Die Verstopfung (Obstipation) ist ein meist chronisches Problem der Verdauung. Mediziner sprechen von einer Verstopfung, wenn der Stuhlgang drei Tage lang ausbleibt. Chronisch ist die Verstopfung dann, wenn die langen Intervalle von mehr als drei Tagen zwischen den Ausscheidungen über drei Monate Bestand haben. Charakteristisch ist dabei ein sehr fester Stuhl und die Notwendigkeit, auf der Toilette heftig pressen zu müssen und dennoch danach das Gefühl zu haben, dass nicht alles herausgekommen ist. Betroffene mit Verstopfung finden sich oft unter Frauen (insbesondere Schwangeren), älteren Menschen und Kleinkindern.
Bei einer einfachen Verstopfung lässt sich in vielen Fällen keine spezielle Ursache feststellen. Die Ernährung kann eine Rolle spielen, was aber nicht der alleinige Grund ist, denn einige Menschen neigen mehr und manche weniger zur Verstopfung bei ungünstiger Ernährung. Auch zu wenig körperliche Bewegung kann zu einer Verstopfung beitragen. Häufig sind psychische Gründe mitverantwortlich. Eine Verstopfung, bei der ursächlich keine Veränderungen am Darm feststellbar sind, wird idiopathische Obstipation genannt. Die Verstopfung tritt auch in vielen Fällen im Rahmen eines Reizdarmsyndroms auf.
Im Wesentlichen werden zwei Entstehungsformen der Verstopfung unterschieden.
Eine Form der chronischen Verstopfung besteht oftmals aufgrund eines verzögerten Transports durch den Dickdarm und wird dann als kologene Obstipation bezeichnet. Der Darm transportiert seinen Inhalt nur langsam fort und entzieht ihm trotzdem Wasser, so dass der Stuhl hart wird und eine Verstopfung eintritt. Derweil rückt von oben (aus dem Dünndarm) weiterer Darminhalt nach, der sich aufstaut. Der Grund der kologenen Obstipation kann eine Funktionsstörung der Nerven und Muskeln, Bindegewebsveränderungen oder eine Ernährung mit zu wenig Ballaststoffen sein. Weitere Ursachen sind Störungen des Hormonsystems wie eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), ein Diabetes mellitus oder Veränderungen im Zusammenhang mit den weiblichen Hormonen Progesteron und Gestagen. Daher ist Verstopfung bei Frauen ein häufigeres Problem als bei Männern, insbesondere in der Schwangerschaft, nach der Geburt oder in den Wechseljahren. Auch eine Reihe von Medikamenten haben die Verstopfung als mögliche Nebenwirkung. Zu diesen Medikamenten gehören unter anderem Schlafmittel, starke Schmerzmittel (Opioide), blutdrucksenkende Medikamente, Mittel zur Wasserausscheidung (Diuretika), Mittel gegen Krampfanfälle (Antiepileptika), Opiate und Medikamente gegen Parkinson.
Erkrankungen und Störungen am After führen zur der anderen Hauptform der Verstopfung, die als anorektale Obstipation bezeichnet wird. Patienten haben Schwierigkeiten, den Stuhl auszuscheiden. Zu den möglichen Ursachen gehören hier die Verengung am Anus (Analstenose), Nervenschäden, ein Darmvorfall aus dem After (Analprolaps) oder eine Aussackung des Darms in Richtung Scheide (Rektozele). Eine Verstopfung kann selbst eine Analerkrankung auslösen und zu einem Teufelskreis führen.
Manchmal deutet eine Verstopfung eine schwere Erkrankung an. Der Darm kann an einer Stelle verengt sein. Ein Darmverschluss ist eine mögliche seltene Ursache für akute Verstopfung und macht sich durch sehr heftige Beschwerden bemerkbar.
Die Verstopfung (Obstipation) kann chronisch sein, nur manchmal bleibt sie eine akute Erscheinung. Der Stuhlgang bleibt drei oder mehr Tage aus. Die Folge ist typischerweise ein harter Kot, der beim Ausscheiden schmerzt, und die unangenehme Empfindung, dass der Mastdarm nicht vollständig entleert wurde. Der Kot besteht oft aus kleinen Klümpchen. Weil der Stuhlabgang schwerfällt, müssen viele Betroffene stark pressen. Hinzu kommen Beschwerden wie Völlegefühl oder ein beeinträchtigtes Wohlbefinden.
Bei Kindern liegen die Kriterien etwas anders. Säuglinge haben erst dann eine Verstopfung, wenn der Stuhl eine Woche oder länger ausbleibt. Bei Kindern sind stärkere Abweichungen der Stuhlfrequenz als bei Erwachsenen normal.
Bei manchen Patienten bestehen Verstopfungssymptome, obwohl sie regelmäßig und eigentlich häufig genug auf die Toilette gehen. Sie müssen vielleicht heftig und unter Schmerzen pressen, damit der Stuhl abgegeben werden kann, oder die Finger oder andere Hilfsmittel benutzen. Der Kot ist bei diesen Betroffenen oft besonders hart.
Eine akute Verstopfung besteht ein oder wenige Male hintereinander und lässt dann wieder nach. Meist bleibt es bei den oben beschriebenen Symptomen. Sollten zu den üblichen Erscheinungen allerdings noch sehr starke Beschwerden hinzukommen, beispielsweise massive Schmerzen, Bauchschwellung, Kreislaufbeeinträchtigung (Schock) oder gar ein Erbrechen von Stuhl, dann deutet dies auf einen Darmverschluss hin. Ein Darmverschluss ohne rasche Behandlung führt oft zum Tode. Die Verstopfung kann aber auch harmlos sein. Es muss oft keine Behandlung erfolgen, wenn über einige Tage kein Stuhl abgegeben wird und sonst keine wesentlichen Beschwerden bestehen.
Eine chronische Verstopfung besteht über einen längeren Zeitraum. Diese kann das Wohlbefinden und die Lebensqualität deutlich einschränken. Auf Dauer kann der Zustand zu Folgestörungen führen. Zu den möglichen Komplikationen zählen Aftererkrankungen wie vergrößerte Hämorrhoiden, Schleimhauteinriss (Analfissur) und Prolaps (Darmvorfall aus dem After). Im Darm können sich Aussackungen bilden und entzünden (Divertikulitis). Kotsteine können sich bilden.
In der Regel besteht die Obstipation aufgrund harmloser Ursachen, nur sehr selten ist eine schwere Erkrankung verantwortlich. Gerade eine chronische Verstopfung sollte allerdings vom Arzt kontrolliert werden, so dass die Ursache festgestellt werden kann und die passende Behandlung erfolgen kann. Der Arzt wird eine Befragung (Anamnese) durchführen und sich beim Patienten nach den Symptomen und deren Auftreten, nach vorbestehenden Erkrankungen und den Lebensumständen und der Ernährungsweise erkundigen. Als körperliche Untersuchungen können die Abtastung des Bauches und das Abhören der Darmgeräusche Hinweise geben. Die Blutabnahme und die Abgabe einer Stuhlprobe zur Untersuchung im Labor können aufschlussreich sein.
Eine spezielle Untersuchung bei Obstipation ist die Feststellung der Transitzeit, also der Zeitdauer vom Verzehr bis zum Ausscheiden der Nahrung. Der Test wird auch als Hinton-Test bezeichnet. Mit einer Darmspiegelung (Koloskopie, Proktoskopie) wird kontrolliert, ob eine ernste Veränderung im Darm vorliegt. Eine Messung des Verschlussdruckes des Afters (Sphinkter-Manometrie) kann dortige Ursachen nachweisen.
Eine Verstopfung muss von dem Zustand unterschieden werden, bei dem der Darminhalt überhaupt nicht mehr weitertransportiert wird. Dieses komplette Erliegen der Darmtätigkeit wird Koprostase genannt.
Vorrangig richtet sich die Behandlung nach der Ursache. Eine spezifische Erkrankung als Grund der Störung wird beseitigt, wenn dies möglich ist. Etwaige Medikamente, die die Verstopfung bedingen, werden abgesetzt oder durch andere Mittel ersetzt. Ansonsten sind einfache Maßnahmen oft schon ausreichend, dass das Problem sich bessert.
Über die Ernährung kann bereits viel bewirkt werden. Hier sollte eine eingehende Ernährungsberatung geschehen. Patienten sollten einige Tipps beachten wie etwa auf eine reichliche Ballaststoffzufuhr zu achten. Ballaststoffe finden sich in Vollkorn-Lebensmitteln, in Kleie und Leinsamen, in Obst und Gemüse. Verschiedene Nahrungsmittel sind dafür bekannt, dass sie abführend wirken, wie Trockenpflaumen, Feigen, Rhabarber oder Sauerkraut. Lebensmittel wie Bananen, Möhren, Nudeln, Schokolade stopfen dagegen eher. Genügend Flüssigkeit sollte ebenfalls aufgenommen werden, um den Stuhl weich zu halten. Die Empfehlung geht zu etwa zwei Litern Wasser, die Betroffene pro Tag trinken sollten.
Die Betroffenen sollten Stress reduzieren, sich einen geregelten Tagesablauf aneignen und zu regelmäßigen Zeiten aktiv sein beziehungsweise schlafen und Pausen machen. In dieses Schema kann auch der Stuhlgang eingebettet werden, damit dieser zur Gewohnheit wird und damit besser funktionieren kann. Betroffene sollten sich reichlich Zeit für die Toilettensitzung nehmen. Ein Stuhldrang sollte möglichst nicht unterdrückt werden.
Patienten sollten auf genügend körperliche Aktivität achten. Dazu gehört Bewegung im Alltag und regelmäßiger Sport im gesunden Ausmaß. Entspannungsverfahren (Autogenes Training, Yoga) unterstützen Patienten, dass sich die Verstopfung bessert. Auch eine Bauchmassage regt den Darm an. Eine physikalische Therapie, etwa in Form einer Kältebehandlung (z. B. kalte Bäder), kann ebenfalls hilfreich für die Darmfunktion sein.
Manchmal durchaus sinnvoll und befreiend ist eine rektale Darmspülung (sogenannter Einlauf, Klistier, Irrigator). Der untere Bereich des Darms kann damit gezielt entleert werden. Das Verfahren ist zudem relativ schonend, da es nur dort wirkt, wo die Beschwerden auch bestehen, und der Rest des Organismus praktisch nicht belastet wird.
Als Medikamente gegen die Verstopfung sind Abführmittel (Laxanzien) zu nennen. Sie sollten nicht als Allheilmittel gelten und erst verwendet werden, wenn einfache Maßnahmen die Verstopfung nicht mehr abwenden können. Geht unter dem Abführmittel die Verstopfung nach zwei Wochen ebenfalls nicht zurück, dann muss spätestens ein Arzt hinzugezogen werden. Bei unkomplizierter Verstopfung durch Ballaststoffmangel kommen Mittel in Frage, die den Darm stärker füllen beziehungsweise dort aufquellen (beispielsweise indischer Flohsamen). Vor allem eine kologene Obstipation (Ursache im Darm) wird durch weitere Arten von Abführmitteln behandelt: Mittel, die die Darmbewegung fördern (motilitätssteigernde Laxantien), die mehr Flüssigkeit in den Darm ziehen (osmotische Laxanzien) oder die zu einer verstärkten Sekretion in den Darm führen. Ist die Ursache am After (anorektale Obstipation), dann helfen Abführmittel, die dort verabreicht werden, meist in Form von Zäpfchen.
Ein zu straffer Verschluss des Anus beziehungsweise eine beeinträchtigte Koordination zwischen innerem und äußerem Schließmuskels kann mittels Botulinumtoxin (Botox®) behandelt werden. Es wird in den äußeren Schließmuskel injiziert und schwächt die Kontraktion zu einem gewissen Grad ab, so dass der Stuhl besser abgehen kann. Die Wirkung hält durchschnittlich circa ein halbes Jahr an.
Eine Operation als Therapie der Verstopfung kommt bei einigen Erkrankungen in Frage, die sich auf andere Weise nicht erfolgreich behandeln lassen. Sie ist möglich bei Verwachsungen im Bauchraum, bei Veränderungen am After, beim Morbus Hirschsprung (Erkrankung mit Fehlen von Nervenzellen im Darm) oder bei einer Rektozele oder anderen Darmausstülpungen.
Meist ist die Obstipation eine harmlose Erscheinung. Eine akute Verstopfung verschwindet oft wieder. Eine chronische Verstopfung kann sehr hartnäckig sein und erfordert ein konsequentes Einhalten der Ernährungs- und Verhaltensempfehlungen seitens des Patienten. Hier sind in manchen Fällen Folgeerkrankungen am After oder im Darm möglich. Selten ist eine Verstopfung ein Hinweis auf eine ernste Erkrankung. Das gilt vor allem, wenn weitere Symptome wie heftige Bauchschmerzen bestehen. Eine Verstopfung, die in einigen Wochen nicht wieder weggeht, sollte ärztlich kontrolliert werden.
aktualisiert am 02.10.2020