Als Hydrozele wird in der Medizin eine Ansammlung von Flüssigkeit im Bereich der Hoden bezeichnet. Je nach genauer Lokalisation der Flüssigkeitsansammlung werden verschiedene Formen der Hydrozele unterschieden. Die Erkrankung, die auch Wasserbruch genannt wird, muss bei Patienten keine Schmerzen verursachen, sollte aber immer fachärztlich abgeklärt werden. Entsprechend der Entstehung ist eine Unterscheidung in die primäre Hydrozele und einen sekundären Typ gebräuchlich. Bei der primären Hydrozele handelt es sich um eine angeborene Form, bei der sekundären Hydrozele hingegen um eine erst später im Leben entstehende Erkrankung.
Flüssigkeitsansammlungen zwischen dem Hoden und der diesen umgebenden Hülle sind oft keine dringend notfallmedizinisch behandlungsbedürftigen Erkrankungen. Bei einem Teil der Patienten besteht sogar die Möglichkeit, dass sich eine Hydrozele von selbst – also spontan – wieder zurückbildet.
Eine angeborene Hydrozele (wird auch als primäre Hydrozele bezeichnet) entsteht durch eine Fehlentwicklung während der Embryonalzeit. Die primäre Hydrozele hat folgenden Hintergrund: Der Hoden (Testikel oder Testis) entwickelt sich im Bauchraum und wandert im Verlauf der Schwangerschaft nach unten. Dieser sogenannte Hodenabstieg wird als Descensus testis bezeichnet. Hierbei passiert der Hoden auf seinem Weg in den Hodensack (Skrotum) den Leistenkanal. Dabei wird der Hoden von einer Aussackung des Bauchfells (Scheidenhautfortsatz oder Processus vaginalis) begleitet. Bei normaler Embryonalentwicklung verödet diese Aussackung des Bauchfells, sie bildet eine um den Hoden liegende Haut beziehungsweise die seröse Hodenhülle. Dabei entsteht ein Spaltraum durch die Umstülpung der Processus vaginalis. Der direkt den Hoden überziehende Teil wird später als Lamina visceralis oder Eingeweideblatt bezeichnet – der äußere Teil als Wandblatt oder Lamina parietalis. Die Aufgabe der Hodenhülle besteht darin, den Hoden im Hodensack beweglich zu halten. Bei der angeborenen Hydrozele wird diese Entwicklung gestört. In der Folge bleibt eine Verbindung zum Bauchraum bestehen und die Hodenhülle füllt sich mit Flüssigkeit.
Während sich eine primäre Hydrozele bereits sehr früh bemerkbar macht, können Flüssigkeitsansammlungen auch im späteren Verlauf auftreten. Sekundäre Hydrozelen bilden sich erst im Laufe des Lebens heraus. Sie können aufgrund verschiedener Faktoren entstehen. Dazu gehören unter anderem:
Die genaue Ursache lässt sich nicht immer abschließend klären. Allerdings ist hier davon auszugehen, dass zwischen der gebildeten und resorbierten (vom Gewebe wieder aufgenommenen) Hodenflüssigkeit ein Ungleichgewicht entsteht. Dieses kann sich auch nach Operationen entwickeln.
Aufgrund der unterschiedlichen Ursachen und Entstehung unterscheidet sich auch das klinische Bild, also die Symptome der Hydrozelen. Ein angeborener (primärer) Wasserbruch fühlt sich weich an, bleibt häufig schmerzfrei und kann bei der Diagnose eine erhebliche Größe erreicht haben. Der Hoden ist in diesem Fall nur schwer tastbar. Im Frühstadium ist er noch leicht zu ertasten. Eine erworbene (sekundäre) Hydrozele ist ebenfalls weich, in der Größenentwicklung allerdings oft begrenzt und der Hoden bleibt tastbar.
Für den behandelnden Arzt ist natürlich wichtig zu erfahren, um welche Art Hydrozele es sich bei einem Patienten handelt. Das Alter ist ein erster Hinweis, da Erwachsene und Jugendliche vorrangig unter der sekundären Hydrozele leiden. Hinzu kommt, dass die Anamnese – also die Erhebung der Krankengeschichte – in vielen Fällen eine Unterscheidung erlaubt. Trotzdem wird in der Diagnose zu verschiedenen Verfahren gegriffen. In ersten Untersuchungen können Ausdehnung und Auftreten der Hydrozele schließlich auch den Verdacht in Richtung bösartige Tumorerkrankungen der Hoden aufkommen lassen. Dieser Verdacht muss diagnostisch – zum Beispiel mithilfe der Transillumination (Durchleuchtung) – ausgeschlossen werden. Das hat folgenden Hintergrund: Ein Tumor würde Licht abschirmen, die Hydrozele lässt das Licht einer starken Lichtquelle dagegen passieren.
Die angeborene und die erworbene Hydrozele unterscheiden sich nicht nur in Bezug auf die Ursachen. Auch im Hinblick auf die Behandlung ergeben sich Unterschiede. Bei einer primären Hydrozele kann – sofern sie beim Neugeborenen erkannt und noch nicht sehr groß ist – zuerst abgewartet werden. Es besteht die Chance, dass sich die Verbindung zur Bauchhöhle noch von selbst schließt. In diesem Fall bildet sich die Hydrozele von selbst zurück. Andernfalls wird diese Verbindung operativ geschlossen. Nimmt die Flüssigkeitsansammlung zu und würde die Hydrozele unbehandelt bleiben, kann dies Auswirkungen – etwa auf das Wachstum der Hoden – haben.
Die sekundäre Hydrozele wird zuerst über die Grunderkrankung behandelt. Sobald diese abklingt, ist auch mit der Rückbildung der Hydrozele zu rechnen. Ist dies nicht der Fall, wird auch hier eine OP nötig. Durch den Behandler wird die Flüssigkeit entfernt und die Hodenhülle eventuell weiter bearbeitet (die Hydrozele zum Teil entfernt oder vernäht).
aktualisiert am 05.06.2020