Der vasomotorische Schnupfen (vasomotorische Rhinitis) ist ein chronischer, nicht-allergischer, nicht-entzündlicher Schnupfen. Der Fachbegriff „vasomotorisch“ ist zusammengesetzt aus lateinisch vas-, vaso- (Gefäße) und motorius (die Bewegung betreffend). Symptome sind eine wässrig-laufende Nase mit Niesreiz und behinderter Nasenatmung. Die unterschiedlichsten Auslöser führen dazu, dass die Nasenschleimhaut überreagiert.
Die genaue Ursache für einen vasomotorischen Schnupfen ist unbekannt. Vermutlich liegt ein Ungleichgewicht des vegetativen Nervensystems und eine erhöhte Empfindlichkeit der Nasenschleimhaut (nasale Hyperreaktivität) vor. Das vegetative Nervensystem reguliert den Blutfüllungszustand der Gefäße. Bei einer gesteigerten Durchblutung schwellen die Nasenschleimhäute an, was zu einem wässrigen Schnupfen und behinderter Nasenatmung führen kann. Die Symptome werden durch verschiedene Faktoren ausgelöst oder verschlimmert, die wiederum Hormone, Eiweißstoffe oder Botenstoffe aktivieren. Diese wirken auf die Gefäße (vegetatives Nervensystem) und Schleimhäute der Nasenschleimhaut.
Ein Temperaturwechsel von warmen Räumen zu kalter Außenluft, starke Gerüche (Zigaretten, Chemikalien, Parfüm) sind solche Faktoren. Die übersensiblen Schleimhäute reagieren auf scharfe Gewürze, den Genuss von Alkohol oder heißen Getränken. Als Auslöser für einen vasomotorischen Schnupfen gelten ebenfalls
Der Missbrauch von abschwellenden Nasentropfen oder Sprays wird als Ursache diskutiert. Durch einen dauerhaften Gebrauch trocknen die Schleimhäute aus, was zu einem trockenen Schnupfen führt. Im weiteren Verlauf kann die angegriffene Nasenschleimhaut überempfindlich auf äußere Reize reagieren. Lässt sich keine Ursache ausmachen, spricht man von einem idiopathischen vasomotorischen Schnupfen (von altgriechisch: idios = eigen, pathos = Leiden; ohne erkennbare Ursache).
Hauptsymptome beim vasomotorischen Schnupfen sind ein wässriger Nasenausfluss, Niesreiz und behinderte Nasenatmung. Das Geruchsempfinden ist reduziert. Häufig kommt es zu Juckreiz, Kopfschmerzen, vermehrtem Abschlucken und Husten (wenn das Nasensekret nach innen abläuft).
Werden die Beschwerden zu einer Belastung, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Ein ausführliches Patientengespräch, vor allem in welchen Situationen und wie häufig die Beschwerden auftreten, ist die Grundlage der Diagnose. Die Informationen sind wichtig zur Abgrenzung eines allergischen oder infektiösen Schnupfens (meist stellt der Arzt durch den jahreszeitlich unabhängigen, chronischen Verlauf bereits eine Verdachtsdiagnose). Bei Unklarheit werden die Nasenschleimhäute endoskopisch betrachtet (Nasenspiegelung) und der Nasenschleim labordiagnostisch untersucht. Gegebenenfalls folgen Allergietests oder Blutuntersuchungen zur Absicherung der Diagnose.
Vor allem ein allergischer Schnupfen ähnelt dem Beschwerdebild des vasomotorischen Schnupfens (wässriger Nasenschleim und Niesreiz). Der vasomotorische Schnupfen tritt im Gegensatz zum allergischen Schnupfen allerdings jahreszeitlich unabhängig mit chronischen Verlauf auf. Außerdem leiden Patienten mit allergischer Rhinitis häufig unter Begleiterscheinungen wie ausgeprägtem Juckreiz oder Kribbeln, Bindehautentzündung und Beeinträchtigung des Allgemeinbefindens.
Ein infektiöser Schnupfen kann vor allem zu Beginn einem vasomotorischen ähneln. Hier ist der Nasenschleim zunächst auch wässrig mit Nies- und Juckreiz. Im weiteren Verlauf wird das Nasensekret zunehmend zähflüssiger. Betroffene leiden häufig unter weiteren Erkältungssymptomen wie Halsschmerzen, Husten, Abgeschlagenheit und gelegentlich Fieber.
Kann anhand der Symptome nicht zwischen allergischen, vasomotorischen und infektiösen (Erkältungs-) Schnupfen unterschieden werden, wird der Arzt vor einer Behandlung weitere Untersuchungen durchführen. Hierzu zählen die Allergiediagnostik, Blutuntersuchungen, labordiagnostische Untersuchungen des Nasenschleims oder die endoskopische Untersuchung der Nasenschleimhäute.
Als grundlegende nicht-medikamentöse Behandlung gilt zunächst die Vermeidung der auslösenden Reize. Bewährte Medikamente, die durch den Arzt verordnet werden, sind cortisonhaltige Wirkstoffe (z.B. Budesonid, Mometason, Beclomethason) oder solche mit einem Antihistaminikum (Azelastin). Bei Azelastin handelt es sich um ein H1-Antihistaminikum, das eigentlich für allergischen Schnupfen eingesetzt wird. Durch die abschwellende Wirkung hilft es aber auch gegen die Symptome des vasomotorischen Schnupfens. Unterstützend werden befeuchtende Nasensprays (z.B. Meerwassersprays) oder Salben mit pflegenden Inhaltstoffen (z.B. Dexpanthenol) eingesetzt.
In schweren Fällen kann ein operativer Eingriff angezeigt sein. Während der Operation werden die (meist vergrößerten, geschwollenen) Nasenmuscheln verkleinert und so die Nasenatmung verbessert. Dies geschieht mit Laser, Radiofrequenz oder chirurgisch.
Lässt sich eine Ursache für den vasomotorischen Schnupfen finden und kann diese vermieden werden, sind die Heilungsaussichten gut. Die Symptome werden bei entsprechender Pflege wieder verschwinden. Entwickelt sich ein immer wiederkehrender, also chronischer Verlauf, können weitere Erkrankungen wie chronische Nasennebenhöhlenentzündung oder chronische Bronchitis folgen. Daher sollte bei dauerhaften Beschwerden, die zu einer Belastung werden, grundsätzlich ein Arzt aufgesucht werden.
Lässt sich ein auslösender Reiz feststellen, sollte dieser so weit möglich vermieden werden. Positiv zur Unterbrechung des Krankheitsprozesses oder gegen das Wiederauftreten der Symptome wirken sich sogenannte „Kneipp-Kuren“ der Nasenschleimhaut aus. Hierfür wird mehrmals täglich eiskaltes Wasser durch die Nase hochgeschnupft. Dadurch verbessert sich die Fähigkeit der Gefäße, ihre Spannung aufrechtzuerhalten. Die regelmäßige Anwendung von befeuchtenden Nasensprays oder Nasenduschen hilft besonders, wenn als Ursache trockene Luft oder verschmutzte Atemluft in Frage kommen. Verunreinigte Tabakluft sollte generell gemieden werden.
Video zur unterstützenden Anwendung der Nasendusche:
https://www.youtube.com/watch?v=DJrMUBD7py4
aktualisiert am 15.03.2021