Die meisten Menschen denken bei Tinnitus an vieles, jedoch in den seltensten Fällen an eine Unterkieferfehlstellung. Diese ist jedoch bei einigen Patienten für den störenden, andauernden Pfeifton im Ohr verantwortlich.
Die Kiefergelenke liegen ganz in der Nähe der Ohren. Kommt es zu einer Fehlstellung und zu einer Verschiebung des Gelenkkopfes im Kiefer, können bereits minimale Veränderungen zu Tinnitus führen. Jeder Patient, der unter Tinnitus leidet, sollte daher nicht nur einen HNO-Arzt, sondern auch einen Zahnarzt oder Kieferorthopäden aufsuchen, um der Ursache der Beschwerden auf den Grund zu gehen.
Bei der Entwicklung eines Tinnitus aufgrund einer Kieferfehlstellung können verschiedene Faktoren beteiligt sein:
Der Tinnitus ist eine mögliche Folge einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD). Damit werden Fehlregulierungen der Funktionen des Kiefergelenks bezeichnet, welche viele unterschiedliche Symptome hervorrufen können.
Allerdings kann ein Tinnitus oft unabhängig bei einer Unterkieferfehlstellung vorkommen, ohne dass die Kieferprobleme die Ursache darstellen. Tinnitus kann durch viele unterschiedliche Einflüsse entstehen. Daher hilft eine Behandlung am Kiefer nicht allen Betroffenen, den Tinnitus loszuwerden.
Aufgabe des Arztes ist es, zu untersuchen, ob die Beschwerden von den Kiefergelenksproblemen stammen. Der Zusammenhang ist eher in den Fällen wahrscheinlich, wenn Ober- und Unterkiefer nicht richtig aufeinanderliegen, Verspannungen der Muskeln am Kiefergelenk bestehen, Schmerzen im Ohr- und Gesichtsbereich vorhanden sind und der Tinnitus zeitgleich mit weiteren Beschwerden auftreten.
Drücken Teile des Gelenkkopfes auf Nerven, gilt es, diese Blockade so schnell wie möglich zu lösen. Je eher der Druck gemindert wird, desto schneller lassen sich die Beschwerden beseitigen. Ist der Tinnitus erst chronisch geworden, können die Nervenzellen bereits so stark beschädigt sein, dass eine konventionelle Behandlung nur langsam oder gar nicht mehr anschlägt.
Ein Zahnarzt oder Kieferorthopäde wird bei Tinnitus oder auch Kopfschmerzen in der Regel starke Verspannungen der Kiefermuskulatur feststellen können. Um die verspannten Kaumuskeln zu entkrampfen, ist eine manuelle Therapie ratsam. Vorab oder aber zeitgleich kann eine Aufbissschiene zum Einsatz kommen, um einen starken dauerhaften Druck der Zähne aufeinander zu verhindern. Durch die Beißschiene verbessert sich zugleich oftmals die Kieferhaltung und die Beschwerden werden bei vielen Betroffenen geringer. Ohne eine bestehende Ober- oder Unterkieferfehlstellung sollten die Zähne lediglich während des Essens aufeinandertreffen, also für etwa 30 Minuten pro Tag. Bei Patienten, die an einer Fehlstellung im Bereich des Unterkiefers leiden, ist dies jedoch teilweise auf bis zu 24 Stunden ausgedehnt.
Fördern die Besuche des HNO-Arztes und des Zahnmediziners keine Ergebnisse zutage, die eine Erklärung für die Entstehung des Tinnitus liefern, so sollte auch die psychische Seite in Betracht gezogen werden. Bei vielen Patienten treten die unangenehmen Ohrgeräusche zu extrem stressigen Zeiten auf. Dies kann aufgrund einer Überlastung auf der Arbeit oder auch im Privatleben geschehen. Verkraftet der Kopf eine emotionale Ausnahmesituation nur schlecht, schlägt sich dies häufig in körperlichen Beschwerden nieder. Der Tinnitus ist damit nur ein Symptom, deren Begründung in der Psyche zu finden ist.
Nicht immer lässt sich die Unterkieferfehlstellung klar von einer psychischen Komponente abgrenzen. Einige Personen, die unter einer Unterkieferfehlstellung leiden, jedoch kaum oder nur sehr wenig Stress haben, knirschen nicht mit den Zähnen, beißen diese nicht besonders aufeinander und sind daher kaum eingeschränkt.
Kommt nun jedoch zu dieser angeborenen Fehlstellung zu viel Stress hinzu, können sich schnell Beschwerden entwickeln. An dem Ausdruck „die Zähne zusammenbeißen“ ist viel mehr dran, als viele Menschen glauben. Den meisten Betroffenen wird der Zusammenhang zwischen Stress und ihren bestehenden Zahnproblemen beziehungsweise den daraus folgenden Kopfschmerzen oder sogar einem Tinnitus erst im Nachhinein bewusst.
Es ist daher ratsam, von Beginn an sowohl an der körperlichen als auch an der psychischen Komponente zu arbeiten. Massagen sowie eine Aufbissschiene tragen zwar dazu bei, die Symptome zu verringern, letztlich lassen sich die Beschwerden jedoch nur verhindern, sofern Betroffene auch den emotionalen Bereich angehen und Lösungen entwickeln. Dies können beispielsweise Autogenes Training, Yoga oder Pilates sein. Dabei sollten die Entspannungsübungen jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass auch das Kernproblem Beachtung verdient.
In einigen Fällen wird der Tinnitus durch eine bestehende Unterkieferfehlstellung ausgelöst. Anderen Patienten hilft die Behandlung beim Zahnarzt oder Kieferorthopäden jedoch nicht weiter. In einigen Fällen können auch Verspannungen der Halswirbelsäule zu Tinnitus führen. Im Rahmen einer physiotherapeutischen Behandlung lassen sich Blockaden der Brust- und Halswirbelsäule erkennen und lösen.
aktualisiert am 28.05.2018