Viele der geschätzt bis zu 300.000 Deutschen mit angeborenem Herzfehler sind ausgesprochen zurückhaltend, wenn es um die körperliche Betätigung im Rahmen von Sport geht. Die Gründe dafür liegen einerseits in einer häufig überbehüteten Lebensweise, aber auch in der vorsichtigen Haltung der Medizin gegenüber der sportlichen Aktivität von Herzkranken. Dabei wird häufig außer Acht gelassen, dass die richtigen Sportarten mit dem richtigen Maß betrieben auch Menschen mit einem Loch im Herz zu einem Plus an Lebensqualität verhelfen können.
Welche Sportarten ein Patient mit einem Loch im Herz (zum Beispiel einem Ventrikelseptumdefekt) betreiben kann, hängt in erster Linie von der Schwere der Erkrankung und von der Ausdehnung des Defekts ab. Handelt es sich lediglich um ein kleines Loch im Herz, bestehen praktisch keine Einschränkungen. Sowohl Sportarten mit geringer dynamischer Belastung wie beispielsweise Golf oder Kegeln sind möglich als auch Sportarten mit einer höheren dynamischen Belastung wie Joggen, Radfahren und Fußballspielen.
Das menschliche Herz schlägt während der gesamten Lebensspanne unentwegt, um den Körper mit Nährstoffen und dem überlebenswichtigen Sauerstoff zu versorgen. Dazu wird verbrauchtes Blut in die rechte Herzkammer und von dort zur Lunge gepumpt. In der Lunge wird es mit Sauerstoff angereichert und zur linken Herzkammer weitergeleitet. Von dort tritt das sauerstoffreiche Blut seinen Weg in die verschiedenen Körperareale an, um beispielsweise die Gliedmaßen und das Gehirn mit ausreichend Sauerstoff zu versorgen. Ein Loch im Herz kann in der Kammerscheidewand oder in der Vorhofscheidewand bestehen und sich erheblich auf die Blutzirkulation auswirken.
Befindet sich in der Scheidewand zwischen der linken und rechten Herzkammer ein Loch (Kammerseptumdefekt, Ventrikelseptumdefekt), ist die Leistungsfähigkeit dieses Kreislaufs mehr oder weniger eingeschränkt. Während es durch kleine Löcher zu keiner Beeinträchtigung kommt, führen mittelgroße und große Öffnungen zu deutlichen Leistungseinschränkungen. Das sauerstoffarme Blut aus dem Körper wird zwar zunächst zur Lunge und dann zur linken Herzkammer gepumpt, anschließend setzt aber ein Teil davon seinen Weg nicht in Richtung Körperregionen fort, sondern wird erneut durch das Loch im Herz zurück in die rechte Herzkammer geleitet. Dadurch entsteht ein Kreislauf, der zwar dem Herzen seine Pumpleistung abverlangt, aber weniger effektiv Sauerstoff in den Körper befördert. Das sauerstoffreiche Blut zirkuliert wirkungslos zwischen Herz und Lunge.
aktualisiert am 18.03.2020