Tritt an der Scheidewand zwischen linker und rechter Herzkammer eine Öffnung auf, ist von einem Ventrikelseptumdefekt oder kurz VSD die Rede. Dabei handelt es sich um den häufigsten angeborenen Herzfehler überhaupt. Er macht in etwa ein Viertel aller Fälle aus. Der Defekt der Scheidewand tritt aber nicht erst nach der Geburt auf, er ist vielmehr das Resultat einer gestörten embryonalen Entwicklung. Verläuft die Entwicklung normal, verwächst bereits im Mutterleib der untere Teil des Ventrikelseptums (Herzkammerscheidewand) mit dem oberen, sodass linke und rechte Herzkammer vollständig voneinander getrennt sind. Kommt es bei diesem Prozess zu Störungen, kann das Resultat in einer verbleibenden Öffnung liegen. Dies kann bei den betroffenen Säuglingen und Kindern zu mehr oder weniger ausgeprägten Symptomen führen.
Wird bei oder in der ersten Zeit nach der Geburt ein solches Loch im Herzen festgestellt, muss nicht notwendigerweise eingegriffen werden. Bei einem Teil der Betroffenen schließt sich die Öffnung nach der Geburt noch von selbst. Häufig betroffen sind Frühgeborene. Bei ihnen hatte die normale Entwicklung nicht genügend Zeit, um vor der Geburt zum Abschluss zu kommen. Aber auch, wenn sich eine kleinere Öffnung nicht verschließt, besteht nicht zwingend Grund zur Sorge. Ist das Loch im Herz nicht zu ausgedehnt, muss der kleine Patient mit keinerlei Beschwerden rechnen und ist ohne Einschränkung leistungsfähig. Handelt es sich allerdings um einen mittelgroßen oder großen Defekt, kann es zu ernsthaften und teils gefährlichen Auswirkungen kommen. Bei vielen betroffenen Kindern lassen sich daher Anzeichen für einen Sauerstoffmangel erkennen.
Ein intaktes Herz-/Kreislaufsystem befördert das Blut vom Körper über die rechte Herzkammer zunächst zur Lunge, wo es mit Sauerstoff angereichert wird. Anschließend fließt es der linken Herzkammer zu, um dann wieder im Körper verteilt zu werden und die Sauerstoffversorgung sicherzustellen. In der linken Kammer, die das Blut zurück in den Körper pumpt, ist der Blutdruck höher als in der rechten. Kommt es zu einer Verbindung zwischen beiden Kammern, einem sogenannten Shunt, fließt sauerstoffreiches Blut anstatt in den Körper von der linken in die rechte Herzkammer und dann wieder zur Lunge, ohne den Sauerstoff an den Körper abgegeben zu haben. Ein Teil des Blutes zirkuliert zwischen Lunge und Herz ohne jeden Nutzen für die Sauerstoffversorgung.
Größere Defekte an der Kammerscheidewand führen bei den Patienten aufgrund des Sauerstoffdefizits im Blut zu einer erhöhten Atemfrequenz und zu Kurzatmigkeit. An einem solchen VSD leidende Kinder trinken zudem häufig auffallend schlecht. Sie nehmen nur wenig an Gewicht zu, sind entsprechend dünn und zeigen bisweilen Gedeihstörungen. Damit ist die Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Entwicklung im Vergleich zu normal heranwachsenden Kindern gemeint. Das auffälligste Symptom eines Ventrikelseptumdefekts ist jedoch die Blausucht oder Zyanose. Dabei kommt es durch die Mangelversorgung mit Sauerstoff zur Blaufärbung einzelner Körperareale. Häufig betroffen sind Lippen und Hände. Ein weiteres, weniger spezifisches Symptom ist die Infektanfälligkeit. Bei Betroffenen besteht eine erhöhte Gefahr für Lungenentzündungen. Ein vermehrtes Schwitzen wird bei vielen Kindern mit VSD ebenfalls beobachtet.
aktualisiert am 14.01.2020