Aufgrund verschiedener Ursachen kann sich bei neugeborenen männlichen Säuglingen, bei Jungen und bei Männern eine Flüssigkeitsansammlung im Hodensack bilden. Als Hydrozele oder Wasserbruch bezeichnet, kann die Flüssigkeitsansammlung angeboren sein oder sich durch äußere Faktoren entwickeln. Im ersten Moment liegt die Entfernung der Flüssigkeit über einen Einstich (Punktion) als Behandlung der Hydrozele nahe. Allerdings sehen Urologen heute häufig davon ab, die Flüssigkeitsansammlung zu punktieren. Stattdessen wird auf eine operative Therapie gesetzt. Was steckt hinter dieser Ansicht?
Bei der Hydrozele handelt es sich um sogenannte seröse Flüssigkeit, die sich
entwickeln kann. Hinsichtlich der Behandlung dieses Wasserbruchs ist der Verdacht nahe liegend, dass es zuerst darum geht, die Flüssigkeit zu entfernen. Dies kann mit einer Punktion geschehen. Die Punktion wird mit einer sterilen Hohlnadel durchgeführt. Letztere wird in die Hydrozele eingeführt und die Flüssigkeit durch die Hohlnadel entfernt.
Dieses Behandlungsverfahren weist zunächst Vorteile auf. Mithilfe der Punktion kann der Arzt dem Patienten sofort Linderung verschaffen. Und das Verfahren ist unkompliziert und bei weitem nicht mit dem Aufwand zu vergleichen, den ein operativer Eingriff nach sich zieht.
Dass Fachärzte – sprich Urologen – heute die Punktion als eine eher veraltete Behandlung der Hydrozele ansehen, hat natürlich Gründe:
Grundsätzlich gilt die Punktion heute nicht mehr als das Mittel der Wahl. Neben dem Infektionsrisiko ist die Tatsache, dass sich ein Rezidiv (Rückkehr der Hydrozele) entwickeln kann, ein Argument gegen die Punktion. Einen gewissen Erfolg verspricht der Eingriff dennoch bei bestimmten Formen des Wasserbruchs, nämlich bei nicht-kommunizierenden Hydrozelen, die über keine Verbindung in den Bauchraum verfügen. Hier kann die Punktion zumindest für einige Zeit Erleichterung verschaffen.
Heute gängige Praxis in der Behandlung einer Hydrozele sind operative Eingriffe. Es muss aber nicht grundsätzlich dazu kommen. Eine Hydrozele kann sich spontan wieder zurückbilden – wenn die Grunderkrankung ausheilt. Dies gilt für sekundäre Formen, die zum Beispiel durch eine Entzündung oder eine Verdrehung der Hoden entstehen.
Dass Ärzte auch bei primären (angeborenen) Hydrozelen bei Säuglingen abwarten, hängt mit der Möglichkeit zusammen, dass sich der Kanal in den Bauchraum nach der Geburt noch schließen kann. Sofern die Rahmenbedingungen für eine OP sprechen, wird für die primäre Hydrozele der Eingriff so vorgenommen, dass diese Verbindung verödet – und auf diese Weise keine Flüssigkeit mehr nachlaufen kann.
Natürlich können im Zusammenhang mit den operativen Behandlungen Komplikationen wie Infektionen, Wundheilungsstörungen oder Verletzungen des OP-Umfelds auftreten. Im Fall einer kommunizierenden Hydrozele, bei der sich die Verbindung zur Bauchhöhle von alleine nicht verschließt, ist der operative Eingriff allerdings die einzige Möglichkeit, um die Ursache für deren Entstehen zu behandeln.
aktualisiert am 05.06.2020