Die meisten Knochenbrüche lassen sich heutzutage sehr gut behandeln. Dazu gehören auch die Wadenbeinbrüche. Trotzdem können Komplikationen auftreten, wie zum Beispiel schief zusammengewachsene Knochen.
Verschobene Brüche müssen nicht immer operiert werden, so lange sie nicht in Gelenksnähe sind. Hier reicht es aus, wenn die Länge- und die Achsenverhältnisse des Knochens wieder hergestellt werden. Liegen die Bruchstellen eng beieinander und lassen sich nicht gegeneinander verschieben, muss häufig nicht einmal operiert werden. Hier reicht eine konservative Behandlung mit einem Gips aus.
Wadenbeinbrüche entstehen in der Regel durch eine Gewalteinwirkung, zum Beispiel beim Sport. Es kann aber auch durch Fehlbelastungen zu den sogenannten Ermüdungsbrüchen des Wadenbeinknochens kommen. Bei Ermüdungsbrüchen reicht es meist aus, das Bein mit einem Tape oder einem festen Verband ruhig zu stellen, da hier die Bruchstücke in den wenigsten Fällen verschoben sind. Auch beim Wadenbeinschaftbruch, der meist durch ein Trauma (heftige Gewalteinwirkung) hervorgerufen wird, muss häufig nicht operiert werden. Am Wadenbeinschaft sorgen die starken Bänder und Sehnen dafür, dass der Knochen an Ort und Stelle gehalten wird. Hier reicht ein Gipsverband völlig aus.
Beim Wadenbein ist es meist unproblematisch, wenn es nicht gerade zusammenwächst. Ist allerdings das Schienbein durch den Bruch in Mitleidenschaft gezogen worden, ist es möglich, dass ein schief zusammenwachsendes Wadenbein das gerade Zusammenwachsen des Schienbeins (Tibia) verhindert. Da die Tibia der Knochen ist, der den Löwenanteil des Gewichts trägt, muss das Wadenbein gegebenenfalls erneut während einer OP durchtrennt werden, damit auch das Schienbein wieder richtig zusammenwachsen kann. Die Knochenbruchstücke werden mit festen Materialien wie Platten und Schrauben stabil versorgt.
Ist nur das Wadenbein betroffen, muss der behandelnde Arzt entscheiden, ob es notwendig ist, den Knochen erneut zu richten. Hier kommt es unter anderem auf den Winkelgrad an und wie aktiv die betroffene Person ist. Das heißt also: Bei einem aktiven Menschen oder Leistungssportler wird das Wadenbein eher wieder gerichtet als bei jemanden, der sich eher weniger bewegt oder Spaziergängen in gemäßigtem Tempo langen Strecken im Laufschritt den Vorzug gibt. Wie eingangs schon erwähnt, ist es nicht so dramatisch, wenn das Wadenbein schief zusammengewachsen ist, da es das Körpergewicht nicht trägt. Wichtig ist aber, dass die richtigen Längen- und Achsverhältnisse im Bein wieder hergestellt sind. Ansonsten kann es zu erheblichen Belastungen der Gelenke kommen.
In manchen Fällen kann es sein, dass der Knochen trotz manueller Reponierung (Wieder-Einrichtung) durch einen Gips beginnt, sich zu verschieben. In diesem Fall ist eine Operation meist unumgänglich. Ein weiterer Faktor ist die Frage, ob eine Instabilität hervorgerufen werden kann, wenn der Knochen nicht erneut gerichtet wird. Hier wird das Wadenbein mechanisch so gestützt, bis es sich wieder in einer anatomisch korrekten Stellung befindet. Es können ebenfalls Nägel oder Platten zum Einsatz kommen, die dauerhaft im Knochen bleiben.
Ist der Bruch so schief zusammengewachsen, dass die Längen- und Achsenverhältnisse nicht korrekt sind, besteht die Gefahr einer Arthrose. Die Gelenke werden hier ständig einseitig falsch belastet. In diesem Fall sollte der Patient dringend einen Arzt aufsuchen. Eine operative Behandlung ist anzuraten.
In jedem Fall ist es wichtig, dass der Patient eine Physiotherapie nach erfolgter Behandlung besucht. Denn es ist gerade für sportlich aktive Menschen von großer Bedeutung, dass die Muskulatur wieder aufgebaut wird und der Fuß beziehungsweise das Bein, mobil bleibt.
aktualisiert am 15.05.2019