Prof. Schaper: Wir arbeiten hier im Giftnotruf als Ärzte und sind keine Biologen. Aber ein ganz wichtiger Punkt ist, zwischen Lamellenpilzen und Röhrenpilzen zu unterscheiden. Diese Unterscheidung ist deshalb so wichtig, da Lamellenpilze potenziell gefährlich oder sogar tödlich sein können, wie zum Beispiel der Knollenblätterpilz. Röhrenpilze sind dagegen in der Regel harmlos. Ihr Verzehr kann allerdings zu mitunter ausgeprägten Magen-Darm-Symptomen führen.
Prof. Schaper: Häufig werden Giftpilze mit Speisepilzen verwechselt, wobei der Knollenblätterpilz zu den am häufigsten falsch eingeschätzten Pilzen gehört, da er oft mit dem Wiesenchampignon verwechselt wird. Der Verzehr eines einzigen Pilzes kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben und sogar tödlich enden, da der Knollenblätterpilz die Leber schädigt. Es ist sehr wichtig, Pilze vor dem Verzehr genau zu identifizieren, um solche Vorfälle zu vermeiden.
...wobei der Knollenblätterpilz zu den am häufigsten falsch eingeschätzten Pilzen gehört...
Prof. Schaper: Ich empfehle dringend, Pilzkurse bei der Deutschen Gesellschaft für Mykologie zu besuchen. Man sollte sich nicht nur auf Apps verlassen, da diese oft unsicher und manchmal sogar gefährlich sein können. Pilze sollte man daher nur sammeln, wenn man über ausreichende Kenntnisse verfügt, die man sich in einem entsprechenden Kurs aneignen kann. Im Zweifelsfall ist es immer sicherer, einen Pilz stehen zu lassen, wenn man sich nicht sicher ist, um welche Art es sich handelt.
Prof. Schaper: Es gibt viele verschiedene Arten von Pilzvergiftungen, von denen 18 als sogenannte Syndrome identifiziert wurden. Am gefährlichsten ist der Knollenblätterpilz, der die Leber schädigen kann. Andere Pilze können die Nieren schädigen. Darüber hinaus gibt es Pilzunverträglichkeiten, die oft schnell auftreten, ähnlich wie nach dem Verzehr verdorbener Lebensmittel. Innerhalb von etwa einer halben Stunde nach dem Verzehr können Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten. Knollenblätterpilze haben eine relativ lange Latenzzeit, d.h. wenn man abends Pilze isst, können die Magen-Darm-Beschwerden erst am nächsten Morgen auftreten. Dies ist oft ein Hinweis auf eine Knollenblätterpilzvergiftung, die lebensbedrohlich sein kann.
Prof. Schaper: Die Symptome einer Pilzvergiftung können je nach Art und Menge der verzehrten Pilze unterschiedlich sein. Bei manchen Menschen treten Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bereits wenige Stunden nach dem Verzehr auf. Es gibt jedoch auch Pilzvergiftungen, bei denen die Symptome erst nach etwa einem halben Tag auftreten, was die Identifizierung der Ursache erschweren kann. Es ist wichtig zu wissen, dass es sehr seltene Pilzvergiftungen gibt, bei denen es sogar mehrere Tage bis Wochen dauern kann, bis die ersten Symptome auftreten. Ein Beispiel hierfür ist eine Pilzart, die die Nieren schädigen kann. In solchen Fällen kann es schwierig sein, einen Zusammenhang zwischen den verzehrten Pilzen und den auftretenden Beschwerden herzustellen. Weder der Arzt noch der Patient denken in der Regel sofort an die Pilze, die sie vor einer Woche gegessen haben. Dies stellt eine besondere Herausforderung für Diagnose und Behandlung dar.
Bei manchen Menschen treten Symptome wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall bereits wenige Stunden nach dem Verzehr auf.
Prof. Schaper: Man kann uns jederzeit als Giftnotruf kontaktieren. Wir können dann besprechen, ob es Symptome gibt oder ob noch Pilzreste vorhanden sind. Wir können auch den Kontakt zu Pilzsachverständigen herstellen, die die Pilze identifizieren können. In manchen Fällen können wir Entwarnung geben, wenn keine ernsthaften Probleme vorliegen. Bei starken Beschwerden empfehlen wir jedoch dringend, einen Arzt aufzusuchen und die verzehrten Pilze mitzubringen, damit sie im Krankenhaus identifiziert werden können.
Prof. Schaper: Eigentlich gibt es nur eine Sache zu beachten: Nach dem Verzehr sollte man etwas Wasser trinken. Es ist wichtig, keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen, insbesondere sollte man sich auf keinen Fall zum Erbrechen zwingen. Das kann gefährlich sein, weil dadurch unverdaute Nahrung in die Lunge gelangen und zu Lungenschäden führen kann. Ich rate daher dringend davon ab, absichtlich Erbrechen herbeizuführen. Auch die Einnahme von Kohle empfehle ich hier nicht. Im Einzelfall kann dies notwendig oder sinnvoll sein, sollte aber immer mit einem Giftinformationszentrum abgeklärt werden.
Nach dem Verzehr sollte man etwas Wasser trinken.
Prof. Schaper: Dies kann von Fall zu Fall unterschiedlich sein. Wenn es sich nur um eine Unverträglichkeit handelt, ist das kein Grund zur Besorgnis. In solchen Fällen verschwinden die Beschwerden normalerweise innerhalb von zwei bis drei Stunden. Es kann zu Übelkeit, Erbrechen und Durchfall kommen. Aber es gibt auch weniger harmlose Verläufe. Fast jedes Jahr gibt es Todesfälle, vor allem nach Vergiftungen mit Knollenblätterpilzen oder anderen Pilzen, die das Gift Amatoxin enthalten. Amatoxin ist das Gift des Knollenblätterpilzes und einiger anderer Pilze. Es gibt auch Pilze, die die Nieren schädigen können. In solchen Fällen kann eine lebenslange Dialyse oder sogar eine Nierentransplantation notwendig werden.
Prof. Schaper: In jedem Fall empfehlen wir bei ausgeprägten Symptomen eine Behandlung im Krankenhaus. Insbesondere bei Knollenblätterpilzen und anderen Pilzen, die das Gift Amatoxin enthalten, stehen dort spezifische Maßnahmen zur Verfügung. In diesen Fällen kann eine Magenspülung notwendig sein, auch wenn die Behandlung erst mit Verzögerung beginnt. Zusätzlich kann medizinische Kohle verabreicht werden, um die Giftstoffe zu binden. Für das Knollenblätterpilzgift Amatoxin gibt es ein Gegenmittel, mit dem die Giftstoffe neutralisiert werden können.
Letzte Aktualisierung am 23.11.2023.