Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen in den Industrieländern. Durchschnittlich erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 70.000 Frauen neu an Brustkrebs (Mammakarzinom). Das Risiko für Brustkrebs steigt mit dem Lebensalter. Frauen unter 40 sind von hormonabhängigen Tumoren der Brust eher selten betroffen. Danach wird die Rate an Brustkrebsfällen höher. Das durchschnittliche Alter, in dem Frauen an Brustkrebs erkranken, beträgt etwa 65 Jahre. Damit tritt der Tumor bei vielen Patientinnen erst nach der Zeit der Wechseljahre auf. Von einer Brustkrebserkrankung nach den Wechseljahren sind etwa 70 von insgesamt 1000 Frauen betroffen. In einem höheren Alter sinkt das Risiko wieder ein wenig. Dennoch sind im Vergleich zu vielen anderen Krebsarten häufiger etwas jüngere Patientinnen sowie auch Frauen in den Wechseljahren betroffen.
Das Risiko für Brustkrebs lässt sich nicht direkt mit den Wechseljahren in Verbindung bringen. Mehrere Risikofaktoren treffen jedoch besonders auf Frauen in diesem Lebensabschnitt zu. Dazu gehört das Lebensalter, die Hormonersatztherapie (HET) oder ein Bewegungsmangel und Übergewicht. Demnach lässt sich das insgesamt steigende Risiko in den Wechseljahren zumindest teilweise erklären.
Die Ursachen für Brustkrebs sind bei einzelnen Betroffenen meist unklar. Allerdings lassen sich viele Risikofaktoren angeben. Es ist davon auszugehen, dass sie sich gegenseitig verstärken und damit das Risiko der Erkrankung erhöhen. Zu diesen Faktoren gehören:
Jedoch konnten noch längst nicht alle möglichen Risikofaktoren identifiziert werden.
Frauen mit einer überdurchschnittlichen Anzahl an abgelaufenen Menstruationszyklen haben eine erhöhte Rate an Brustkrebs. Das bedeutet, dass das Risiko bei frühem Beginn der Monatsblutungen im Leben und bei spätem Eintritt in die Wechseljahre steigt. Daraus lässt sich ableiten, dass ein über lange Zeit schwankender Spiegel von Hormonen wie Östrogen und Progesteron das Risiko von Brustkrebs steigert.
In vielen Fällen von Brustkrebs handelt es sich um Tumore, die durch den Hormonhaushalt stark beeinflusst werden. Dies ist auch der Grund, weshalb bei der Therapie (insbesondere zur Vorbeugung von Rückfällen) Medikamente gegeben werden, die die Hormonspiegel herabsenken. Das Zusammenspiel der Hormone und die Bedeutung bei der Entwicklung von Brustkrebs ist allerdings vielschichtig und nicht in allen Einzelheiten bekannt.
Nach den Wechseljahren „beruhigt“ sich das Hormonsystem der Frau und es kommt kaum noch zu Veränderungen des Drüsengewebes in der Brust. Entsprechend tritt bei Frauen im höheren Alter etwas seltener eine Brustkrebserkrankung neu auf.
Bezüglich der Hormontherapie (HET) lässt sich sagen, dass vor allem die Kombinationsbehandlung mit Östrogen und Gestagen das Risiko steigert, einen Brustkrebs oder auch einen Eierstockkrebs zu entwickeln. Das gilt besonders bei einer Therapiedauer von fünf Jahren oder länger. Nach einer Hormonersatztherapie geht das Risiko im Laufe einiger Jahre wieder auf den „Normalwert“ zurück. Die Hormontherapie in den Wechseljahren hat dennoch für viele Patientinnen einen hohen Nutzen, wenn sie nicht über einen zu langen Zeitraum durchgeführt wird. Sie wirkt gegen starke Wechseljahresbeschwerden wie beispielsweise Hitzewallungen und senkt für einige andere Erkrankungen das Risiko. Die Wahrscheinlichkeit von Leiden wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Osteoporose, Darmkrebs oder Alzheimer geht als Nebeneffekt zurück.
Eine generelle HET kommt für die betroffenen Frauen aber nicht in Frage. Anzudenken ist die lokale Anwendung von hormonhaltigen Cremes zur Linderung der Symptome. Allerdings besteht keine Einigkeit über die Risiken. Auch zum Umgang mit Phytohormonen, pflanzlichen Hormonen, wie sie sich zum Beispiel in Sojapflanzen finden, besteht keine letztendliche Sicherheit zu Risiken oder zum Erfolg.
Patientinnen mit Brustkrebs wird zumeist eine Antihormontherapie empfohlen, wenn es sich um eine Form von Brustkrebs handelt, die hormonabhängig ist. Die Antihormontherapie löst bei den Patientinnen zwangsläufig Wechseljahresbeschwerden aus. Zu den eingesetzten Mitteln gehört das Medikament Tamoxifen. Die unangenehmen Nebenwirkungen können sogar bei Frauen auftreten, die die Wechseljahre bereits überwunden hatten. Bei jüngeren Frauen sind die Reaktionen weitaus heftiger, denn die Hormonproduktion stoppt sofort.
Die Prognose von Brustkrebs wird immer besser, was an den verbesserten Behandlungsmethoden und an den Früherkennungsmaßnahmen liegt. Die fachlich fundierte Aufklärung kann das Risiko einer Krebserkrankung deutlich reduzieren. Das gilt besonders für Frauen in den Wechseljahren, denn in dieser Phase sind Frauen stärker gefährdet als in der ersten Lebenshälfte. Früherkennung, aber auch Prävention spielen daher in diesem Lebensalter eine bedeutende Rolle. In Deutschland werden Maßnahmen zur Früherkennung im Alter von 50 bis 69 Jahren für Frauen bereitgestellt und von den Krankenkassen übernommen.
Bei der ärztlichen Krebsvorsorgeuntersuchung weist der Arzt die Patienten auf die erhöhten Risikofaktoren hin. Er wird sie nach ihren Lebensgewohnheiten befragen und sie mit Hinweis auf das Krebsrisiko vor den Gefahren von Alkohol, Nikotin, Übergewicht und Bewegungsmangel warnen. Frauen, die noch nicht in den Wechseljahren sind, sollten ihre Lebensweise so früh wie möglich anpassen.
Frauen, die folgende Anzeichen an ihrer Brust feststellen, sollten sich beim Arzt vorstellen:
Anfang 2017 wurden die Ergebnisse einer Studie des Fred Hutchinson Krebsforschungszentrums veröffentlicht, bei der es um den Zusammenhang zwischen Brustkrebs und Hitzewallungen geht. In diesem Rahmen wurden etwas über 1400 Frauen untersucht. Knapp 1000 von ihnen waren an Brustkrebs erkrankt. Die Frauen wurden zu ihren Lebensumständen und den Symptomen befragt, die den Wechseljahren zugeordnet werden können, wie Hitzewallungen, Zwischenblutungen, Scheidentrockenheit, Depressionen und Schlafstörungen, wie auch zur Einnahme von Hormonen im Rahmen einer Hormonersatztherapie. Dabei stellte sich heraus, dass die Frauen, die während der Wechseljahre unter starken Hitzewallungen gelitten hatten, ein um 40 bis 60 Prozent reduziertes Risiko haben, an zwei bestimmten Brustkrebsformen zu erkranken (invasives lobuläres und invasives duktales Mamakarzinom). Dabei handelt es sich um Krebserkrankungen, die durch Hormone beeinflusst werden.
Die teilweise in den Medien geäußerte Behauptung, die Hitzewallungen könnten ein Schutzmechanismus des Körpers gegen eine Krebserkrankung sein, ist gewagt, gerade vor dem Hintergrund, dass die Hitzewallungen die Folge der starken Hormonschwankungen und damit eine normale Reaktion sind. Eine mögliche Schlussfolgerung aus der Erkenntnis kann sein, dass ein erniedrigter Östrogenspiegel vor der Entstehung von Brustkrebs schützen könnte. Frauen sollten daraus aber nicht ableiten, dass sie extreme Hitzewallungen aushalten müssen, damit sie nicht an Brustkrebs erkranken.
Viele Faktoren sind als Risikofaktoren für eine Krebserkrankung noch nicht erforscht und vielleicht finden sich die endgültigen Antworten auch in Zukunft nicht. Die Lebensweise obliegt in weiten Teilen der Eigenverantwortung und hier bietet die Forschung viele wertvolle und nachvollziehbare Ansätze, um das Risiko von Krebs zu senken.
aktualisiert am 03.09.2018