Der Welttag der sexuellen Gesundheit jährt sich 2015 bereits zum sechsten Mal. Ins Leben gerufen wurde er 2010 von der WAS, der "World Association for Sexual Health", einer weltweiten Organisation, die sich seit 1978 für sexuelle Rechte und sexuelle Gesundheit einsetzt.
Doch nicht nur die Aufklärung über sexuell übertragbare Krankheiten (STI) soll jährlich am 4. September im Fokus stehen. Zur sexuellen Gesundheit gehören auch das Recht auf sexuelle Selbstbestimmung sowie ein lustvoller und positiver Umgang mit Sexualität.
2015 steht der Tag unter dem Motto: "Sexual health and sexual rights for all".
In Deutschland hat sich in Hinblick auf gleichberechtigte Sexualität in den letzten Jahren vieles verbessert. Gleichgeschlechtliche Paare sind heute vor dem Gesetz heterosexuellen Paaren annähernd gleichgestellt – selbst wenn eine gleichgeschlechtliche Ehe hierzulande noch immer nicht möglich ist.
Themen wie "sexuelle Gewalt" und "sexueller Missbrauch" erfahren vermehrt Aufmerksamkeit. Dabei sind in den letzten Jahren nicht nur Beschneidungen von Frauen in den Fokus geraten, sondern auch Themen wie Zwangsehe und Zwangsprostitution werden öffentlich diskutiert. Auch wenn schnelle Lösungen nicht in Sicht sind, ist das Problembewusstsein ein wichtiger Fortschritt.
Andererseits: Obwohl hierzulande Sex nahezu jedem jederzeit zugänglich ist – zumindest in den Medien – , gibt es in Deutschland kaum Diskussionen und Beiträge, die gleichzeitig seriös, informativ und unterhaltsam sind. Die Folge ist, dass gerade bei den Heranwachsenden ein verzerrtes Bild von Sexualität entsteht, das geprägt ist von Filmmaterial aus Pornoportalen. Ziel des Welttages ist es deshalb auch zu vermitteln, dass hier nur eine "technische" Seite von Sex gezeigt wird, die wenig mit respektvollem Umgang und noch weniger mit echten Gefühlen zu tun hat. Auch wenn es darum geht, sexuelle Probleme oder Krankheitssymptome anzusprechen, ist die Hemmschwelle hierzulande noch immer groß. Der Welttag der sexuellen Gesundheit soll deshalb auch daran erinnern, dass sich niemand für eine sexuell übertragbare Krankheit schämen muss.
Speziell in Deutschland besteht das Problem der Dezentralisierung der verschiedenen Einrichtungen, die mit dem Thema Sexualität betraut sind. Nicht immer ziehen Gesundheitsdienst, klinische und soziale Einrichtungen an einem Strang. Eine engere Vernetzung würde den Zugang für Ratsuchende erleichtern und helfen, Hemmungen abzubauen.
Eine Sexualität frei von Diskriminierung und Gewalt ist das Ziel, das sich die WAS international gesetzt hat. Weltweit wird es an diesem Tag wieder Aktionen geben, die Menschen Mut machen sollen, offen mit ihrer Sexualität umzugehen, die Hilfe zu suchen, die sie benötigen, und sich gegen Diskriminierung und Gewalt zur Wehr zu setzen. Auch die sogenannten LGBT-Rechte, die Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender-Rights, sollen gestärkt werden.
Auf Englisch informiert die WAS-Website http://www.worldsexology.org/ über ihre Ziele und Forderungen. In Deutschland wirbt die Deutsche STI-Gesellschaft (Gesellschaft zur Förderung der Sexuellen Gesundheit) mit dem Slogan "Sexualität ist prima" für den Welttag der sexuellen Gesundheit 2015. Auf der Seite http://www.machsmit.de/ kann man sich über sexuell übertragbare Krankheiten informieren – und dem Schutz davor. Wer sich im Einzelnen für die Ziele der WHO in Hinblick auf sexuelle Gesundheit interessiert, kann im Strategiepapier von 2011 (Quelle in englischer Sprache) nachlesen.
aktualisiert am 14.09.2015