Wenn eine Frau in das Klimakterium (die Wechseljahre) kommt, wird ein Mangel an Östrogen als der wesentliche Auslöser der gängigen Beschwerden angesehen. Doch „zu viel“ Östrogen kann ebenfalls zu Problemen führen. Ein Begriff, der in dem Zusammenhang oft verwendet wird, ist die Östrogen-Dominanz. Wann kommt es während der Wechseljahre zur sogenannten Östrogen-Dominanz und wie wirkt sich dies auf den Körper der betroffenen Frauen aus?
Technisch gesehen handelt es sich bei einer Östrogen-Dominanz nicht um einen absolut zu hohen Wert. Vielmehr ist hierbei von einer relativen Dominanz im Vergleich zu einem anderen wichtigen Hormon im Körper der Frauen die Rede, dem Progesteron. Eine Östrogen-Dominanz und ein Östrogenmangel schließen sich also nicht aus. Einige Ärzte und Therapeuten gehen davon aus, dass es nicht der Östrogenmangel als solches, sondern das relative Übermaß an Östrogen ist, welches die allgemein bekannten Wechseljahresbeschwerden nach sich zieht. Was bedeutet dies genau?
Von der Umstellung des weiblichen Hormonhaushalts während der Wechseljahre ist nicht nur das Hormon Östrogen betroffen. Auch die Menge an Progesteron, die im Körper der Frauen produziert wird, verändert sich. Wie der Körper wiederum auf die Umstellung des Geschlechtshormon-Haushalts reagiert, ist von den absoluten Hormonmengen sowie deren Relation zueinander abhängig.
Wenn sowohl das Östrogen als auch das Progesteron verringert sind, kann es dennoch zu einer Östrogen-Dominanz kommen. Dies bedeutet, dass die Konzentrationen beider Hormone im Körper verringert sind, die Menge an Progesteron aber noch geringer ausfällt. Im Vergleich zum Progesteron ist das Östrogen somit „dominant“. Von diesem Phänomen sind viele Frauen in der Zeit der Wechseljahre betroffen. Ihr Progesteron-Spiegel sinkt so stark ab, dass selbst das gesunkene Östrogen-Niveau im Verhältnis zum Progesteron verstärkt wirkt.
Eine Östrogen-Dominanz kann somit unabhängig vom absoluten Östrogenspiegel vorherrschen. Alles, worauf es ankommt, ist, dass das Östrogen im direkten Vergleich zum Progesteron stärker als normal überwiegt. Daher könnte anstatt von einer Östrogen-Dominanz auch von einem (relativen) Progesteron-Mangel die Rede sein.
Ob die Wechseljahresbeschwerden tatsächlich von einer Östrogen-Dominanz bedingt sind, ist jedoch unklar und wird unter Medizinern diskutiert. Der Sachverhalt ist wissenschaftlich nicht bestätigt. Die Schulmedizin erkennt die Östrogen-Dominanz als Konzept zur Symptom-Entstehung in den Wechseljahren im Allgemeinen nicht an. Vielmehr werden die charakteristischen Beschwerden in den Wechseljahren allein mit dem sinkenden Östrogenwert in Verbindung gebracht.
Eine „normale“ Östrogendominanz findet sich im Zyklus der Frau zwischen der Monatsblutung und dem Eisprung. Der Östrogenwert ist zu dieser Zeit verhältnismäßig hoch und der Progesteronwert niedrig.
Zu einer Östrogen-Dominanz kann es ansonsten nicht nur während der Wechseljahre kommen. Während der Pubertät schlagen sich viele junge Mädchen mit derartigen Beschwerden herum. Bei Frauen, die sich bereits im fortpflanzungsfähigen Alter befinden, wird eine Östrogen-Dominanz von manchen Ärzten auch mit dem Prämenstruellen Syndrom in Zusammenhang gebracht, welches für die Stimmungsschwankungen der Frauen verantwortlich gemacht wird. Im äußersten Fall können Eisprünge bei zu hohem Östrogen ausbleiben und eine Unfruchtbarkeit der Frau kann die Folge sein.
Wenn die Frauen das 40. Lebensjahr schon überschritten haben, kann die Östrogen-Dominanz die ersten Wechseljahresbeschwerden zur Folge haben. Diese begleiten die betroffenen Frauen häufig noch bis in ein recht hohes Alter.
Die Symptome, die diese veränderten Hormonwerte auslösen können, sind vielfältig. Symptome der Östrogen-Dominanz werden teilweise für Symptome eines Östrogenmangels gehalten. Dabei sind die folgenden Beschwerden häufig auf eine Östrogen-Dominanz zurückzuführen:
Äußere Faktoren können sich auf die Ausprägung der Östrogen-Dominanz auswirken. In vielen tierischen Nahrungsmitteln kommen Östrogene als sogenannte Mastmittel vor. Noch dazu verschreiben Mediziner ihren Patientinnen während der Wechseljahre mitunter Medikamente, die Östrogene enthalten. Die Mittel können zu einer Östrogen-Dominanz führen beziehungsweise das Problem entsprechend verstärken.
Zu dem Beschwerdebild können Nahrungsergänzungsmittel mit pflanzlichen Östrogenen (Phytoöstrogenen) wie beispielsweise Rotklee oder Soja beitragen. Dies kann zu noch hartnäckigeren Wechseljahresbeschwerden führen. Während die Östrogen-Dominanz vielen Ärzten in Großbritannien und den USA bereits ein Begriff ist, ist dies in Deutschland häufig nicht der Fall. Eine entsprechende Behandlung bleibt damit oft aus. Aus Sicht der Wissenschaftsmedizin hat die Östrogen-Dominanz in den Wechseljahren jedoch ohnehin allgemein keine Bedeutung.
Pflanzliche Mittel bieten sich zur Behandlung einer leichten Östrogen-Dominanz an. Sie enthalten zum Teil Phytohormone, also pflanzliche hormonähnliche Stoffe. Im Fall dieses Beschwerdebildes kommen Mittel zum Einsatz, die eine vergleichbare Wirkung wie Progesteron erzielen. Nahrungsergänzungsmittel, die aus folgenden Heilpflanzen hergestellt werden, sind daher relevant:
Ausdauersportarten, regelmäßige Bewegung oder Yoga sind zudem empfehlenswert, um den Hormonspiegel zu normalisieren.
aktualisiert am 13.05.2019