Ein Wadenbeinbruch ist ein Knochenbruch des dünneren der beiden Unterschenkelknochen, des Wadenbeins (Fibula). Dementsprechend wird der Wadenbeinbruch von Medizinern Fibulafraktur genannt. Das Wadenbein kann an unterschiedlichen Stellen brechen: am oberen, knienahen Teil (Fibulaköpfchen), am Schaft des Knochens oder am Außenknöchel, der durch das Wadenbein gebildet wird. Vor allem ein Bruch des Wadenbeinschafts ist oftmals mit einem Schienbeinbruch kombiniert, er kann aber auch einzeln auftreten. Die häufigste Art der Wadenbeinbrüche ist allerdings der Außenknöchelbruch.
Das Wadenbein ist der schmalere Knochen des Unterschenkels und verläuft längs des Schienbeins, welches dort hauptsächlich für die Stabilität sorgt. Das Wadenbein zieht durch die äußere Unterschenkelseite vom Knie bis zum Außenknöchel.
Ein Bruch des Wadenbeins kommt zustande, wenn eine zu starke mechanische Belastung einwirkt. Im Falle des Außenknöchelbruchs handelt es sich häufig um ein Umknicken oder ein unglückliches Überdrehen im Sprunggelenk, wie es insbesondere beim Sport vorkommen kann. Andere Hergänge sind aber ebenfalls denkbar, z. B. ein direktes Auftreffen eines Gegenstands oder etwa eines gegnerischen Fußes beim Sport.
Bei der Wadenbein-Schaftfraktur handelt es sich dagegen meistens um eine direkte Verletzung auf Höhe des Unterschenkels. Auch bei einem Bruch am Wadenbeinköpfchen im Kniebereich kann eine direkte Stoßwirkung als Ursache vorliegen, ebenso kann es sich um ein Verdrehen des Unterschenkels (normalerweise in Innenrichtung) handeln. All dies kann ebenfalls beim Sport passieren oder aber bei anderen Unfällen.
Der Wadenbeinbruch macht unterschiedliche Beschwerden, je nach dem Bereich des Knochens, der betroffen ist. Wie bei jedem Knochenbruch sind in den allermeisten Fällen Schmerzen und eine Schwellung vorhanden oder auch ein Bluterguss. Nicht selten bestehen Begleitverletzungen, beispielsweise ein Innenknöchelbruch beziehungsweise Schienbeinbruch (Tibiafraktur), Bänderverletzungen oder ein Riss der Syndesmose (bandartige Verbindung zwischen Schienbein und Wadenbein).
Unter den Wadenbeinverletzungen ist der Außenknöchelbruch die häufigste, und auch unter den Knochenbrüchen des Körpers insgesamt ist die Außenknöchelfraktur weit verbreitet. Sie lässt sich unterteilen in drei verschiedene Auftrittsorte im Außenknöchel:
Noch genauer können Wadenbein- und Sprunggelenksverletzungen nach der AO-Klassifikation unterteilt werden (A1 bis A3, B1 bis B3, C1 bis C3).
Wenn das Wadenbein am Außenknöchel gebrochen ist, dann kommt es zur verminderten Beweglichkeit im Sprunggelenk. Beim Versuch der Bewegung oder beim Auftreten mit dem Fuß kommt es zu Schmerzen. Neben der Schwellung und dem häufigen Hämatom (Bluterguss) kann eine Fehlstellung im Sprunggelenk bestehen. In Extremfällen kann ein Bruchstück des Knochens aus der Haut ragen (offener Bruch).
Ein Wadenbeinbruch im Knochenteil, der an das Knie angrenzt (Fibulaköpfchen), gehört in der Regel zu einer schweren Knieverletzung. Meist ist das Seitenband (Außenband) des Knies zusammen mit einem Knochenfragment aus dem Wadenbein ausgerissen. Schmerzen, eine Knieinstabilität und schlechte Beweglichkeit können sich zeigen. Außerdem kann ein Nerv in der Nähe verletzt werden (Nervus peroneus), so dass es zu entsprechenden Ausfallserscheinungen (Muskellähmung, Sensibilitätsstörungen) kommen kann.
Der Wadenbeinbruch im mittleren Bereich (Schaftfraktur) verursacht oft geringere Symptome, denn wenn das Schienbein nicht gleichzeitig gebrochen ist, ist das Bein noch stabil. Der Wadenbeinknochen wird durch die straffen Bänder meist in der richtigen Lage gehalten, die Bruchstücke verschieben sich in der Regel nicht. Beim Schaftbruch am Wadenbein können Schmerzen bestehen. Falls sowohl Schienbein als auch Wadenbein am Schaft gebrochen sind, so steht der Schienbeinbruch im Vordergrund (starke Schmerzen und Einschränkungen). Eine mögliche Komplikation beim Wadenbeinschaftbruch ist ein zu hoher Druck im Gewebe aufgrund der Schwellung, was als Kompartment-Syndrom bezeichnet wird. Hierbei kann es zu Schäden der Muskeln, Nerven und Gefäße kommen.
Ein gebrochenes Wadenbein lässt sich durch einige Untersuchungen feststellen. Normalerweise wird zuerst ein Untersuchungsgespräch, die Anamnese, abgehalten. Der Patient erklärt den Unfallhergang und berichtet dem Arzt über seine Beschwerden und gegebenenfalls über Vorerkrankungen. Daraufhin erfolgt die körperliche Untersuchung. Dabei kann der Arzt am Sprunggelenk auch Beweglichkeitstests durchführen. Der Bruch im Wadenbein wird in der Regel auf dem Röntgenbild sichtbar. Dort ist auch der Bruchverlauf erkennbar. Unter Umständen können noch Untersuchungen wie eine Computertomographie (CT) oder eine Kernspintomographie (MRT) angebracht sein.
Bevor die Wadenbeinfraktur festgestellt wird, kommen Verletzungen der Bänder oder des Gelenks als Diagnose in Frage. Wichtig ist es auch, im Rahmen der Fibulafraktur zu untersuchen, welche weiteren Schäden am betroffenen Bein beziehungsweise Sprunggelenk bestehen.
Ist das Wadenbein gebrochen, so sind unterschiedliche Behandlungsmethoden möglich. Bei einer Fraktur am Außenknöchel oder am Wadenbeinkopf ist in den meisten Fällen eine Operation notwendig, während bei einem reinen Schaftbruch des Wadenbeins normalerweise auf einen Eingriff verzichtet werden kann.
Die Behandlung ohne einen chirurgischen Eingriff besteht beim Wadenbeinbruch überwiegend aus stabilisierenden Maßnahmen. Des Weiteren kann die Gabe von Medikamenten (zumeist NSAR, also nichtsteroidale Antirheumatika) erfolgen.
Wenn nur der Wadenbeinschaft gebrochen ist, wird ein straffer Verband angelegt. Nur sehr selten kann ein Gipsverband oder auch eine Operation notwendig werden.
Die Außenknöchelfraktur kann bei nicht verschobenen Bruchstücken durch Ruhigstellung im Gips behandelt werden, doch ist nach einer Operation oft ein besseres Ergebnis zu erwarten. Die konservative Behandlung beim Außenknöchelbruch kommt beispielsweise bei Betroffenen in Frage, bei denen ein hohes Operationsrisiko besteht.
Auch beim Wadenbeinköpfchenbruch empfiehlt sich eine Operation anstatt einer rein konservativen Behandlung.
Bei der Fraktur am Wadenbeinköpfchen wird das ausgerissene Knochenfragment mit Schrauben oder anderen Materialien wieder in der ursprünglichen Position befestigt.
Die Fraktur am Außenknöchel wird möglichst zeitnah operiert, außer wenn eine zu starke Schwellung besteht. Die Fragmente des Wadenbeins werden zunächst in die richtige Lage zueinander gebracht. Dann erfolgt die Befestigung der Knochenstücke aneinander (Osteosynthese). Welche Art der Fixierung verwendet wird, hängt vom genauen Befund der Verletzung ab (Einteilung nach Weber oder nach der AO-Klassifikation). Bei einigen Brüchen des Außenknöchels werden Schrauben verwendet. Vielfach können Drähte eingesetzt werden, um den Bruch zu versorgen. Andere Brüche können mit Hilfe einer stabilen Platte behandelt werden, die mit Schrauben an den Fragmenten befestigt wird. Manchmal ist eine weitere Schraube sinnvoll, die als Stellschraube die Knochenheilung an den Bruchenden verbessern kann. Sollte das Band zwischen Schien- und Wadenbein (die Syndesmose) gerissen sein, wird ebenfalls eine spezielle Schraube eingedreht. Im Anschluss an die Versorgung des Außenknöchels werden eventuelle Verletzungen am Innenknöchel und an anderen Strukturen versorgt.
Nach einer Operation am Wadenbein muss das Bein erst einmal geschont werden. Doch nach und nach erfolgt ein zunehmendes Bewegungstraining, bis schließlich wieder eine volle Belastung möglich ist. Nach längerer Zeit (oft nach einem Jahr) ist die Entfernung der Schrauben, Platten oder Drähte möglich.
Wadenbeinbrüche haben insgesamt eine günstige Prognose. Vor allem der Schaftbruch ohne weitere Frakturen heilt in den allermeisten Fällen gut ab. Der Wadenbeinköpfchenbruch unterhalb des Knies sowie der Außenknöchelbruch, welche normalerweise mit einer Operation behandelt werden, benötigen einige Wochen bis Monate bis zu einem stabilen Ergebnis. Später kann das Bein in der Regel wieder voll belastet werden, Sport kann wieder betrieben werden. Komplikationen wie das Kompartmentsyndrom sind bei dem Knochenbruch nicht auszuschließen und können folgende Schäden hervorrufen. Eine weitere Operation kann erforderlich werden.
aktualisiert am 23.09.2021