Eltern sind schockiert, wenn sie nach der Geburt ihres Kindes vom Arzt die Diagnose eines Lochs im Herzen bekommen. In diesem Zusammenhang kann auch ein persistierender Ductus arteriosus (PDA) stehen. Es handelt sich um eine vergleichsweise häufig auftretende Gefäßerkrankung, die je nach Quelle in ihrer Häufigkeit mit fünf Prozent bis neun Prozent angegeben wird. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein. Der Ductus arteriosus (Ductus Botalli) ist allerdings eine Blutgefäßverbindung, die bis zum Zeitpunkt der Geburt für den Fötus von Bedeutung ist – er hat eine wichtige anatomische Funktion. Insofern ist dessen Auftreten beim Ungeborenen normal. Zu einer Erkrankung – sprich einem Herzfehler – entwickelt sich das Ganze, wenn der Ductus arteriosus nach der Geburt bestehen bleibt (persistiert).
Ein Loch im Herzen – im ersten Moment halten medizinische Laien dies grundsätzlich für eine Fehlentwicklung. Aber der Ductus arteriosus ist eine normale Entwicklung, die jedes ungeborene Kind im Mutterleib durchläuft. Welche Funktion hat der Ductus arteriosus in diesem Zusammenhang?
Im Mutterleib wird die Lunge noch nicht belüftet, weshalb diese auch noch nicht in einem Ausmaß wie nach der Geburt durchblutet wird. Die Aufnahme von Sauerstoff und die Abgabe von Kohlendioxid findet hier noch nicht statt. Über den Ductus arteriosus entsteht eine Verbindung zwischen Lungenarterie und Hauptschlagader (Aorta), die für den Kreislauf des ungeborenen Kindes essenziell ist. Das Blut fließt über diese Verbindung direkt von der Lungenarterie in die Aorta, ohne dass es durch die feinen Lungengefäße befördert wird.
Aufgrund dieser Tatsache ist ein bestehender Ductus botalli (Ductus arteriosus) bei ungeborenen Kindern ein vollkommen normaler Abschnitt in der Entwicklung. Ebenso normal ist bei Ungeborenen eine Öffnung in der Scheidewand zwischen dem rechten und linken Herzvorhof, das Foramen ovale. Dieses Loch im Herz sorgt dafür, dass Blut direkt vom rechten in den linken Vorhof gelangt, ohne durch den Lungenkreislauf zu fließen.
Mit der Geburt werden die Lungen des Neugeborenen belüftet und stärker durchblutet. Damit hat der Ductus arteriosus seine Aufgabe erfüllt. Im Normalfall verschließt sich die Verbindung zwischen Hauptschlagader und Lungenarterie innerhalb von Stunden bis wenigen Tagen nach der Geburt. Sofern dies nicht der Fall ist, wird vom persistierenden Ductus arteriosus (persistierenden Ductus Botalli) gesprochen. Weiterhin verschließt sich nach der Geburt die Verbindung zwischen den Herzvorhöfen, das Foramen ovale. Auch dieser Verschluss geschieht bei einigen Menschen nicht richtig und es bleibt ein Loch im Herz bestehen.
Zum Schließen des Ductus arteriosus führt letztlich der durch die beginnende Atmung erhöhte Sauerstoff-Partialdruck (Anteil von Sauerstoff im Blut). Für das Offenhalten der Verbindung machen Studienautoren Prostaglandine verantwortlich. Hierbei handelt es sich um spezielle Hormone. Auf der anderen Seite ist der Medizin bekannt, dass Arzneimittelwirkstoffe – wie Ibuprofen (ein Schmerzmittel/nichtsteroidales Antirheumatikum) – einen zu frühen Verschluss des Ductus arteriosus bewirken kann. Es kommt zu einem zu hohen Druck im Lungenkreislauf.
Bleibt die Öffnung des Ductus arteriosus nach der Geburt länger bestehen, wird dies aufgrund des Druckgefälles zwischen Lungenarterie und Aorta zum Problem. Aus der Hauptschlagader tritt das Blut in die Lungenarterie über. Hierdurch entwickelt sich ein Druckangleich zwischen beiden Gefäßen. Die Lungengefäße sind aber nicht auf den höheren Druck ausgelegt. In der Folge kann es zu einem Lungenhochdruck (pulmonaler Hypertonus) kommen. Dafür besteht ein relativer Blutmangel im Körperkreislauf. Die Minderdurchblutung wichtiger Organe wie Niere oder Darm kann die Folge sein.
Ob sich aus der offen bleibenden Verbindung am Herzen eines Neugeborenen tatsächlich diese folgenschwere Gefäßerkrankung entwickelt, hängt von der Größe des Ductus arteriosus ab. Kleinere PDA bleiben mitunter sogar längere Zeit unentdeckt und fallen erst im Rahmen einer späteren Untersuchung auf. Ab einer gewissen Größe wirkt sich der Übertritt des Bluts auf die Entwicklung von linksseitiger Herzkammer und Vorhof aus. Erreicht der Blutfluss einen gewissen Grenzwert, dann muss ein persistierender Ductus arteriosus operativ geschlossen werden. Insbesondere bei Frühgeborenen kann probiert werden, das Gefäß medikamentös zu verschließen, indem Mittel wie Ibuprofen oder Indometacin gegeben werden.
aktualisiert am 19.03.2018