Prof. Grützmann: Weichteiltumore sind Tumore, die sich im sogenannten Weichgewebe des Körpers bilden. Weichteiltumore können in verschiedenen Bereichen des Körpers auftreten. Tumore können in den Muskeln selbst als Muskelgewebstumore entstehen. Sie können sich auch im Fettgewebe entwickeln und werden dann als Lipome (gutartig) oder Liposarkome bezeichnet. Die Fettgewebetumoren können oberflächlich oder auch in der Muskulatur liegen.
Als Ursprungsort können Bindegewebs- oder Stromatumore in Sehnen, Bändern, Faszien oder anderen Strukturen des Bindegewebes entstehen. Darüber hinaus sind als Ursprungsorte auch Nerven und Nervenscheiden sowie Blutgefäße bekannt. Weichteiltumore können sozusagen an verschiedensten Stellen im Körper auftreten, einschließlich der Extremitäten, des Rumpfes, des Kopfes und des Halses.
Auch innere Organe wie der Magen oder der Darm können der Ursprungsort sein. Es ist wichtig, Weichteiltumore frühzeitig zu erkennen und angemessen zu behandeln, da sie je nach Art und Lage des Tumors unterschiedliche Auswirkungen haben können.
Weichteiltumore können in verschiedenen Bereichen des Körpers auftreten.
Prof. Grützmann: Das sind sicherlich die vielen harmlosen Lipome. Aber nur der Spezialist kann die selteneren bösartigen Tumoren von den häufig harmlosen unterscheiden.
Prof. Grützmann: Insgesamt ist die Wahrscheinlichkeit gering. Da allerdings je nach Lage: oberflächlich oder tief, Ursprungsort: z.B. Muskulatur oder Fettgewebe unterschiedliche Risiken bestehen, kann keine generelle Zahl genannt werden. Es kommt immer auf den individuellen Befund an!
Prof. Grützmann: Wenn ein Knoten an der Oberfläche wächst, bemerkt ihn der Patient selbst. Häufig wird ein bösartiger Tumor zufällig bei der pathologischen Untersuchung entdeckt, wenn eine andere geplante Operation vorgenommen wurde. Dann ist häufig der Tumor nicht komplett entfernt worden und die Prognose ist deutlich verschlechtert, da es eben oft nur ein zufälliger Fund war.
Häufig wird ein bösartiger Tumor zufällig bei der pathologischen Untersuchung entdeckt...
Prof. Grützmann: Die Befunde, meist eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder auch eine Computertomografie (CT), sollten in einem sogenannten Tumorboard, am besten in einem der mehr als 20 von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierten „Sarkomzentren“, vorgestellt werden. Hier werden Sie individuell beraten und weitere Schritte eingeleitet. Aufgrund der Seltenheit und der so unterschiedlichen Therapie ist das absolut zu empfehlen.
Prof. Grützmann: Ja, es gibt bestimmte Risikofaktoren, die das Entstehen von Weichteiltumoren begünstigen können. Das Vorhandensein bestimmter genetischer Syndrome, wie das Li-Fraumeni-Syndrom oder das Neurofibromatose-Typ-1-Syndrom, kann das Risiko für die Entwicklung von Weichteiltumoren erhöhen.
Ist man längerfristig gegenüber ionisierender Strahlung ausgesetzt, kann das Risiko für die Entstehung von Weichteiltumoren erhöht sein. Einige Chemikalien, wie beispielsweise bestimmte Pestizide oder Industriechemikalien, können das Risiko für Weichteiltumoren erhöhen. Das Risiko für Weichteiltumoren steigt mit dem Alter. Obwohl Weichteiltumoren in jedem Lebensalter auftreten können, sind sie bei älteren Menschen häufiger. Manche treten vor allem im Kindesalter auf.
Menschen, die bestimmten Berufen nachgehen, die einer erhöhten Exposition gegenüber Chemikalien, Strahlung oder anderen krebsfördernden Substanzen ausgesetzt sind, könnten ein höheres Risiko für Weichteiltumoren haben.
Es ist wichtig zu beachten, dass das Vorhandensein von Risikofaktoren nicht notwendigerweise bedeutet, dass jemand einen Weichteiltumor entwickeln wird. Dennoch ist es ratsam, sich bewusst zu sein, welche Risikofaktoren bestehen und regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen sowie eine gesunde Lebensweise beizubehalten.
Es ist wichtig zu beachten, dass das Vorhandensein von Risikofaktoren nicht notwendigerweise bedeutet, dass jemand einen Weichteiltumor entwickeln wird.
Prof. Grützmann: Die Behandlung von Weichteiltumoren hängt von verschiedenen Faktoren ab, einschließlich des Typs des Tumors, seiner Größe, der Lokalisation im Körper und auch vom Gesundheitszustand des Patienten.
Die Behandlungsmöglichkeiten für Weichteiltumoren können folgende Maßnahmen umfassen:
Chirurgie: Die Entfernung des Tumors durch eine Operation ist oft die primäre Behandlungsoption für Weichteiltumoren, besonders wenn der Tumor gut abgrenzbar ist und noch nicht gestreut hat. Das Ziel ist es, den Tumor vollständig zu entfernen, um ein Wiederauftreten zu verhindern.
Strahlentherapie: Strahlentherapie kann vor oder nach der Operation eingesetzt werden, um den Tumor vor der Operation zu verkleinern, übrig gebliebene Tumorzellen zu zerstören oder das Risiko eines Rückfalls zu verringern. In einigen Fällen kann Strahlentherapie auch als alleinige Behandlungsmethode angewendet werden.
Chemotherapie: Bei bestimmten Arten von Weichteiltumoren kann eine Chemotherapie zur Behandlung eingesetzt werden, entweder allein oder in Kombination mit anderen Therapien. Dies kann besonders bei fortgeschrittenen oder metastasierten Fällen in Betracht gezogen werden.
Zielgerichtete Therapien: Es gibt auch spezielle Medikamente, die auf bestimmte Moleküle oder Signalwege im Tumor abzielen und somit das Tumorwachstum hemmen können. Ein Beispiel ist der sogenannte GIST-Tumor (Gastrointestinaler Stromatumor).
Immuntherapie: In einigen Fällen kann auch Immuntherapie eine Option sein, um das Immunsystem des Körpers zu stärken und den Tumor zu bekämpfen.
Die Behandlung von Weichteiltumoren erfordert in der Regel eine multidisziplinäre Herangehensweise, bei der verschiedene medizinische Spezialisten zusammenarbeiten, um einen individuellen Behandlungsplan zu erstellen und durchzuführen. Das ist gerade bei den Weichteiltumoren so wichtig, um die bestmögliche Therapie für den jeweiligen Fall festzulegen.
Prof. Grützmann: Verschiedene Forschungsgruppen weltweit und auch in Deutschland arbeiten vor allem an einer besseren Früherkennung, z.B. durch Blutanalyse (Liquid Biopsie) und an besseren medikamentösen Therapien. Auch die Reihenfolge und Kombination verschiedener Therapien, ob Operation, Chemotherapie und Strahlentherapie, ist häufig nicht bekannt. Die Seltenheit der Weichgewebetumore erschwert die Durchführung klinischer Studien höchster Evidenz.
Danke für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 26.06.2024.