Die Bezeichnung Wasserbruch oder Hydrozele benutzt die Medizin für eine Flüssigkeitsansammlung im Bereich des Hodensacks. Je nach Ursache werden verschiedene Formen der Hydrozele unterschieden. Bemerkbar macht sich die Flüssigkeitsansammlung durch eine weiche, im Allgemeinen schmerzlose, Schwellung des Hodensacks. Neben der Entstehung durch Traumen (Verletzungen) oder Entzündungen kann eine Hydrozele angeboren sein. Angeborene Wasserbrüche bilden häufig kommunizierende Hydrozelen. Der Ausdruck kommunizierend bedeutet, dass der Wasserbruch eine Verbindung zu anderen Flüssigkeitshöhlen aufweist, in diesem Fall zur Bauchhöhle hin.
Flüssigkeitsansammlungen in der Hodenhülle treten bei ein bis zwei Prozent der männlichen Neugeborenen auf. Eine umgehende operative Behandlung ist bei der Hydrozele häufig nicht erforderlich, da sich die Flüssigkeitsansammlung in der überwiegenden Zahl der Fälle wieder selbständig zurückbildet. Voraussetzung hierfür ist, dass nicht ständig neue Flüssigkeit in die Hodenhülle eindringt – es sich also um eine nichtkommunizierende Variante handelt.
Kommunizierende Hydrozelen entstehen, wenn es zu einer Fehlentwicklung im Verlauf der Embryonalentwicklung – speziell des Hodenabstiegs (Descensus testis) – kommt. In dessen Verlauf wandert eine Aussackung des Bauchfells mit durch den Leistenkanal in den Hodensack. Bezeichnet als Scheidenhautfortsatz (Processus vaginalis), verödet die Verbindung zwischen Aussackung und Bauchfell in der Regel.
Der um den Hoden verbleibende Teil bildet – bei normaler Entwicklung – die Hodenhülle. Dabei entstehen das Eingeweideblatt (liegt direkt am Hoden an) und das Wandblatt. Durch die Hodenhülle bleibt der Hoden selbst verschiebbar. Bei einer kommunizierenden Hydrozele ist der Schritt der Verödung gestört – es bleibt eine Verbindung zwischen der Hodenhülle und dem Bauchfell bestehen.
In der Folge kann Flüssigkeit aus dem Bauchraum durch die Verbindung im Leistenkanal in die Hodenhülle eindringen. Selbst wenn der Körper einen Teil dieser Flüssigkeit abbaut, fließt immer neue seröse (aus dem Blutserum entstehende) Flüssigkeit nach. Schließt sich die Verbindung in den ersten Lebensjahren nicht, liegt hierin ein Anlass für eine Operation vor.
Für den Ablauf der weiteren Behandlung muss zuerst klar diagnostiziert werden, um welche Form der Hydrozele es sich handelt. Zuerst muss festgestellt werden, ob eine angeborene (primäre) oder erworbene (sekundäre) Hydrozele besteht. Die sekundäre Hydrozele entsteht unter anderem durch:
Der Zeitpunkt des Auftretens ist ein erster Hinweis auf die Frage, ob es sich um eine primäre (angeborene) oder erworbene (sekundäre) Hydrozele handelt. Bei Neugeborenen oder Kleinkindern ist der Verdacht Richtung angeborene Hydrozele naheliegend – und damit oft auf eine kommunizierende Hydrozele.
Das frühe Auftreten ist nur ein Merkmal der kommunizierenden Hydrozele. Der Wasserbruch fühlt sich weich an und kann eine erhebliche Größe erreichen. Speziell bei wiederkehrenden Hydrozelen ist an die kommunizierende Hydrozele zu denken. Wichtig bei der Diagnostik ist: Größenveränderungen des Hodensacks können den Verdacht einer Krebserkrankung aufkommen lassen. Anders als bösartige Tumore lassen Hydrozelen allerdings Lichtstrahlen passieren. Daher kann die Untersuchungsmethode der Transillumination (Durchleuchtung) zur Unterscheidung verwendet werden. Bezüglich der Diagnose kommen weitere Verfahren zum Einsatz, um angeborene und sekundäre Hydrozele sowie andere Erkrankungen voneinander abgrenzen zu können.
Grundsätzlich sehen die Leitlinien der Kinderchirurgie für die Hydrozele in den ersten 12 Monaten eine abwartende Haltung seitens der behandelnden Ärzte vor. Hierbei geht es um die Erwartung, dass der Wasserbruch spontan ausheilt.
Da eine Hydrozele häufig keine Komplikationen nach sich zieht, wird über die operative Behandlung von Fall zu Fall unterschieden. In der Regel wird bei Wasserbrüchen, die sich nicht nach einem bis anderthalb Jahren zurückbilden, eine Operation empfohlen. Heute sind die OP-Techniken fortgeschritten, dass Eingriffe – je nach Einzelfall – ambulant vorgenommen werden können.
Operiert wird die Hydrozele über den Hodensack. Dabei schließt der Operateur die nicht verödete Aussackung des Bauchfells in den Hodensack (Processus vaginalis). Nach erfolgtem Eingriff wird das OP-Feld wieder verschlossen.
Bei einer Operation der kommunizierenden Hydrozele kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. Wundinfektionen oder mögliche Rezidivierungen (Wiederkehr des Beschwerdebilds) sind als Komplikationen in den Leitlinien beschrieben.
aktualisiert am 15.12.2017