Prof. Wagenlehner: Die häufigsten urologischen Gesundheitsprobleme, mit denen ich in meiner Praxis zu tun habe, sind urogenitale Infektionen (Infektionen der Harn- und Geschlechtsorgane), urologische Tumore (Krebserkrankungen des Harntraktes und der männlichen Geschlechtsorgane), Urolithiasis (Nieren- oder Blasensteine) und andrologische Probleme (Gesundheitsprobleme, die speziell Männer betreffen, wie z.B. Potenzprobleme).
Prof. Wagenlehner: Eine komplizierte Blasenentzündung ist eine Infektion der Harnblase, die bei einem Patienten auftritt, bei dem relevante komplizierende Faktoren wie eine vergrößerte Prostata vorliegen.
Prof. Wagenlehner: Ja, es gibt Unterschiede im Verlauf und in der Behandlung von Blasenentzündungen bei Männern und Frauen. Bei Männern verläuft eine Blasenentzündung fast immer kompliziert. Bei Frauen hingegen kann eine Blasenentzündung oft ohne weitere Komplikationen verlaufen.
Bei Männern verläuft eine Blasenentzündung fast immer kompliziert. Bei Frauen hingegen kann eine Blasenentzündung oft ohne weitere Komplikationen verlaufen.
Prof. Wagenlehner: Patienten mit Harnwegskathetern sind besonders häufig von wiederkehrenden Harnwegsinfekten betroffen. Das sind Katheter, die in die Harnröhre eingeführt werden, um den Urin abzuleiten. Bei unkomplizierten Infektionen spielen auch Risikofaktoren wie sexuelle Aktivität und Trinkmenge eine Rolle.
Prof. Wagenlehner: Behandlungsmöglichkeiten - dazu gehören Verhaltensänderungen, wie eine Änderung der Verhütungsmethoden (keine Verwendung von Spermiziden, die das Infektionsrisiko erhöhen können), eine Erhöhung der Trinkmenge (vor allem, wenn weniger als 1,5 Liter pro Tag getrunken werden) und bei Frauen nach der Menopause die Anwendung von vaginalen Östrogenen. Darüber hinaus kann das Immunsystem durch verschiedene Präparate stimuliert werden. Es gibt auch Medikamente wie Methenamin-Hippurat und D-Mannose, die das Anhaften von Bakterien an den Wänden der Harnwege verhindern können, sowie den Verzehr von Cranberries, die eine ähnliche Wirkung haben können.
Prof. Wagenlehner: Antibiotikaresistenzen, also die Fähigkeit von Bakterien, gegen die Wirkung von Antibiotika unempfindlich zu werden, haben in den letzten Jahren zugenommen. Dies gilt insbesondere für die gramnegativen Erreger, eine Gruppe von Bakterien, die häufig Harnwegsinfektionen verursachen. Dieses Problem erschwert zunehmend die Behandlung komplizierter Harnwegsinfektionen und führt dazu, dass immer häufiger Reserveantibiotika eingesetzt werden, die eigentlich nur als letztes Mittel gedacht sind.
Antibiotikaresistenzen, also die Fähigkeit von Bakterien, gegen die Wirkung von Antibiotika unempfindlich zu werden, haben in den letzten Jahren zugenommen.
Prof. Wagenlehner: Bei komplizierten Infektionen kann als Komplikation eine Urosepsis auftreten. Dabei handelt es sich um eine schwere, lebensbedrohliche Infektion, die sich über die Harnwege auf den gesamten Körper ausbreitet.
Prof. Wagenlehner: Patienten mit komplizierten oder rezidivierenden Harnwegsinfektionen würde ich zunächst raten, ihr Verhalten zu ändern und keine Antibiotika basierende Strategien zur Infektionsprävention anzuwenden. Bei Vorhandesein von komplizierenden Faktoren müssen diese zunächst diagnostiziert und dann auch begleitend behandelt werden.
Prof. Wagenlehner: Es gibt mehrere aktuelle Entwicklungen und Innovationen in der Urologie, die als "revolutionär" bezeichnet werden können. Im Bereich der Krebstherapie gibt es die Target-Therapie. Die Target-Therapie, auch zielgerichtete Therapie genannt, ist eine Form der medikamentösen Behandlung von Krebserkrankungen. Dabei werden spezielle Medikamente eingesetzt, die sich gegen bestimmte Moleküle richten, die für das Wachstum von Krebszellen wichtig sind. Diese Moleküle können zum Beispiel Rezeptoren sein, das sind spezielle Strukturen auf der Zelloberfläche, an die bestimmte Substanzen andocken können. Auch Immuntherapien, bei denen das körpereigene Immunsystem des Patienten gegen den Krebs aktiviert wird, kommen zum Einsatz. In der Chirurgie werden immer mehr Operationen mit Hilfe von Robotern durchgeführt, was zu mehr Präzision und weniger Komplikationen führen kann. In der Infektionsbekämpfung wird zunehmend versucht, den Einsatz von Antibiotika möglichst zu vermeiden.
In der Chirurgie werden immer mehr Operationen mit Hilfe von Robotern durchgeführt, was zu mehr Präzision und weniger Komplikationen führen kann.
Prof. Wagenlehner: Derzeit wird in verschiedenen Bereichen geforscht, insbesondere in der Infektiologie, z.B. an Impfstoffen. In zehn Jahren werden wir in der Urologie weiteren innovative Therapieansätze und verbesserten Behandlungsstrategie sehen.
Vielen Dank für das Interview!
aktualisiert am 23.08.2023