Während einer Schwangerschaft werden dem weiblichen Körper Höchstleistungen abverlangt. Er befindet sich permanent im Ausnahmezustand und muss mit Belastungen klarkommen, die weit über die des Alltagslebens hinausgehen. Das gilt nicht zuletzt für das Herz. Es muss jetzt die Versorgung von zwei Organismen übernehmen. Bereits nach dem ersten Schwangerschaftsmonat nimmt das Volumen des Blutes im Körper zu. Das bedeutet für das Herz, dass es im Verlauf der Schwangerschaft um bis zu 50 Prozent mehr Blutvolumen durch den Körper der Schwangeren und des Embryos pumpen muss. Diese Belastung bringt selbst viele herzgesunde werdende Mütter an ihre Grenzen. Frauen mit Herzfehler sollten deshalb während der Schwangerschaft besondere Vorsicht walten lassen und sich in die Obhut kundiger Ärzte begeben.
Eine Schwangerschaft ist auch für Frauen mit Herzfehler wie beispielsweise einem Loch im Herz möglich. Ist diese Vorerkrankung bekannt, sollte allerdings von Beginn an eine engmaschige medizinische Überwachung, die in Zusammenarbeit von Kardiologen und Gynäkologen gewährleistet wird, stattfinden. Nur in sehr seltenen Fällen ist bei einem großen Defekt im Herz von einer Schwangerschaft abzuraten. Laut der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie kommt es jährlich zu mehreren tausend Komplikationen bei Schwangerschaften herzkranker Frauen.
In den meisten Fällen handelt es sich bei Herzerkrankungen von Schwangeren um angeborene Herzfehler wie den Ventrikelseptumdefekt oder kurz VSD. Damit ist eine Öffnung in der Kammerscheidewand zwischen linker und rechter Herzkammer gemeint. Diese Art von Loch im Herz geht auf eine Fehlentwicklung während der embryonalen Phase zurück. Bei einer normalen Entwicklung wachsen der untere und der obere Teil der Kammerscheidewand zusammen und trennen den arteriellen vom venösen Teil des Blutkreislaufs. Ist diese Entwicklung gestört, bleibt ein Loch im Herz zurück, durch das permanent Blut aus der linken in die rechte Herzkammer strömt.
Um den enormen Aufgaben während der Schwangerschaft gewachsen zu sein, erhöht das Herz seine Frequenz und nimmt an Größe zu. Wie die Schwangerschaft verläuft, hängt im starken Maße von der Ausdehnung des Defektes im Herz und dem Blutdruck im Lungenkreislauf ab. Die notwendigerweise erhöhte Pumpleistung kann dann zum Problem werden, wenn ein Loch im Herz eine gewisse Größe übersteigt. In einem gesunden menschlichen Blutkreislauf wird das Blut von der rechten Herzkammer in die Lunge gepumpt und dort mit Sauerstoff angereichert. Von dort fließt das Blut zurück zur linken Herzkammer, um dann die verschiedenen Körperregionen mit Sauerstoff zu versorgen. Bei einem VSD wird ein Teil des Blutes von der linken Herzkammer nicht in den Körper, sondern direkt wieder in die rechte Herzkammer gepumpt. Dadurch zirkuliert ein Teil des Blutes zwischen Herz und Lunge und es kann zu Unterversorgung einzelner Körperregionen mit Sauerstoff kommen. Wird die Gebärmutter und der Embryo oder Fötus nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt, drohen Wachstumsstörungen, Früh- und Fehlgeburten oder Totgeburten.
Für Schwangere mit Herzfehlern und Herzerkrankungen ist es ratsam, sich zu einem geburtsmedizinischen Zentrum zu begeben, bei dem auch eine intensive Behandlung durch die Kardiologie erfolgen kann. Bei den Wehen beziehungsweise beim Geburtsvorgang ist der Sauerstoffbedarf groß und die Herzleistung steigt deutlich an. Bei der Geburt kann es daher bei einem Loch im Herz zu Schwierigkeiten kommen, die vorher nicht da waren. Es gilt aus der Sicht der Herzmedizin als vorteilhaft, das Kind auf normalem Weg (vaginal) zu entbinden, denn der Kaiserschnitt weist gewisse weitere Risiken auf. Die Schnittentbindung wird meist erst dann durchgeführt, wenn sie unumgänglich ist. Um noch stärkere Belastungen zu vermeiden, ist für die Geburt die richtige Schmerzausschaltung wichtig.
aktualisiert am 04.07.2018