Bei einer Vorhautverengung (Phimose) lässt sich Vorhaut des Penis nicht problemlos über die Eichel nach hinten ziehen. Das ist bei Säuglingen und kleinen Kindern völlig normal. Dabei handelt es sich nicht um eine Vorhautverengung, sondern um eine Vorhautverklebung, die sich nach und nach löst. So lässt sich direkt nach der Geburt nur bei vier Prozent aller Jungen die Vorhaut zurückziehen. Im Alter von sechs Monaten ist das schon bei 15 Prozent aller Jungen möglich, im dritten Lebensjahr bei 80 bis 90 Prozent.
Normalerweise ist eine Behandlung von Kleinkindern bis zum 3. Lebensjahr nicht erforderlich. Generell wird eine Behandlung der Phimose nur empfohlen, wenn der Betroffene Beschwerden hat oder diese zu erwarten sind. Beschwerden, die eine Phimose verursachen kann, sind Probleme beim Wasserlassen (Miktionsbeschwerden) und im Erwachsenenalter Schmerzen beim Sex (Kohabitationsbeschwerden).
Wenn die Vorhaut verengt ist, können sich darunter Harnreste und Bakterien ansammeln. Das kann zu einer Entzündung der Eichel führen (Balanitis). Bei manchen Kindern treten wiederkehrende Harnwegsinfektionen auf. Treten wiederkehrende Harnwegsinfektionen auf, dann wird eine Beschneidung empfohlen.
Eine Beschneidung der Vorhaut des Penis wird in einigen Kulturkreisen auch aus religiösen oder weiteren Motiven durchgeführt.
Eine Vorhautverengung (Phimose) ist in den meisten Fällen angeboren. In der Regel lösen sich die Verklebungen der Vorhaut bis zum Abschluss der Pubertät. Die Vorhaut lässt sich wieder zurückziehen. Wenn das nicht der Fall ist, dann spricht mal von einer primären Phimose. Die Häufigkeit der primären Phimose liegt bei Jugendlichen zwischen 0,6 und 1,5 Prozent. Die Ursache der angeboren Vorhautverengung ist unbekannt.
Eine Vorhautverengung kann auch durch eine Vernarbung entstehen. Ursache dafür sind Entzündung und in einigen Fällen der gut gemeinte Versuch der Eltern, die Vorhaut zurückzuziehen. Dadurch entstehen Verletzungen, die zu Vernarbungen führen, die Vorhautverengung weiter begünstigen und das Krankheitsbild noch verschlimmern. Man spricht von einer sekundären Phimose.
Der Lichen sclerosus ist eine chronisch-entzündliche Hautkrankheit. Man geht davon aus, dass es eine Autoimmunerkrankung ist. Diese nicht ansteckende Hautkrankheit führt zu einer weißlich-derben Veränderung der Vorhaut, die eine Phimose auslöst. Schätzungsweise sind 0,3 bis 0,6 Prozent aller Jungen vor dem 6. Lebensjahr betroffen.
Lesen Sie auch: Was ist eine Autoimmunerkrankung?
Das Hauptsymptom der Vorhautverengung ist, dass sich die Vorhaut über die Eichel nicht zurückziehen lässt. In den meisten Fällen verursacht die Phimose keine Beschwerden. Manchmal kann es aber zu Problemen kommen.
Durch eine Phimose kann es zu Problemen beim Wasserlassen (schwacher oder abgelenkten Harnstrahl) kommen. Die Vorhaut kann sich während des Harnlassens aufblähen. Der Rückstau des Harns kann in seltenen Fällen zu Harnwegsinfektionen und in der Folge auch Schäden an Blase und Nieren führen.
Unter der Vorhaut können sich Krankheitserreger (Bakterien) ansammeln und Entzündungen auslösen (Entzündung der Eichel). Bei einer solchen Entzündung ist der Bereich gerötet und angeschwollen. Beim Wasserlassen können Schmerzen auftreten.
Da durch die Phimose die Hygiene erschwert oder unmöglich ist, können sich unter der Vorhaut Substanzen wie Talg, Urin- und Spermareste (Smegma) ansammeln. Langfristig wird dadurch die Bildung von bösartigen Tumoren (Peniskarzinom) gefördert.
Im Erwachsenenalter kann eine Phimose beim Geschlechtsverkehr Schmerzen verursachen.
Ein sehr schmerzhafter Zustand ist die Paraphimose, auch spanischer Kragen genannt. Bei der Paraphimose lässt sich die zurückgestreifte Vorhaut nicht mehr in ihre Ursprungslage zurückbringen. Sie schürt so den Penis ein. Ohne eine rechtzeitige Behandlung drohen schwere Schäden. Die Paraphimose stellt einen medizinischen Notfall dar.
Eine Vorhautverengung ist leicht zu diagnostizieren. Wichtig dabei ist die Befragung (Anamnese) der Eltern oder des Patienten. Der Arzt wird nach Vorerkrankungen fragen, die bei der Beurteilung der Ekrankung eine Rolle spielen. Probleme beim Wasserlassen, Harnwegsinfektionen und lokale Entzündungen sind Informationen, die den Arzt interessieren.
Die Blickdiagnose und körperliche Untersuchung reichen aus, um die Diagnose der Vorhautverengung zu stellen. Dabei wird der Penis begutachtet und der Arzt versucht vorsichtig, die Vorhaut zu verschieben.
Für einen Lichen sclerosus sprechen ausgeprägte weißliche Narben- und Plaquebildungen. Bei unklaren Befund kann eine Hautprobe entnommen und im Labor untersucht werden.
Von einer Vorhautveregung ist die Vorhautverklebung zu differenzieren. Die Vorhautverklebung (Konglutination) ist bei Kindern bis zum 3. Lebensjahr normal und löst sich bei den meisten Kindern von selbst.
In den meisten Fällen muss eine Phimose nicht behandelt werden. Oft kann bis zur Pubertät abgewartet werden. Grundsätzlich wird eine Vorhautverengung nur dann behandelt, wenn Beschwerden auftreten oder zukünftig mit Beschwerden zu rechnen ist.
Eine Ausnahme ist die Phimose, die durch die Autoimmunerkrankung Lichen sclerosus ausgelöst wird. Diese muss immer behandelt werden.
Bevor eine operative Therapie erfolgt, soll immer erst eine konservative Therapie mit einer steroidhaltigen Salbe oder Creme angeboten werden.
Wenn die Phimose in der Pubertät weiterhin besteht oder medizinische Probleme auftreten, dann ist eine Behandlung ratsam. Durch eine konservative Behandlung kommt es in 90 Prozent der Fälle zu einer Vorhautlösung.
Dabei wird vier bis acht Wochen lang eine steroidhaltige Salbe oder Creme aufgetragen (zum Beispiel Betamethason 0,1 %, Mometasonfuroat 0,1% oder Clobetason 0,05%). Nach zwei Wochen sollen die Eltern oder der Patient langsam anfangen, die Vorhaut nach und nach vorsichtig zurückzuziehen. Wenn das Alter das erlaubt, sollte der Patient die Behandlung möglichst selbst durchführen. Wichtig ist, dass Einrisse vermieden werden und dieser Vorgang möglichst sanft erfolgt.
Nur wenn die konservative Behandlung nicht zum Erfolg führt, soll eine operative Behandlung (Zirkumzision) angeboten werden.
Ausgeprägte Narben sprechen auf steroidhaltige Cremes und Salben nicht gut an. In diesen Fällen ist eine Operation angebracht. Bei folgenden Problemen muss eine Operation auch in Betracht gezogen werden:
Die Operation bei Vorhautverengung (Phimose) beziehungsweise die Beschneidung wird in Vollnarkose oder Regionalanästhesie (Betäubung eines größeren Körperbereiches) vorgenommen. Es bestehen verschiedene Operationsmöglichkeiten, bei denen die Vorhaut teilweise oder komplett entfernt wird.
Bei einer vollständigen Entfernung der Vorhaut wird diese im Übergangsbereich von Schaft zur Eichel abgetrennt. Die beiden Hautlagen werden durch Naht miteinander verbunden. Dieses Vorgehen ist in jedem Alter möglich. Dieses Vorgehen erfolgt auch bei der religiösen Beschneidung.
Bei einer vollständigen Entfernung der Vorhaut können auch Hilfsmittel eingesetzt werden (Plastibell-Methode). Diese wird in der Regel nur bei Säuglingen durchgeführt. Bei falscher Handhabung und älteren Kindern kann diese Methode zum Teil katastrophale Folgen haben.
Auch ohne das Vorliegen einer Verengung kann auf Wunsch des Patienten oder seiner Eltern eine Beschneidung erfolgen, zum Beispiel bei jüdischen oder muslimischen Glaubensangehörigen oder aus Gründen der Hygiene.
Bei einer Teilentfernung der Vorhaut wird ein Bereich belassen, der die Eichel noch teilweise abdecken kann. Eines der Verfahren ist die "Triple Inzision". Dabei wird die Verengung durch drei Einschnitte behandelt und so die Vorhaut erweitert.
Nachteile der vorhauterhaltenden Verfahren sind:
In etwa zwei bis zehn Prozent der Fälle treten Komplikationen auf. Die häufigste Komplikation ist die Nachblutung. Manchmal kann es auch zu einer Wundinfektion und zu Wundheilungsstörungen kommen. Wenn die Penishaut asymmetrisch angenäht wurde, dann resultiert daraus eine Penisverkrümmung (Penisdeviation). In seltenen Fällen kann es durch die Operation zu einer Verletzung der Eichel kommen.
Eine bekannte Komplikation der Beschneidung ist eine Verengung der Harnröhrenmündung (Meatusstenose). Ein abgeschwächter Harnstrahl und Harnwegsinfektionen können die Folge sein.
Eine Phimose (Vorhautverengung) ist in den meisten Fällen nicht behandlungsbedürftig. Eine Behandlung soll nur erfolgen, wenn sie medizinisch notwendig ist und die Vorhautverengung Beschwerden verursacht. Vor einer Operation sollte zunächst eine konservative Behandlung mit einer steroidhaltigen Salbe oder Creme angeboten werden. 80 bis 90 Prozent der Patienten können erfolgreich damit behandelt werden. Nur, wenn der Erfolg ausbleibt, ist eine Operation angeraten. Durch eine Operation kann eine Phimose erfolgreich behandelt werden. Es ist anzunehmen, dass nach einer Beschneidung das Risiko für Peniskrebs zurückgeht.
Nach Absprache mit dem Arzt sollten Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen (Aspirin® oder Marcumar®) vor der Operation abgesetzt werden.
Für mehrere Tage ist es sinnvoll, eine enge Unterhose anzuziehen, durch die der Penis oben gehalten wird.
Geschlechtsverkehr darf nicht ausgeübt werden, solange noch eine Wunde am Penis vorhanden ist.
Falls Auffälligkeiten bemerkt werden, die auf Komplikationen hindeuten könnten, so sollte nicht gezögert werden, den Arzt zu kontaktieren.
aktualisiert am 06.12.2019