Wie lange ein Bypass haltbar ist, hängt unter anderem vom Material ab, aus dem er besteht. Oft wird für einen Bypass ein körpereigenes Gefäß verwendet. Dieses wird an einer anderen Stelle entnommen, an der es gut durch benachbarte Gefäße ersetzt werden kann und somit nicht unbedingt benötigt wird.
Bypässe aus einer Arterie sind besser für die Aufgabe geeignet als Bypässe aus einer Vene. Die Wand der verwendeten Arterie ist dicker und besser für Belastungen geeignet als die relativ dünne und elastische Wand einer Vene. Außerdem sind die in den Venen vorhandenen Venenklappen dafür prädestiniert, leichter zur erneuten Ablagerung von Kalk und Thromben (Gerinnseln) zu führen. Daher wird nach Möglichkeit eine körpereigene Arterie für den Bypass verwendet. Nur in Ausnahmefällen wird auf eine Vene zurückgegriffen. Durch die optimale Eignung für die Aufgabe als Umgehungsgefäß haben vor allem arterielle Bypässe eine sehr lange Haltbarkeit. Es muss dafür gesorgt werden, dass sie nicht vorzeitig durch andere Faktoren wie zum Beispiel erneute Verkalkungen geschädigt werden. Auch venöse Bypässe können durchaus 20 Jahre oder länger halten.
Bypässe aus Fremdmaterialien sind heutzutage am Bein die Ausnahme. Die künstlichen Bypässe können manchmal ebenso lange halten und offen bleiben wie Bypässe aus echten Blutgefäßen. In vielen Fällen ist die Gefäßüberbrückung mit einem Bypass aus Kunststoff jedoch bereits nach fünf Jahren nicht mehr intakt.
Da der Bypass normalerweise aus einem körpereigenen Gefäß besteht, wird er nicht, wie es bei Fremdmaterial des Öfteren der Fall ist, vom Organismus abgestoßen. Ein Bypass wächst relativ schnell an das bestehende Gefäßsystem an. Er kann sogar bei Schäden durch körpereigene Mechanismen bis zu einem gewissen Grad repariert werden. Um die Ablagerung von Blutpfropfen (Thromben) an den Nahtstellen zu verhindern, wird nach der Operation ein gerinnungshemmendes Medikament wie zum Beispiel Heparin gegeben, bis der Bypass vollständig angewachsen ist.
Im Prinzip ist ein Bypass sehr lange haltbar. Da mit der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) bereits eine erhebliche Vorerkrankung besteht, ist die Haltbarkeit stark von den bestehenden Risikofaktoren abhängig. Die Haltbarkeitsdauer kann nicht für alle Patienten gleichermaßen angegeben werden.
Bestehen nach der Bypass-OP weiterhin starke Risikofaktoren, ist es wahrscheinlich, dass mit der Zeit auch der Bypass von der Gefäßverkalkung betroffen sein wird. Hört ein Raucher mit pAVK beispielsweise nicht mit dem Rauchen auf, so ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich auch das Volumen des Bypass durch Kalkablagerungen mit der Zeit reduzieren wird. Daher sollte nach einer Bypass-Operation auf eine gesunde Lebensweise geachtet werden. Risikofaktoren, die sich nicht komplett abstellen lassen, sollten nach Möglichkeit reduziert werden. So sollte zum Beispiel bei einem bestehenden Diabetes auf eine gute Einstellung des Blutzuckers geachtet werden.
Auch das Ausmaß der Erkrankung zum Zeitpunkt der Bypass-Operation beeinflusst die Haltbarkeit. Je stärker das betroffene Bein durch die mangelhafte Blutzufuhr geschädigt ist, desto schlechter ist die Prognose für die Haltbarkeit des Bypass.
Entzündungen können ebenfalls dafür verantwortlich sein, dass die überbrückte Gefäßstelle geschädigt wird und gegebenenfalls ausgetauscht werden muss.
Wenn der eingesetzte Bypass seine Funktion als Umgehungskreislauf nicht mehr wahrnehmen kann, so ist in vielen Fällen eine erneute Bypass-Operation möglich. Durch Verkalkungen oder Thromben kann durch den Bypass nicht mehr genug Blut fließen, um das Bein ausreichend mit Sauerstoff zu versorgen. In diesem Fall sind alle Methoden zur Wiederherstellung der Sauerstoffversorgung denkbar, die auch ohne einen bestehenden Bypass in Erwägung gezogen werden würden.
aktualisiert am 15.03.2020