Die Wechseljahre dauern mehrere Jahre und gehen aufgrund der Hormonschwankungen mit mehr oder weniger starken physischen und psychischen Symptomen einher. Bei sehr schweren Begleiterscheinungen wie Hitzewallungen mit Nachtschweiß, depressiven Verstimmungen, Schlafstörungen und Wassereinlagerungen kann eine Behandlung notwendig werden, denn nehmen die Symptome überhand, leidet die Lebensqualität. Die Frauen sind im schlimmsten Fall phasenweise nicht in der Lage, ihren Alltag zu bewältigen. Ärzte können dann eine Hormonersatztherapie empfehlen, wofür allerdings ein sorgfältiges Abwägen der Vor- und Nachteile notwendig ist. Eine mögliche Alternative sind pflanzliche Hormone. Ob deren Einnahme sinnvoll ist, wird unter Fachleuten jedoch strittig diskutiert.
Eine Hormonersatztherapie (HET) kann die Wechseljahre nicht aufhalten. Sie kann aber die Symptome deutlich lindern, die durch die Hormonschwankungen ausgelöst werden. Die Mittel enthalten Östrogen und Gestagen oder ausschließlich Östrogen und sind als Gel, Tabletten, Pflaster oder Spritze erhältlich. Je nach Darreichungsform muss die Aufnahme täglich oder ein- bis zweimal pro Woche erfolgen. Die Einnahme der Hormone ist aber mit Risiken verbunden, denn Hormonpräparate erhöhen das Risiko für einen Schlaganfall, für Thrombosen oder auch Erkrankungen der Gallenblase. Die Risiken sind umso höher, je länger die Einnahme erfolgt. In diesem Zusammenhang kommt es zudem zu einem Anstieg der Rate von Brustkrebs und Lungenkrebs. Bevor die Hormonersatztherapie angewendet wird, muss aufgrund der möglichen Nebenwirkungen genau überlegt werden, ob der Nutzen die Anwendung rechtfertigt.
Eine pflanzliche Hormonersatztherapie kann die Symptome der Wechseljahre lindern. Sie ist aber kein identischer Ersatz mit gleichstarker Wirkung. Pflanzliche Hormone werden über die Nahrung aufgenommen, weil sie in bestimmten Nahrungsmitteln in hoher Konzentration enthalten sind, wie das bei Leinsamen oder Soja der Fall ist. Sie sind aber auch als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich. Zu nennen ist hier vor allem Rotklee.
Die enthaltenen pflanzlichen Hormone sind auch als Phytoöstrogene bekannt. Eine weitere Bezeichnung lautet Isoflavone (oder isolierte Flavone). Wirkstoffe wie Genistein und Daidzein gehören dazu. Diese Substanzen weisen Ähnlichkeiten mit dem weiblichen Hormon Östrogen auf. Die pflanzlichen Hormone imitieren zum Teil die Wirkung von Östrogen, zum Teil blockieren sie die eigentliche Wirkung aber auch.
Die natürlichen Hormone aus Rotklee, Soja oder weiteren Pflanzen können Erscheinungen wie Hitzewallungen oder Schwitzattacken lindern und günstig für das Herz-Kreislaufsystem sein. Möglicherweise haben sie eine schützende Wirkung gegenüber Krebs.
Was sich als einfache Alternative anhört, birgt aber auch Nachteile. Einen direkten Nachweis für die Wirksamkeit pflanzlicher Östrogene gibt es nämlich nicht. Zudem ist für die Frau nicht erkennbar, wie viele pflanzliche Hormone das Nahrungsmittel tatsächlich enthält, denn die strengen Bedingungen, die für Arzneimittel gelten, kommen hier nicht zur Anwendung. Bei Nahrungsergänzungsmitteln finden sich zwar Hinweise auf der Verpackung. Allerdings sind die Empfehlungen zum Bedarf von Hersteller zu Hersteller abweichend. Die niedrigste Empfehlung liegt bei 20 mg, die höchste bei 150 mg pro Tag. Diese Empfehlungen sind wissenschaftlich nicht untermauert. Die Mengenangaben liefern zudem keine Informationen darüber, welche Arten von Isoflavonen enthalten sind.
Pflanzliche Hormone enthalten isolierte Flavone. Bei sehr hoher Dosierung besteht das Risiko, dass sie die Schilddrüse in ihrer Wirkung stören. Durch eine Hormonersatztherapie steigt das Risiko einer Krebserkrankung an, was auch für die Aufnahme von pflanzlichen Hormonen gilt. Abzuraten ist von einem umfangreichen Konsum von Nahrungsmitteln mit Pflanzenhormonen, wenn bereits eine Krebserkrankung besteht. Das Bundesinstitut für Risikobewertung warnt daher vor einer übermäßigen Aufnahme pflanzlicher Hormone. Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung ist jedoch nichts gegen den Verzehr von Soja und weiteren Nahrungsmitteln zu sagen, die Phytoöstrogene enthalten.
In Studien ist es bislang nicht gelungen, nachzuweisen, ob östrogenhaltige Nahrungsmittel geeignet sind, die Symptome durch die Hormonschwankungen zu lindern. Beobachtungen zeigen, dass einige Frauen gleich zu Beginn eine Verbesserung der Symptome beobachten. Allerdings zeigt sich dann auch, dass die Nebenwirkungen der Wechseljahre bei längerer Einnahme von pflanzlichen Hormonen wieder auftreten.
Mit den Wechseljahren steigt das Risiko einer Osteoporose. Bei einer Osteoporose kommt es zu Knochenbildungsstörungen. Die Knochendichte lässt nach und das Risiko von Brüchen und schmerzhaften entzündlichen Prozessen steigt. Die Knochen können sich auch „verbiegen“. Osteoporose hat vor allem im Bereich der Wirbelsäule gravierende Folgen. Bei einer Osteoporose stellt sich die Frage nach einer HET (Hormonersatztherapie) daher besonders dringlich. Pflanzliche Hormone gelten unter einigen Fachleuten als förderlich für die Knochenstabilität. Allerdings reicht hier die Einnahme von natürlichen Hormonen aus der pflanzlichen Nahrung nicht aus. Bei einer Osteoporose-Diagnose ist es wichtig, möglichst früh mit einer Behandlung zu beginnen und die Prozesse aufzuhalten. Die Ernährung nimmt einen Einfluss auf den Knochenschwund. Allerdings steht hier nicht das Östrogen an erster Stelle, sondern besonders Calcium erweist sich als vorteilhaft.
Die Auswirkungen der Wechseljahre sind von vielen Faktoren abhängig. Dazu gehören in erster Linie Hormone. Aber auch die gesamte Konstitution des Körpers beeinflusst die Nebenwirkungen der Wechseljahre, wie sich vor allem am Beispiel der Osteoporose zeigt. Deshalb ist betroffenen Frauen zu raten, zunächst einmal zu testen, ob mehr Bewegung, Entspannungsprogramme und eine leichte Ernährung nicht schon ausreichen, das Wohlbefinden zu steigern. In den meisten Fällen treten die störenden Begleiterscheinungen auch nur phasenweise auf, sodass Nutzen und Risiken einer Behandlung sorgfältig gegeneinander abgewägt werden sollten. Auch wenn die Wechseljahre keine Erkrankung sind, so sind sie doch eine mehrjährige Phase des Umbruchs, die mit erheblichen gesundheitlichen Einschränkungen einhergehen kann. Regelmäßige Kontrolluntersuchungen mit Blutdruckkontrolle, Messung der Knochendichte, des gynäkologischen Raums und der Schilddrüsenfunktion sollten selbstverständlich sein. Es empfiehlt sich außerdem, Nahrungsmittel mit pflanzlichen Östrogenen in den Speiseplan aufzunehmen und zu beobachten, ob sich eine Besserung einstellt.
aktualisiert am 16.03.2020