Die meisten Frauen haben gegenüber den Wechseljahren gemischte Gefühle. Grund ist nicht nur, dass sich die fruchtbare Zeit dem Ende nähert. Sie sind auch ein Signal für den nicht aufhaltbaren Alterungsprozess und gehen für die meisten Frauen mit vielen belastenden Symptomen einher. Wenn die Wechseljahre deutlich früher auftreten als normal, werden sie für die betroffenen Frauen zu einer echten Belastungsprobe. Von vorzeitigen Wechseljahren (Climacterium praecox) ist die Rede, wenn sie vor dem 40. Lebensjahr stattfinden.
Aufhalten lassen sich die Wechseljahre nicht. Sie sind ein natürlicher Prozess, der zum Leben gehört, selbst wenn sie zu früh einsetzen. Ein Umkehrprozess ist daher nicht möglich, auch nicht mit der Einnahme von Hormonen. Im Normalfall setzen die Wechseljahre ab dem 45. Lebensjahr ein. Die Östrogenproduktion lässt schon früher langsam nach. Störungen bei der Menstruation, Hitzewallungen, Scheidentrockenheit sind typische Symptome, die auftreten können, ebenso wie Brustspannen und Schlaflosigkeit. Zeigen sich diese Anzeichen schon früher, besteht der Verdacht frühzeitiger Wechseljahre. Die Diagnose muss aber ein Arzt stellen. Dazu sind Blutuntersuchungen erforderlich, die nach einigen Wochen mindestens einmal wiederholt werden sollte. Nur so lässt sich überprüfen, ob es sich um eine vorübergehende Schwankung handelt oder ob tatsächlich die Wechseljahre eingesetzt haben.
Die Blutuntersuchung allein liefert nicht zwingend Antworten auf die Frage, warum die Wechseljahre zu früh eingesetzt haben. Die Klärung erfolgt durch weitere Untersuchungen. So besteht die seltene Möglichkeit, dass sich hinter den Anzeichen eine Erkrankung verbirgt, die behandelt werden muss. Das sollten Frauen in Erwägung ziehen, wenn sie die Anzeichen der Wechseljahre an sich beobachten. Wechseljahre gelten als vorzeitig, sofern die letzte Regelblutung (Menopause) vor dem 40. Lebensjahr abläuft. Entsprechend befinden sich die betroffenen Frauen schon mit Anfang oder Mitte 30 im Prozess der Wechseljahre.
Bei der Frage, warum es zu verfrühten Wechseljahren kommt, gibt es viele mögliche Antworten, die individuell unterschiedlich sind. Längst nicht alle Ursachen gelten als erforscht. Bei vielen Patientinnen lässt sich zudem kein spezieller Grund für die frühen Wechseljahre finden.
Betroffene Frauen sollten sich dennoch um eine Diagnose bemühen. Verfrühte Wechseljahre sind immer behandlungsbedürftig, denn der Körper kann den Hormonmangel nicht kompensieren. Das unterscheidet Frauen mit Wechseljahren um die 30 oder 35 von Frauen, die altersgemäß mit 50 in die Wechseljahre kommen. Eine Behandlung in Form einer Hormonersatztherapie in den Wechseljahren ist nur in Ausnahmefällen sinnvoll, denn sie geht mit zahlreichen Risiken einher. Bei zu frühem Eintritt der Wechseljahre ist eine Hormonbehandlung jedoch notwendig.
Als Ursache kommt unter anderem ein genetischer Defekt in Frage. Frauen, die verfrüht in die Wechseljahre kommen, sollten daher auch ihre Töchter untersuchen lassen, damit bei diesen eine frühzeitige Behandlung möglich und ein früher Verlust der Fruchtbarkeit vermeidbar wird. Besonders wichtig ist die Klärung dieser Frage für eine spätere Familiengründung. Junge Frauen, deren Mütter schon früh in die Wechseljahre gekommen sind, sollten die Familienplanung deshalb auf einen früheren und sichereren Zeitraum legen, um spätere Kinderlosigkeit zu verhindern.
Operationen an den Eierstöcken und Strahlentherapien sind ebenfalls bekannte Auslöser der Wechseljahre – geschehen diese Behandlungen in frühen Jahren, können vorzeitige Wechseljahre die Folge sein. Ein weiterer Grund sind Erkrankungen der Organe, die an der Hormonproduktion beteiligt sind.
Raucherinnen erleben die Wechseljahre im Durchschnitt zwei Jahre früher als Nichtraucherinnen, und auch hier lässt sich der Prozess nicht mehr umkehren. Weitere mögliche Ursachen sind Autoimmunerkrankungen (bestimmtes Gewebe wird durch das eigene Immunsystem geschädigt), die unter Umständen erst durch die Untersuchungen bei verfrühten Wechseljahren diagnostiziert werden.
Frauen mit vorzeitigen Wechseljahren sollten sich einer Hormonersatztherapie unterziehen, da das Risiko für schwerwiegende Folgeerkrankungen stark erhöht ist. Vor allem die Gefahr einer Osteoporose ist hoch. Die Hormontherapie endet mit Erreichen des natürlichen Alters für die Wechseljahre, für gewöhnlich mit Anfang 50. Mit der Hormonersatztherapie wird der ursprüngliche hormonelle Status aber nicht wieder hergestellt. Schwere Folgeerkrankungen können allerdings weitgehend ausgeschlossen werden.
Eine Schwangerschaft ist mit dem Beginn der Wechseljahre nicht ausgeschlossen. Das gilt auch für Patientinnen mit einem frühzeitigen Einsetzen der Wechseljahre. Erst mit der Menopause, dem endgültigen Ausbleiben der Regelblutungen, findet kein Eisprung mehr statt. Der Beginn der Menopause kann nur rückblickend berechnet werden. Der Zeitpunkt des Beginns ist die letzte Menstruationsblutung, die mindestens ein Jahr zurückliegt.
Betroffene Frauen können unter den psychischen Auswirkungen leiden, die die verfrühten Wechseljahre mit sich bringen. Gerade das Problem, nach der frühen Menopause keine Kinder mehr bekommen zu können, macht den Patientinnen zu schaffen. Betroffene sollten sich nicht scheuen, mit Angehörigen und Freunden darüber zu sprechen und nötigenfalls Hilfe von einem Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen.
aktualisiert am 12.07.2018