Unterbauch- oder Unterleibsschmerzen sind Schmerzen, die im Bereich zwischen Bauchnabel und Becken empfunden werden. Sie können sehr viele verschiedene Ursachen haben und entstehen meist bei Erkrankungen oder Störungen der Bauch- und Beckenorgane. Im Unterbauch liegen Verdauungs-, Harn- und innere Geschlechtsorgane sehr eng beieinander. Da die sensible Empfindung unserer inneren Organe nicht so stark ausgeprägt ist wie die unserer Haut, können wir bei Schmerzen im Unterbauch nicht genau empfinden, welches Organ die Beschwerden verursacht.
Schmerzen besonders auf der rechten Seite sind sehr häufig verursacht durch eine Blinddarmentzündung (Appendizitis). Typische Zeichen für diese Krankheit sind ein starker Druckschmerz im rechten Unterbauch und der so genannte „Loslass-Schmerz". Um diesen zu überprüfen, werden die Fingerspitzen beider Hände fest in den linken Unterbauch gedrückt, wodurch keine Schmerzen auslösbar sein sollten. Werden die Hände dann weggenommen, wird durch die Bewegung der Organe beim Zurückrutschen der Schmerz auf der rechten Seite provoziert.
Bei Frauen kommen auch Entzündungen der Eierstöcke, der Eileiter oder der Gebärmutter in Betracht sowie eine Eileiter- oder Bauchhöhlenschwangerschaft.
Zusätzlich zu den Schmerzen im Unterbauch treten in der Regel weitere Begleitsymptome, abhängig von der ursächlichen Krankheit, auf. Betroffene können unter Fieber, Durchfall oder Verstopfung und einem allgemeinen Krankheitsgefühl leiden. In den meisten Fällen sind die Bauchmuskeln als Schutzreflex stark angespannt und der Bauch ist besonders an der Stelle des stärksten Schmerzes bretthart.
Bei einer Blutung im Bauchraum kommt es in sehr schweren Fällen zu Blutdruckabfall, Herzrasen, Schwindelgefühlen und Übelkeit. Diese Symptome sind erste Anzeichen eines Schocks und erfordern eine sofortige Einweisung des Patienten in eine Klinik.
Da Unterbauchschmerzen so viele verschiedene Ursachen haben können, ist es zu Beginn aller Untersuchungen wichtig, dass der behandelnde Arzt alles über die Krankheitsgeschichte (Anamnese) des Patienten weiß. Dabei ist von Interesse, seit wann und wie lange die Schmerzen schon bestehen, wo genau sie am stärksten sind, ob es einen möglichen Auslöser gibt, ob bestimmte Nahrungsmittel oder Tätigkeiten die Schmerzen verschlimmern, wie häufig die Beschwerden bisher aufgetreten sind und ob weitere Begleitsymptome wie Fieber oder Verdauungsstörungen aufgetreten sind. Es ist auch entscheidend, wie der Patient seine Schmerzen beschreibt, ob sie eher krampfartig oder dauerhaft, plötzlich einsetzend oder schleichend beginnend sind. Wichtig ist für den Arzt auch zu wissen, ob der Betroffene irgendwelche Krankheiten hat und ob er Medikamente einnimmt.
Bei der klinischen Untersuchung hört der Arzt zunächst mit einem Stethoskop die Darmgeräusche ab: Sind sie verstärkt oder abgeschwächt, klingen sie hoch oder tief? Danach tastet er mit den Händen den Bauch ab: Ist er hart oder weich? Zeigt sich eine Abwehrspannung der Muskeln? Kann ein Loslassschmerz ausgelöst werden? Wo sind die Schmerzen durch Druck am stärksten? Sind irgendwo Knoten oder Verhärtungen zu spüren?
Bei Frauen werden auch Vagina, Gebärmutter und Eierstöcke abgetastet.
Besteht der Verdacht, dass eine Erkrankung des Rektums (Enddarms) oder sogar ein Tumor die Ursache der Schmerzen sein könnte, wird der letzte Darmabschnitt rektal mit einem Finger abgetastet.
Zusätzlich werden in der Regel die Organe mittels eines Ultraschallgeräts untersucht. Bei Frauen können die inneren Geschlechtsorgane gut durch einen vaginalen Ultraschall dargestellt werden.
Als weitere diagnostische Maßnahmen werden Röntgenbilder des Beckens, des Bauchraums und des Brustkorbs sowie ein Schwangerschaftstest durchgeführt.
Im Labor werden eine Blut- sowie eine Stuhl- und Urinprobe auf mögliche Krankheitserreger oder Entzündungszeichen untersucht.
Je nach zugrunde liegender Ursache der Unterbauchschmerzen kann die Behandlung sehr unterschiedlich sein. Prinzipiell ist es jedoch wichtig, dass die Patienten ausreichend schmerzlindernde Medikamente bekommen. Dazu eignen sich vor allem krampflösende Präparate und zentral wirksame Schmerzmittel.
Welche Therapie für den Einzelnen am sinnvollsten ist, kann nur ein Spezialist nach eingehender Untersuchung entscheiden.
Eine Blinddarmentzündung wird zunächst mit Schonkost, das bedeutet Tee und leicht verdauliche Speisen, und Wärme behandelt. Ist die Entzündung durch Bakterien verursacht, kann auch eine Therapie mit Antibiotika notwendig sein. In sehr schweren Fällen muss eine Operation durchgeführt werden, bei der der Blinddarm entfernt wird.
Nieren- und Harnsteine werden möglichst durch viel Flüssigkeitszufuhr ausgeschwemmt. Sind sie zu groß, um die Harnleiter zu passieren, können sie mittels Ultraschall zertrümmert oder endoskopisch entfernt werden.
Eingeklemmte Leistenbrüche müssen zu schnell wie möglich zurückverlagert werden, um ein abstreben des eingeklemmten Darmabschnitts zu verhindern. In einigen Fällen ist auch eine Operation notwendig.
Entzündungen der weiblichen Geschlechtsorgane Gebärmutter, Eileiter und Eierstöcke werden zunächst medikamentös behandelt. Bringt diese Therapie keine Erfolge, muss die Entzündung mit ihrem Herd möglicherweise operativ entfernt werden.
Auch Entzündungen des Darms erfordern, soweit die medikamentöse Behandlung nicht hilft und die Entzündungen immer wieder ausbrechen, eine Operation, in der der betroffene Abschnitt des Darms entfernt wird.
Letzte Aktualisierung am 15.12.2023.