Übersetzt bedeutet Urämie so viel wie „Urin im Blut“. Das bedeutet, dass Substanzen, die von den Nieren gefiltert und über den Harn ausgeschieden werden sollten, im Blut landen. Dies ist auf eine Fehlfunktion der Nieren zurückzuführen. Diese fehlende oder ungenügende Nierenfunktion wird in der Fachsprache als Niereninsuffizienz bezeichnet.
Wie bereits angesprochen, sorgt ein Nierenversagen dafür, dass die harnpflichtigen Stoffe im Blut landen. Das Nierenversagen selbst kann wiederum auf eine Reihe von Ursachen zurückzuführen sein. In jedem Fall geht die Urämie mit dem weitgehenden Funktionsausfall der Niere einher, entweder bei einem akuten Nierenversagen oder bei dem Endstadium des Nierenversagens (terminales Nierenversagen). Die Niereninsuffizienz fällt dann so schwerwiegend aus, dass die Nieren das Blut nicht mehr von Harnstoff und anderen Giftstoffen befreien können.
Auch für die genannten Krankheitsbilder gibt es jeweils eigene Ursachen, zu denen zum Beispiel eine schlecht eingestellte Diabetes-Erkrankung gehört. Jahrelanger Bluthochdruck, mehrfache Nierenentzündungen, Erkrankungen im Bereich der Nierenblutgefäße sowie angeborene Zysten (Gewebeblasen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind) können die Ursachen sein. Nierenerkrankungen treten ebenso bei einem Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch auf und können die Urämie somit bedingen.
Da eine Urämie ein lebensbedrohliches Ausmaß annehmen kann, ist es umso wichtiger, dass dieses Krankheitsbild umgehend behandelt wird. Dies ist jedoch nur dann möglich, wenn die Symptome und Anzeichen für eine Urämie bekannt sind und entsprechend schnell ein Arzt zur Abklärung aufgesucht wird. Die nachfolgende Liste führt wichtige mögliche Anzeichen der Urämie auf:
Geschlechtsspezifisch können sich darüber hinaus weitere Symptome entwickeln. Hierzu gehören eine sexuelle Dysfunktion sowie eine Infertilität, sprich eine Unfruchtbarkeit. Bei Männern kann es außerdem zu einem Hodenabbau, der sogenannten testikulären Atrophie, kommen. Bei Frauen kann die Regelblutung ausbleiben, was Mediziner als Amenorrhö bezeichnen. Werden Flüssigkeiten nicht korrekt ausgeschieden, dann sammeln sich diese im Körper. Im Bereich der Gliedmaßen treten dann oft Ödeme auf. Auch in der Lunge kann es zu einer Flüssigkeitsansammlung kommen.
Sofern der Verdacht auf eine Urämie besteht, fragt der zuständige Arzt die Krankheitsgeschichte der Betroffenen ab. Hierbei handelt es sich um die sogenannte Anamnese. Hinzu kommt eine eingehende Untersuchung der Patienten, bei der ihr körperlicher Gesamtzustand überprüft wird. Sowohl das Blut als auch der Harn werden analysiert, um eventuelle Auffälligkeiten feststellen zu können. Nicht nur die Menge an Urin kann auf eine Urämie hinweisen. Vielmehr ist es auch die Art der Stoffe, die im Urin und Blut enthalten sind, die Hinweise auf eine Urämie geben.
Weiterhin gehört ein Ultraschall der Nieren bei einem Verdacht auf Urämie zum gängigen Standard. Allerdings kommen Kontrastmittel zur Untersuchung der Nieren nur noch in seltenen Fällen zum Einsatz. Dies hat damit zu tun, dass die Ärzte die möglicherweise bereits stark angegriffenen Nieren schonen wollen. Mitunter muss eine Nierenpunktion durchgeführt werden, um sicherzugehen, dass es sich um eine Urämie und um keine andere Erkrankung handelt. Bei diesem Verfahren wird über eine spezielle Nadel eine Gewebeprobe der Niere entnommen, die dann untersucht wird.
Wenn eine Urämie nicht behandelt wird, verläuft diese tödlich. Daher sollten sich die Betroffenen bei einem derartigen Verdacht unbedingt sofort in ärztliche Obhut begeben. Sofern rechtzeitig ein Arzt konsultiert wird und die Grunderkrankung, welche die Urämie bedingt hat, gut zu therapieren ist, sind die Heilungschancen gut. Handelt es sich allerdings um eine chronische Urämie, dann stehen die Chancen auf eine Heilung weitaus schlechter.
Dann ist eine Nierenersatztherapie auf Dauer erforderlich. Die Patienten müssen sich somit regelmäßig zur Dialyse begeben. Diese wird dreimal wöchentlich durchgeführt, wobei jede Sitzung vier bis fünf Stunden in Anspruch nimmt. Dabei handelt es sich um eine große Belastung für die Betroffenen. Wenn es zu einer irreparablen Nierenschädigung gekommen ist, kommt womöglich nur ein Spenderorgan infrage. Noch dazu kann es zu einer Reihe von Komplikationen kommen, welche die Heilungschancen bei einer Urämie verschlechtern.
Sofern eine Niere transplantiert werden muss, um das Überleben des Patienten zu sichern, geht dies mit einer Reihe an späteren Einschränkungen einher. Alkohol und verschiedene Lebensmittel sind fortan nicht mehr gestattet. Es muss eine umfassende Nahrungsumstellung erfolgen. Zudem müssen alle Transplantationspatienten ihr Leben lang eine Reihe von Medikamenten einnehmen und sich regelmäßig untersuchen lassen. Nur so kann man dafür sorgen, dass der Körper die Spenderniere nicht abstößt.
Bei der Dialyse handelt es sich um eine Therapiemethode, bei der das Blut von verschiedenen Giftstoffen sowie überschüssigen Flüssigkeiten befreit und gereinigt wird. Gleichzeitig kommt es zu einer Normalisierung des Elektrolyte- und Säure-Basen-Haushalts. Die Patienten werden dazu an eine spezielle Maschine angeschlossen, die ihr Blut wäscht. Das Gerät übernimmt somit die Funktion, welche die Nieren nicht mehr übernehmen können.
Nicht nur die hohe Infektionsanfälligkeit ist eines der zusätzlichen Risiken bei einer Urämie. Vielmehr kann es zu mehr oder minder schwerwiegenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen kommen. Der Tod der Patienten ist die schlimmste Komplikation einer unbehandelten Harnvergiftung. Bei einer Dialyse sind Kreislaufprobleme häufige Komplikationen.
Dies ist darauf zurückzuführen, dass dem Körper im Rahmen der Blutwäsche Wasser entzogen wird. Es kommt zu einem geringen Blutvolumen und niedrigeren Blutdruck, der die Kreislaufprobleme auslöst. Ein extremer Blutdruckabfall kann zu der Bewusstlosigkeit der Patienten führen. Diese Nebenwirkungen der Blutwäsche sind ebenso möglich:
Darüber hinaus haben Dialysepatienten häufig damit zu kämpfen, dass sich ihr Shunt entzündet. Bei dem Shunt handelt es sich um den Gefäßzugang, der operativ gelegt wurde, um die Dialyse in regelmäßigen Abständen durchzuführen. Der Shunt sorgt demnach dafür, dass kein neuer Zugang bei jeder Sitzung gelegt werden muss. Sofern die Patienten über einen Katheter verfügen, der permanent in ihrer Bauchgegend verankert wurde, sind sogenannte Tunnelinfektionen in diesem Bereich nicht als denkbare Komplikation auszuschließen.
Bei der Therapie einer Urämie kommt es darauf an, ob diese chronischer oder akuter Natur ist. Eine chronische Urämie wird durch eine sogenannte Nierenersatztherapie, sprich mittels der bereits angesprochenen Dialyse, behandelt. Bei einer akuten Urämie geht es darum, die Grunderkrankung der Nieren, welche die Harnvergiftung ausgelöst hat, zu behandeln. Für einen Diabetiker bedeutet dies zum Beispiel, dass sein Blutzucker besser eingestellt werden muss. Regelmäßige Kontrollen beim Arzt sind erforderlich. Diuretika (harntreibende Medikamente), welche zu einer besseren Harnstoffausscheidung beitragen, werden nur dann verabreicht, wenn der behandelnde Arzt dies trotz der damit einhergehenden Risiken sowie Nebenwirkungen für sinnvoll hält.
Darüber hinaus sind die Patienten angehalten, ihre Trinkmenge anzupassen. Diese muss mit der Funktionsfähigkeit ihrer Nieren übereinstimmen, um dieses Organ nicht unnötig zu überfordern. Eine Ernährungsumstellung wird außerdem empfohlen. Um die Menge an Harnstoff im Körper zu reduzieren, sollte nicht nur auf Phosphate verzichtet werden. Vielmehr sollte sich die eigene Ernährung wie folgt gestalten:
Um die zu erreichen, müssen die Patienten zum Beispiel auf zu viel Obst und zu viele Säfte verzichten. Auch Cola und Pizza sind bei der nierenschonenden Diät zu meiden.
Der übermäßige Konsum von Alkohol sowie ein Medikamentenmissbrauch sind zu vermeiden, um nicht das Risiko einer Urämie einzugehen. Außerdem sollten alle Betroffenen, die an einer Nierenschwäche leiden, diese frühzeitig therapieren lassen. Dies mindert das Risiko, dass die Nierenfehlfunktion bis hin zur Urämie eskalieren kann. Sofern eine Nierenschwäche vorliegt, sind die Patienten dazu angehalten, sich in regelmäßigen Abständen ärztlich untersuchen zu lassen und alle Anweisungen ihres Arztes streng zu befolgen.
Alle Vorsichtsmaßnahmen, zu denen der Arzt den Betroffen rät, sind ebenfalls zu befolgen. Dies heißt auch, dass eine strenge Selbstbeobachtung von Nöten ist, um die ersten Anzeichen einer Urämie nicht zu übersehen. Bei Risikopatienten ist die tägliche Gewichtskontrolle ein Muss. Außerdem gilt es, ihre Urinausscheidungen sowie die Menge an Harn im Auge zu behalten. Medikamente und andere Stoffe, welche die Nieren schädigen könnten, sind zu vermeiden. Gleichzeitig ist es wichtig, das eigene Immunsystem bestmöglich zu unterstützen.
aktualisiert am 15.12.2023