Migräne-Patienten leiden nicht selten unter heftigen Schmerzattacken, die ihnen die Teilnahme am normalen Leben nahezu unmöglich machen. Während bei einem Teil der Patienten gute Therapieerfolge erzielt werden, bleiben die Ursachen bei einem anderen Teil im Verborgenen. Gründe für die anfallartigen Kopfschmerzen gibt es viele, einer davon wird in den Vorhöfen des Herzens vermutet. Eine Fehlentwicklung mit einer abnormen Öffnung soll für die Migräne verantwortlich sein.
Eine der möglichen Ursachen für die immer wiederkehrenden Kopfschmerzen wird in einer kleinen Öffnung zwischen den beiden Vorhöfen des Herzens gesehen. Während der Entwicklung im Mutterleib wird die Versorgung des Embryos mit Sauerstoff über die Nabelschnur sichergestellt. Solange die eigene Lunge nicht funktionstüchtig ist, gelangt der Sauerstoff über die Plazenta (Mutterkuchen) vom Körper der Mutter in den Blutkreislauf des Embryos. Dort fließt das Blut über den rechten Vorhof durch eine kleine Öffnung in den linken und wird von dort in den embryonalen Körper weitergeleitet, ohne den Umweg über die noch nicht arbeitende Lunge zu nehmen. Die Foramen ovale genannte Öffnung erfüllt die Funktion eines Ventils. Das Blut kann zwar von dem rechten in den linken Vorhof gelangen, der umgekehrte Weg ist ihm jedoch durch eine kleine Klappe verwehrt.
Untersuchungen haben gezeigt, dass auffällig viele Migräne-Patienten ebenfalls unter einem PFO leiden. Wieso dies der Fall ist, ist weitgehend unklar. Diskutiert werden unter anderem genetische Verbindungen zwischen dem Loch im Herz und der Migräne oder ein Durchtritt von kleinen Blutgerinnseln zwischen den beiden Herzvorhöfen. Letztere gelangen in Gehirngefäße und können möglicherweise die Migräne begünstigen. Der vermutete Zusammenhang zwischen schwerer Migräne und PFO wurde in der Vergangenheit zum Anlass genommen, Migräniker, die auf keine anderen Therapieansätze positiv reagierten, einem Eingriff am Herzen zu unterziehen. Der Eingriff wird mithilfe eines Katheters, der über eine Beinvene bis in den Vorhof des Herzens vorgeschoben wird, durchgeführt. Ein kleines Schirmchen aus einem kunststoffummantelten Metallgeflecht soll das offene Foramen ovale dauerhaft verschließen. Das Schirmchen wird im Verlauf einiger Monate von körpereigenem Gewebe umwachsen und trennt die beiden Vorhöfe voneinander.
Während zunächst teils euphorisch die Erfolge dieser Therapieform hervorgehoben wurden, haben sich die Ergebnisse im Rahmen neuerer kritischer Studien nicht bestätigen lassen. Methodische Mängel bei der Auswertung der ersten Ergebnisse werden dafür verantwortlich gemacht. Im Rahmen von drei umfangreichen Studien konnten keine gesicherten Anhaltspunkte dafür gefunden werden, dass sich der Verschluss eines PFO mittels Katheter-Eingriff positiver auf ein schweres Migräne-Leiden auswirkt als andere Therapieformen. Allerdings wird von einem Teil der Spezialisten weiterhin die Hoffnung gehegt, dass Patienten mit bestimmten Krankheitsbildern – dazu gehört die Aura bei Migräne – durch den Verschluss des Foramen ovale geholfen werden kann. Zukünftige Studien müssen darüber noch gesichert Auskunft geben.
Der Katheter-Eingriff zum Verschluss eines persistierenden Foramen ovale gehört nicht zu den schweren Operationen. Die Behandlungsmaßnahme geht – vorausgesetzt es kommt zu keinen Komplikationen – in etwa 45 Minuten über die Bühne. Allerdings herrscht aktuell unter den Fachleuten die Meinung vor, dass der fragwürdige Behandlungserfolg die Risiken des Eingriffs nicht rechtfertigt und eine Empfehlung zur Therapie von Migräne mithilfe eines PFO-Verschlusses nicht empfohlen werden kann.
aktualisiert am 05.07.2018