Ein Tumor ist eine Schwellung, im engeren Sinne eine gutartige oder bösartige Wucherung. Mehrere Arten von Tumoren können im oder am Rückenmark auftreten, meist handelt es sich um gutartige Befunde. Rückenmarktumore sind insgesamt allerdings sehr selten. Da die Beschwerden meist nicht eindeutig sind, werden die Tumore oft erst spät nachgewiesen. Die Behandlung der Tumoren im Rückenmark geschieht in den meisten Fällen mit einer Operation.
Bei den meisten Tumoren kann keine direkte Ursache gefunden werden. Es gibt manche Risikofaktoren, die die Gefahr eines Rückenmarktumors etwas erhöhen können. Strahlen, bestimmte Gene, krebserregende Substanzen oder Infektionen (HIV) könnten eine Rolle spielen.
Tumore im Rückenmark können unterschiedlichen Ursprungs sein. Sie können aus Zellen des Rückenmarks selbst, der Rückenmarkshüllen (Meningen, auch „Hirnhaut" genannt) oder umliegendem Gewebe gebildet werden. Auch möglich sind Metastasen, also Tochtergeschwülste von bösartigen Tumoren aus anderen Körperteilen.
Ein Großteil der Rückenmarktumoren ist gutartig. Gutartige Wucherungen verdrängen zwar nur das umliegende Gewebe, benötigen dadurch aber Platz. Sie können zu Schäden am Rückenmark oder anderen benachbarten Strukturen führen. Bösartige Tumore dagegen wachsen ohne Begrenzung in die Umgebung ein und siedeln Tochtergeschwülste ab. Diese können über die Blutbahn in andere Körperregionen gelangen und dort Schäden anrichten.
Beispiele für Rückenmarktumore sind:
Patienten bemerken einen Tumor im Bereich des Rückenmarks oft spät. Anfangs zeigen sich keine oder nur leichte und unspezifische Beschwerden. Der Tumor kann auf Nerven drücken. Es kann zu Gefühlsstörungen und Schmerzen kommen. Die Schmerzen ziehen oft um den Körper herum oder in ein Bein. Das Gehen kann unter Umständen schwerfallen. Je nach Lage und Ausdehnung kann es bei einem Rückenmarktumor auch zu starken Schmerzen und zu Lähmungserscheinungen kommen. Ebenso ist es bei Druck auf den entsprechenden Nerven möglich, dass Stuhl oder Urin nicht mehr willentlich zurückgehalten werden können (Inkontinenz). Fortgeschrittene Wucherungen führen letztendlich zu einer Querschnittlähmung. Die meisten Tumore im Rückenmark wachsen allerdings langsam.
Der Arzt stellt dem Patienten Fragen (Anamnese) und untersucht ihn. Besonders schaut der Arzt nach Anzeichen für Nervenstörungen. In einer Lumbalpunktion (Probe aus dem Rückenmarkkanal) können Tumorzellen zum Vorschein kommen. Ein Tumor kann in der Regel gut in einer Kernspintomographie (Magnetresonanztomographie, MRT) erkannt werden. Eventuell ist eine Computertomographie (CT) erforderlich, um zu sehen, ob ein Knochen mit einbezogen ist. Zur Operationsvorbereitung sind Maßnahmen wie eine Blutuntersuchung notwendig.
Beschwerden wie Schmerzen oder Sensibilitätsstörungen können auf ganz andere Krankheiten hindeuten, die häufiger auftreten als Tumore. So kann beispielsweise an einen Bandscheibenvorfall gedacht werden.
In sehr vielen Fällen wird ein Tumor im Rückenmark operiert, um eine Lähmung zu verhindern. Meist wird der ganze Tumor entfernt. Wenn das Rückenmark selbst von der Geschwulst befallen ist, kann eventuell nur ein Teil entfernt werden. Falls Anteile eines Tumors belassen werden oder gar keine Operation möglich ist, ist eine Strahlenbehandlung erforderlich.
Der Eingriff am Rückenmark findet in Vollnarkose statt. In der Operation verschafft sich der Arzt über einen Schnitt in der Rückenmitte einen Zugang zum Befund. Sehr selten wird von vorne operiert. Bei der Operation über den Rücken müssen meist bogenförmige Anteile der Wirbelkörper (die Wirbelbögen) herausgenommen werden. Die Rückenmarkshaut wird eröffnet. Mit feinen Instrumenten oder mit dem Laser wird der Tumor herausgeschnitten. Dann wird die Rückenmarkshaut geschlossen, die Wirbelbögen werden zurückgesetzt und mit Materialien wie Drähten, Platten oder Stiften fixiert. Schließlich wird die Wunde vernäht und mit einem Verband versorgt. Das entfernte Gewebe wird später im Labor untersucht (Histologie = feingewebliche Untersuchung).
Komplikationen der Operation kann eine weitere Schädigung von Nerven oder dem Rückenmark sein. Direkt nach dem Eingriff sind die Lähmungen und Sensibilitätsstörungen oft stärker als zuvor, gehen meist aber wieder zurück. Der Patient bekommt geeignete Krankengymnastik. Da der Tumor erneut auftreten oder wachsen kann, sind regelmäßige Kontrolluntersuchungen notwendig.
Die Prognose hängt von der Art des Tumors ab und vom Zeitpunkt der Behandlung. Je frühzeitiger operiert wird, umso besser sind die Aussichten. Nicht selten verschwinden aber selbst starke Schmerzen oder Lähmungserscheinungen innerhalb von Wochen wieder. Manchmal sind Rückenmark oder Nerven jedoch unwiederbringlich geschädigt, so dass dann die Beschwerden dauerhaft werden können. Gutartige Tumore führen nur an Ort und Stelle zu Schwierigkeiten. Wenn die selten auftretenden bösartigen Tumore nicht erfolgreich beseitigt werden können, können sie sich immer weiter ausbreiten und Schäden im Körper anrichten.
aktualisiert am 16.11.2023