- und Berstungsbrüchen kommen. Distraktionsbrüche führen zum Zerreißen der Wirbel, während ein Torsionsbruch eine Rotationsverletzung darstellt. Bei den Torsionsbrüchen spielt häufig auch eine Kompression bzw. Distraktion eine Rolle. Es kommt hier daher zu Rotationsspaltbrüchen oder Rotationsberstungsbrüchen.
Frakturen (also Brüche) der Wirbel der BWS können durch eine Überlastung von außen (direktes/indirektes Trauma) oder als sogenannte Spontanfraktur (auch als pathologische Wirbelfraktur bezeichnet) entstehen. Der Brustwirbelbruch als Folge eines Traumas kann unterschiedliche Ursachen haben.
Ein direktes Trauma entsteht bei direkter Krafteinwirkung auf den Wirbel. Indirekte Traumata sind beispielsweise die Folge einer Stauchung – etwa beim Sprung in flache Gewässer. Die Überlastung geht bei gesunden Patienten unter anderem auf:
zurück.
Der Sturz von einer Leiter wäre ein Beispiel aus der Praxis. Anfällig für Frakturen sind besonders die Übergänge zwischen den einzelnen Abschnitten der Wirbelsäule. Dies gilt einmal für den Übergang zwischen Hals- und Brustwirbelsäule und auf der anderen Seite zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule.
Der Hintergrund ist folgender: Hier liegen die Umkehrpunkte der doppelt S-förmig gekrümmten Wirbelsäule. Aufgrunddessen ist besonders der Übergang zwischen Brust- und Halswirbelsäule – im Vergleich mit der gesamten Wirbelsäule – überdurchschnittlich häufig von Frakturen betroffen.
Traumatisch bedingte Brüche der Brustwirbel müssen aber nicht zwangsläufig mit starken mechanischen Belastungen einhergehen – wie sie etwa für einen Autounfall typisch sind. Bereits mittlere oder geringere Belastungen können bei bestimmten Voraussetzungen Brüche entstehen lassen.
Eine pathologische Wirbelfraktur entsteht nicht durch die Fehlbelastung. Hier kommt es zum Wirbelsäulenbruch bei Belastungen, die beim gesunden Menschen eigentlich keine Fraktur nach sich ziehen. Schuld am Bruch der Brustwirbel sind krankhafte Veränderungen des Knochengewebes. Letzteres hält den mechanischen Kräften nicht mehr stand. Bekannte Ursachen für die pathologische Wirbelsäulenfraktur sind:
Osteoporose ist in dieser Liste der möglichen Ursachen für eine Spontanfraktur sicher besonders bekannt. Die Erkrankung tritt besonders im höheren Lebensalter in Erscheinung und wird im allgemeinen Sprachgebrauch auch als Knochenschwund bezeichnet.
Bei Osteoporose verringert sich die Knochendichte entweder durch ein zu geringes Knochenwachstum im ersten Lebensdrittel oder (häufiger) eine überdurchschnittliche Verringerung der Knochendichte im Alter. Zu den Spätfolgen der Osteoporose gehören Wirbelfrakturen, wobei sogenannte Sinterungsbrüche (der Knochen fällt förmlich in sich zusammen) häufig auftreten. Problematisch ist die Osteoporose unter anderem durch den schleichenden Krankheitsverlauf. Über einen längeren Zeitraum treten bei Patienten keine Symptome auf. Mit Fortschreiten der Erkrankung nehmen die Symptome – und damit das Risiko für Brüche und die Schmerzbelastung – zu.
Eine Wirbelsäulenfraktur im Bereich der Brustwirbel muss nicht zwangsläufig mit sehr starken Schmerzen und Bewegungsunfähigkeit einhergehen. Speziell wenn umliegendes Gewebe nicht geschädigt und der Wirbelkanal intakt ist, sind Symptome für den Laien nicht sofort eindeutig.
Sobald
auftreten, ist dringender ärztlicher Rat geboten.
Patienten sollten – gerade bei Symptomen, die auf eine Schädigung der Nerven bzw. des Rückenmarks hindeuten – einen Arzt aufsuchen.
Im Rahmen der ärztlichen Untersuchung wird es nicht nur bei der Befragung durch den Arzt bleiben. Röntgen und CT (Computertomographie) geben in der Regel klare Hinweise darauf, ob ein Wirbelsäulenbruch vorliegt und wie dieser aussieht.
Stabile Brüche der Brustwirbel schädigen weder das umliegende Gewebe (Muskeln, Bänder), noch haben sie Beeinträchtigungen des Rückenmarks zur Folge. Bei diesen Brustwirbelbrüchen bleibt der Wirbelkanal intakt, was eine Behandlung ohne Operation ermöglicht. Patienten müssen sich hier darauf einstellen, über mehrere Wochen Bettruhe einzuhalten.
Sind im Röntgenbild oder im CT Berstungs- oder Scherbrüche zu erkennen und wird der Wirbelkanal geschädigt, handelt es sich um eine instabile Fraktur. Dieser Typ Wirbelsäulenbruch wird in aller Regel operativ behandelt. Hier ist das Risiko einer Rückenmarksverletzung gegeben, da es zu Quetschungen des Gewebes kommen kann. Knochensplitter, die ins Nervengewebe eindringen, sind ebenfalls gefährliche Komplikationen.
Je nach Situation können Ärzte für die Operation des Wirbelsäulenbruchs verschiedene Verfahren einsetzen. Bei durch Osteoporose verursachten Brüchen sind die Kyphoplastie oder die Vertebroplastie heute gängige Verfahren. Der betroffene Wirbel wird dabei mit Zement stabilisiert. Sofern es sich nicht um eine Spontanfraktur, sondern einen traumatischen Bruch handelt, wären die Osteosynthese oder die Spondylodese zwei mögliche Behandlungsformen.
Letztere setzt darauf, die Wirbel zu versteifen, um so wieder eine stabile Wirbelsäule zu erreichen. Dazu werden zwei oder mehr Wirbel über Platten miteinander fixiert. Allerdings hat dieser Eingriff Nachteile, etwa in Bezug auf die Beweglichkeit der Patienten nach dem Eingriff.
aktualisiert am 24.07.2019