Bei der Videopille, auch Kapselendoskopie genannt, handelt es sich um ein relativ neues Verfahren, bei dem der Dünndarm über die gesamte Länge von circa sechs Metern einzusehen ist. Sie findet vor allem bei Erkrankungen des Dünndarms Anwendung, bei der mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden keine erfolgreiche Diagnostik durchgeführt werden konnte.
Die Kapsel ist etwa 26 x 11 mm groß, mit Batterien, einen Sender, einer Lichtquelle sowie einer Chip-Kamera ausgestattet. Sie lässt sich in der Regel problemlos schlucken und wird durch die natürliche Darmbewegung (Peristaltik) durch den Darm transportiert.
Die Kapsel sendet während der gut 7 bis 8-stündigen Aufzeichnungszeit, Bilder mit einer Frequenz von 2/sec über 8 auf den Bauch aufgeklebte Elektroden an ein Aufzeichnungsgerät, welches der Patient an seinem Gurt bei sich trägt. Drei Stunden nach Einnahme der Kapsel kann der Patient etwas Wasser zu sich nehmen und nach weiteren drei Stunden wieder normal essen.
Während der Untersuchung können sich die Patienten völlig frei bewegen und ihre normalen Tagesabläufe durchführen. Letztendlich wird die Kapsel auf natürlichem Wege über den Darm ausgeschieden und nicht wieder verwendet. Es handelt sich um ein Einwegmaterial.
Insgesamt werden etwa 55.000 Bilder aufgezeichnet. Diese werden später durch ein spezielles Computerprogramm als Einzelbild oder Film dargestellt und durch einen erfahrenen Arzt ausgewertet. Auffällige Befunde können durch eine Lokalisationsfunktion einer bestimmten Position zugeordnet werden.
Die Kapselendoskopie wird bei Verdacht auf Anomalitäten im Dünndarm eingesetzt. Sie dient vor allem der Darstellung der Dünndarmschleimhaut und der Suche nach unklaren Blutungsquellen, denen durch Magen- und Darmspiegelung keine Ursache zugeordnet werden konnte. Die Videopille kommt zunehmend auch zur Diagnostik von chronisch-entzündlichen Veränderungen im Dünndarm zum Einsatz. In Ausnahmefällen kann die Untersuchung auch bei chronischen Bauchschmerzen oder Durchfällen sinnvoll sein.
Die Videopille ist derzeit noch nicht in der Lage, die herkömmliche Endoskopie des Magens und des Dickdarms zu ersetzen, da die Kapsel hier nicht lange genug verweilen kann und keine Luftfüllung möglich ist. Zudem können auch keine Gewebeproben (Biopsien) entnommen werden, so dass die endoskopischen Standardverfahren in der Genauigkeit deutlich überlegen sind.
Von der Untersuchung ausgeschlossen sind alle Patienten mit Passagestörungen bzw. Engstellen des Magen-Darmkanals. Bei Risikofaktoren, wie chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder vorangegangenen Operationen, müssen Engstellen zuvor durch eine Röntgendarstellung des Darms ausgeschlossen werden. Patienten mit folgenden Störungen sind für eine Kapselendoskopie generell nicht geeignet:
Weiterhin findet das Verfahren aufgrund mangelnder Erfahrungen über die genauen Risiken, keine Anwendung bei Schwangeren, Patienten mit zahlreichen Voroperationen im Bauchraum und Herzschrittmacherträgern.
Vor der Untersuchung erfolgt ein ausführliches Aufklärungsgespräch mit dem Patienten. Für eine ausreichende Darstellbarkeit des Dünndarms ist eine Nahrungskarenz von 12 Stunden ausreichend. In einigen Fällen kann am Vortag auch eine Darmreinigung durchgeführt werden.
Im Gegensatz zu anderen Verfahren können folgende Vorteile zusammengefasst werden:
Es handelt sich um ein relativ sicheres und wenig belastendes Verfahren. Werden Indikationen und Kontraindikationen beachtet, so treten kaum Nebenwirkungen auf. In weniger als 1 Prozent der Fälle kann die Kapsel stecken bleiben. In solchen Situationen kann unter Umständen eine Operation erforderlich werden, um die Ursache der Verengung zu beseitigen.
Die Kapselendoskopie ist ein ambulant durchführbares Verfahren. Pro Patient betragen die Kosten etwa 1.200 Euro und werden in begründeten Fällen durch die Krankenkassen übernommen. Da jedoch die Kostenübernahme durch die Krankenkassen nicht sicher ist, sollte zunächst die Kostenerstattung vor der Untersuchung mit der Krankenkasse geklärt werden. Andernfalls müssen die Kosten von dem Patienten selber getragen werden.
aktualisiert am 06.10.2023