Die Vulvodynie ist ein recht häufiges Krankheitsbild, bei dem betroffene Frauen an Schmerzen des Schambereichs leiden. Für die Schmerzen können keine eindeutigen Ursachen festgestellt werden, es gibt verschiedene Erklärungsansätze für die Störung. An dem Brennen und den Schmerzen der Scham leiden häufig jüngere Frauen. Die Schmerzen können äußerst stark, unangenehm und beeinträchtigend sein. Obwohl die Ursache der Vulvodynie unklar ist, gibt es eine Reihe von unterschiedlichen Behandlungsansätzen. Die Behandlung ist oft langwierig. Die Erkrankung oder eine bestimmte Form davon wird manchmal als vulväres Vestibulitis-Syndrom bezeichnet.
Ein bestimmendes Merkmal der Vulvodynie ist der Umstand, dass sich kein offensichtlicher Grund der Schmerzen ermitteln lässt. Meist kann der Arzt nichts finden, was für die Erkrankung ursächlich sein könnte. Infektionen, z. B. mit Pilzen oder mit bestimmten Viren (HPV), die Feigwarzen auslösen, können manchmal in eine Vulvodynie münden. Eine Reizung durch Pflegemittel oder Seifen, die zu den Schmerzen führt, ist ein anderer möglicher Grund. Möglicherweise handelt es sich um eine nervliche Störung. Des Weiteren wird der Schmerz manchmal mit einer Depression, mit psychischen Traumata (z. B. Missbrauch) oder mit Stress in Zusammenhang gebracht. Auch nach einer Geburt entwickeln manche Mütter eine Vulvodynie. Mehrere weitere Erklärungsansätze werden diskutiert.
Die Vulvodynie tritt oftmals im Zusammenhang mit anderen Krankheitsbildern unklarer Ursache auf. Viele betroffene Frauen haben zusätzlich eine interstitielle Zystitis (IC), eine Form der Blasenentzündung ohne Infektion. Auch eine Fibromyalgie (ein Krankheitsbild mit Muskelschmerzen) oder ein Reizdarmsyndrom kann gleichzeitig zur Vulvodynie bestehen.
Vulvodynie ist eine vergleichsweise häufige Störung, sie tritt bei mehr als fünf Prozent der Frauen im Laufe des Lebens auf. Die Vulvodynie ist durch Schmerzen, Brennen und oft auch Juckreiz am Schambereich gekennzeichnet. Die Beschwerden bestehen oft über längere Zeit, teils Monate bis Jahre, sie sind chronisch. Die Schmerzen finden sich an den Schamlippen, am Schamhügel, an der Klitoris und oft innerhalb der Scheide. Sie ziehen auch häufig in Richtung Anus und manchmal in Richtung Beine, vor allem zur Oberschenkelinnenseite. Die Schmerzen im Schambereich und der Umgebung können unterschiedlich stark sein.
In schweren Fällen von Vulvodynie kann jede Berührung und Beanspruchung sehr weh tun und äußerst unangenehm sein. Schon der normale Gang kann zu quälenden Beschwerden führen. Das Gefühl der Vulvodynie kann so schlecht zu ertragen sein, dass einige Betroffene sogar auf eine Unterhose verzichten. Ein Tampon kann in vielen Fällen nicht eingeführt werden. Sogar das Sitzen kann schmerzen. Sex kann von vielen Patientinnen nicht ausgeübt werden, weil er zu schmerzhaft ist. Im Anschluss können die Schmerzen sogar noch stärker werden. Auch beim Harnlassen können die Schmerzen stark sein. Bei manchen Patientinnen findet sich eine Blutbeimengung im Urin. Bei der Vulvodynie ist ansonsten keine deutliche Veränderung äußerlich sichtbar. Häufig sieht die Schamgegend unauffällig aus, oder sie ist nur geringfügig gerötet und geschwollen.
Neben den körperlichen Beschwerden kann die Vulvodynie psychische und soziale Folgen haben. Die ständigen Schmerzen können das Wohlbefinden stark herabsetzen und das Selbstwertgefühl schmälern. Weil Sex meist gemieden wird, kann die Erkrankung bei einigen Partnern auf Unverständnis stoßen. Die Beziehung unter der Problematik leiden und daran zerbrechen.
Die Diagnose kann sich schwierig gestalten, da das Krankheitsbild nicht sehr bekannt ist. Im Mittelpunkt steht zunächst das Arzt-Patienten-Gespräch, die Anamnese. Die Patientin beschreibt die Symptome, wie lange sie schon bestehen und ob sie ständig oder nur auf bestimmte Einwirkungen hin auftreten. Auch zuvor durchgemachte Erkrankungen werden erfragt. Dann führt der Arzt eine körperliche Untersuchung durch und beurteilt die Geschlechtsorgane. Die Schmerzen können damit getestet werden, dass der Arzt die Haut an einigen bestimmten Stellen mit einem Wattestäbchen berührt und die Schmerzstärke beschreiben lässt. Manchmal wird aufgrund eines bestimmten Beschwerdebildes oder bestimmten Befunden eine weiterführende Untersuchung mit anderen Methoden durchgeführt. So kann die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie) mit anschließender Laboruntersuchung angebracht sein.
Viele Erkrankungen können zu Schmerzen im Schambereich führen. Eine Vulvodynie wird erst dann diagnostiziert, wenn andere in Frage kommende Ursachen nicht zutreffen. Typische Krankheiten mit Schmerzen der weiblichen Genitalien sind Infektionskrankheiten an Haut und Scheide (unter anderem durch Bakterien, Viren, Pilze), Hauterkrankungen oder eine Entzündung von Eileiter und Eierstock (Adnexitis). Manchmal führen auch psychische Belastungen zu solchen Schmerzen.
Weil die Ursache nicht exakt ermittelt werden kann, gibt es nicht die eine spezifische Therapie, die stets eingesetzt wird. Viele Behandlungsansätze sind möglich und können erfolgreich sein.
Medikamente wie Cortison oder Antidepressiva (psychisch wirksame Mittel gegen Depressionen) können gegen die Vulvodynie helfen. Bei infektionsbedingten Beschwerden werden Mittel gegen die Erreger eingesetzt, also z. B. Antibiotika bei Bakterien und Antimykotika bei Pilzen. Antihistaminika (Mittel gegen den Botenstoff Histamin) können die Gewebereaktionen mindern.
Eine Schmerztherapie mit Methoden abseits von Medikamenten ist häufig sinnvoll bei Vulvodynie. Hierzu gehören etwa Wärme- und Kältebehandlung oder Massagen. Vielen Betroffenen helfen Entspannungsverfahren: Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung nach Jacobson oder auch Yoga. Zudem kann sich ein so genanntes Biofeedback (Entspannung über Rückmeldung) eignen, um die Muskeln besser entspannen zu können und schmerzärmer leben zu können.
Über längere Sicht wirkt sich auch ein Beckenbodentraining günstig auf die Schmerzen aus. Es stellt eine wichtige Komponente in der Behandlung der Vulvodynie dar.
Gegen die Schmerzerkrankung der Schamgegend kann durchaus auch eine Psychotherapie erfolgreich durchgeführt werden. Möglichkeiten gibt es einige, sie reichen von Gesprächstherapie und Paartherapie bis zur Sexualtherapie.
Sex sollte nicht grundsätzlich vermieden werden, er kann mit verschiedenen Mitteln erleichtert werden. Mit Gleitgel kann Geschlechtsverkehr wieder möglich sein. Eine Salbe mit einem leichten örtlichen Betäubungsmittel lindert den Schmerz, allerdings spürt auch der Partner dann ein gewisses Taubheitsgefühl. Die Betroffene kann sich nach und nach wieder an normalen Sex herantasten und über Selbstbefriedigung, Aktivitäten ohne Eindringen in die Scheide und behutsames Vorgehen des Partners wieder zu einem vaginalen Verkehr kommen. Befriedigender Sex kann sich auf die Symptome und den Verlauf günstig auswirken.
Eine weitere Maßnahme, die in sehr schweren Fällen durchgeführt werden kann, ist die Nervenblockade, um den Schmerz auszuschalten. Ein Mittel wird eingespritzt, das den Nerv betäubt.
Eine Behandlung der Vulvodynie ist in vielen Fällen langwierig. Verschiedenste Methoden können die Beschwerden bessern, hier sollte die Patientin ausprobieren, was ihr am besten hilft. Die Erkrankung kann aber nicht ursächlich geheilt werden, sie kann auch nach erfolgreicher Behandlung wiederkommen.
aktualisiert am 16.12.2020