Wechseljahresbeschwerden betreffen etwa 65 Prozent der Frauen in mehr oder weniger starker Ausprägung. Die Belastung muss aber niemand hinnehmen. Schließlich bietet bereits die Natur eine Vielzahl von Mitteln, die ausgleichend wirken und auch heftige Symptome abmildern können. Welche Pflanzen sind das und was gibt es bei der Einnahme zu beachten?
Pflanzen enthalten pharmakologische Wirkstoffe. Damit helfen sie sich selbst und wehren sich auch gegen Fressfeinde. Ihre Wirkstoffe können in kleiner Menge für Menschen und Tiere aber auch ein wirksames Medikament sein. Bei zu hoher Dosierung hingegen können sie eine toxische Wirkung entfalten. So verhindern die Pflanzen, dass sie von Tieren in existenzbedrohlicher Menge gefressen werden. Menschen machen sich die Wirkstoffe der Pflanzen zunutze. Selbst viele Mittel aus der Schulmedizin haben ihren Ursprung in der Pflanzenwelt.
Ebenso verhält es sich mit dem Einsatz von pflanzlichen Wirkstoffen in der Frauenheilkunde. Um die unangenehmen Begleiterscheinungen der Wechseljahre behandeln zu können, werden zum Beispiel Pflanzen empfohlen, die Hormone (Phytohormone) enthalten. Phytohormone werden aber immer wieder kritisch diskutiert, denn es fehlt an Langzeitstudien. Zudem gilt die Gabe von Hormonen während der Wechseljahre insgesamt als problematisch, da sie das Risiko von Erkrankungen erhöhen kann. Dennoch kann der Einsatz bei vielen Patientinnen sinnvoll und gerechtfertigt sein. Andere pflanzliche Wirkstoffe lindern direkt die Beschwerden während der Hormonumstellung, ohne Einfluss auf die Hormone zu nehmen.
Bei der Frage, ob Medikamente aus der Schulmedizin oder der Naturheilkunde stammen sollen, raten Ärzte bei leichten bis mittleren Beschwerden zunächst zu pflanzlichen Mitteln. Bei sehr starken Einschränkungen empfehlen sie Medikamente aus der Schulmedizin, weil der Leidensdruck sonst zu hoch werden kann. Frauen, die mit den Symptomen gut zurechtkommen, müssen sie nicht zwingend behandeln. Die typischen Wechseljahresbeschwerden sind kein Zeichen einer Erkrankung, sondern lediglich eine Folge starker hormoneller Schwankungen. Die Behandlungsbedürftigkeit setzt ein, wenn die Frau unter den Symptomen leidet.
Bei leichten bis mittleren gesundheitlichen Problemen in den Wechseljahren ziehen viele Frauen es vor, die Beschwerden natürlich zu behandeln. Pflanzliche Hilfe zur Behandlung von hormonellen Schwankungen findet sich auch in der Nahrung. Dazu gehören Leinsamen, Soja und Rotklee sowie Granatapfel. Sie alle enthalten Phytohormone (pflanzliche Substanzen mit Hormonwirkung) und können die Symptome der Wechseljahre lindern. Da es sich dabei nicht im eigentlichen Sinne um Medikamente handelt, gelten sie nicht als Arzneimittel, sondern als Nahrungsmittel beziehungsweise Nahrungsergänzungsmittel. Bei normalem Konsum geht von diesen Nahrungsmitteln keine gesundheitliche Gefährdung aus. Die Wirkung der pflanzlichen Östrogene oder Phytoöstrogene ist weniger stark, als das bei Mitteln aus der Schulmedizin der Fall ist. Dafür sind die Nebenwirkungen deutlich schwächer.
Wer die Inhaltsstoffe in konzentrierter Form zu sich nehmen möchte, sollte das vorab mit dem behandelnden Arzt besprechen. Es gibt aber auch eine Reihe von phytotherapeutischen Mitteln, die in Apotheken erhältlich sind.
Als gut erforscht gilt die Wirkung der Traubensilberkerze. Sie enthält ebenfalls die pflanzlichen Hormone (Phytoöstrogene). Ein Vorteil ist ihre breite Wirkungsweise. So werden Präparate mit Traubensilberkerze gegenpsychische Verstimmungen, Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche und weitere Begleitsymptome verschrieben. Dass die Mittel der Traubensilberkerze wirken, hat auch die WHO (Weltgesundheitsorganisation) bestätigt.
Gegen Unruhe hilft Baldrian. Baldrian ist als Tee oder auch in Form von Tabletten oder Kapseln erhältlich. Er ist gut verträglich und führt trotz seiner beruhigenden Wirkung nicht zu Abhängigkeit. Dabei hilft er nicht nur gegen Nervosität, sondern auch gegen Schlafstörungen. Bei der Einnahme von Baldrian ist zu beachten, dass hochdosierte Präparate die Reaktionsfähigkeit für einige Stunden beeinträchtigen können. Frauen, die sich für Baldrian entscheiden, sollten dieses Arzneimittel in einer Apotheke erwerben, da bei Billigangeboten die Konzentration zu niedrig sein kann. Baldrian hat sich vor allem in der Kombination mit Hopfen bewährt.
Johanniskraut ist als Pflanze ebenfalls für Frauen in den Wechseljahren geeignet. Die Wirkung ist so stark, dass die Wirkstoffe auch bei Depressionen zum Einsatz kommen. Die Einnahme sollte vorher mit einem Arzt besprochen werden, da Johanniskraut bei gleichzeitiger Einnahme mit anderen Medikamenten Wechselwirkungen auslösen kann. Außerdem steigt die Lichtempfindlichkeit. Damit sich die Wirkung von Johanniskraut entfalten kann, muss das Mittel über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
Salbei ist vor allem als Tee im Rahmen von Erkältungskrankheiten bekannt. Die Pflanze wirkt aber durch die adstringierende (zusammenziehende) Wirkung auch reduzierend auf die Schweißbildung und ist damit eine gute Ergänzung für Frauen mit Hitzewallungen und plötzlichem Schwitzen. Salbeitee ist als Arzneimitteltee in der Apotheke erhältlich. Wer die Pflanze im Garten hat, kann aus den Blättern selbst einen Tee aufbrühen. Zwei Tassen pro Tag sollten genügen.
Rhapontikrhabarber enthält ebenfalls bestimmte Phytoöstrogene und hilft gegen verschiedene Beschwerden im Rahmen der Wechseljahre. Besonders geeignet sind Präparate der Pflanze gegen Hitzewallungen, doch auch andere Beschwerden wie Schlafprobleme oder psychische Auswirkungen können gebessert werden. Die Medikamente werden aus der Wurzel der Pflanze gewonnen.
Es ist nicht zwingend erforderlich, den Arzt über die Einnahme phytotherapeutischer Mittel zu informieren - es ist aber sinnvoll. Das gilt vor allem für Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind oder bei denen ein erhöhtes Risiko einer Krebserkrankung besteht. Mit dem Absinken das Östrogenspiegels steigt das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht, dass Hormonpräparate das Risiko senken. Eher das Gegenteil ist der Fall. Auch vor diesem Hintergrund sind Pflanzenöstrogene nur nach Rücksprache mit dem Arzt einzusetzen.
Schwindel, Hitzewallungen (vor allem Nachtschweiß), Kopfschmerzen, Gliederschmerzen und Verdauungsstörungen sind in den Wechseljahren häufige Begleiterscheinungen. Die Symptome können einzeln oder in Kombination, aber auch im Rahmen von zum Teil schweren Erkrankungen auftreten. Frauen, bei denen diese Anzeichen vorliegen und im Verlauf der Zeit stärker werden, sollten einen Arzt hinzuziehen und die Ursache abklären. Grundsätzlich empfiehlt sich die regelmäßige Untersuchung durch einen Gynäkologen in den Wechseljahren auch dann, wenn keine Probleme auftreten. Grund ist, dass das Krebsrisiko in dieser Lebensphase leicht erhöht sein kann. Eine frühe Diagnose ermöglicht eine frühe Behandlung mit guten Heilungsaussichten.
aktualisiert am 24.04.2020