Tränende Augen haben meist harmlose Ursachen, denn schon eine Reizung reicht oft aus, dass Tränenflüssigkeit austritt. Sollte das Auge aber öfter und scheinbar grundlos tränen, dann sollte ein Augenarzt dies untersuchen. Eine Erkrankung wie beispielsweise ein verlegter Tränenkanal kann der Grund für die Symptomatik sein. In vielen Fällen ist sogar ein trockenes Auge (Sicca-Syndrom) die Ursache, dass das Auge tränt. Der erhöhte Tränenfluss kann meist verhindert werden, wenn der ursächliche Reiz nicht mehr auf das Auge einwirkt. Bestimmte Erkrankungen können aber auch eine spezielle Behandlung erfordern.
Grundsätzlich können zwei Ursachen für ein tränendes, wässerndes Auge bestehen:
Diese Störungen können wiederum verschiedene Gründe haben.
Selbstverständlich fließen die Tränen häufig aufgrund von Gefühlsregungen, es kommt zum Weinen. Ebenfalls dürfte es jedem bekannt sein, dass eine Reizung des Auges aus unterschiedlichsten Gründen zu einem Tränen führt. Zwiebeln schneiden ist ein häufiges Beispiel dafür. Rauch und Staub, Wind, kalte oder trockene Luft können das Augentränen hervorrufen. Manchmal kann sogar gleißendes Licht zu der Reizung mit Augentränen führen. Diese Einwirkungen gelten gewiss nicht als Krankheiten, sondern es handelt sich um ganz natürliche Reaktionen des menschlichen Körpers.
Eine Störung, die vielfach mit tränenden Augen in Verbindung steht, ist die Augentrockenheit (Sicca-Syndrom). Der nur scheinbar paradoxe Zusammenhang der beiden Störungen lässt sich folgendermaßen erklären: Trockene Augen führen zu der Reaktion, dass vermehrt Tränenflüssigkeit gebildet wird. Das Auge hat die Tendenz, eher zu tränen, insbesondere auch bei Umwelteinflüssen wie Kälte oder Staub. Die Tränenflüssigkeit hat allerdings eine ungünstige Zusammensetzung, sie ist zu stark verdünnt. Deshalb trocknet das Auge schnell aus, es kommt zu den Beschwerden und zur weiteren Bildung der zu dünnen Tränen.
Ein Auge tränt, wenn sich ein Fremdkörper darauf befindet. Solche Fremdkörper sind beispielsweise Metallteilchen (oft vom Flexen), Sand oder Wimpern. Die Funktion der Tränen ist hier, dass das Auge damit versucht, den Fremdkörper von dem Auge zu spülen.
Abschürfungen der oberen Schicht der Hornhaut (Erosio corneae) machen sich auf ähnliche Weise bemerkbar. Sie führen zum Augentränen, zu Schmerzen und oftmals zu einem Gefühl, vermeintlich einen Fremdkörper auf dem Auge zu haben.
Allergische Reaktionen am Auge gehören zu den weiteren möglichen Ursachen der tränenden Augen. Ebenso kann eine Lidrandentzündung das Augentränen fördern.
Wenn die ableitenden Tränenwege (Tränenkanäle) verstopft sind, können die Tränen nicht richtig abfließen. Eine solche Tränenwegsverlegung (Tränenwegsstenose) kann angeboren sein, durch Entzündungen oder Verletzungen entstehen oder aufgrund von blockierenden Substanzen oder Steinchen bestehen.
Bei Lidfehlstellungen wie Entropium (Lid ist nach innen gekippt) oder Ektropium (Lid steht nach außen ab) kommt es zu vermehrter Tränenansammlung. Die Mündungen der Tränenkanälchen können die Flüssigkeit nicht mehr von der Augenoberfläche aufnehmen, stattdessen läuft die Flüssigkeit die Wange und das Gesicht herunter. Das ständige Abwischen kann wiederum die Fehlstellung des Lids verstärken. Dass es zu einem trockenen Auge kommt, weil die Lider nicht richtig anliegen, trägt zu dem Tränen bei. Hinzu kommt beim Entropium außerdem der Reiz auf das Auge durch die kratzenden Wimpern (Trichiasis).
Des Weiteren können manche Medikamente wie etwa Substanzen zur Chemotherapie zu Schäden am Auge führen. Der Tränenfluss kann dann dadurch verursacht sein, dass die Schäden auf dem Auge zu entzündlichen Erscheinungen führen oder dass die Tränenwege wegen der Arzneimittel geschädigt und nicht mehr offen sind.
Wenn zu viel Tränenflüssigkeit auf dem Auge ist, dann laufen Tränen aus dem Auge und das Gesicht beziehungsweise die Wangen oder Schläfen herunter. Zu viele Tränen beeinträchtigen auch die Sehschärfe, weil sie sich als zu dicker Film störend vor die Hornhaut und auf den Unterlidrand legen.
Weitere Symptome hängen davon ab, welcher Einfluss oder welche Krankheit zu den tränenden Augen geführt hat. Reizerscheinungen führen zu geröteten Augen und zu einem brennenden Gefühl. Ähnliches kann sich bei Augentrockenheit bemerkbar machen. Bei Fremdkörpern oder einigen Erkrankungen können sich drückende Schmerzen finden. Allergische Reaktionen führen oft zu Schwellungen.
Bei einer Tränenwegsverlegung ist das tränende Auge das Hauptsymptom. Zusätzlich wird oft Schleim oder auch Eiter auf dem betroffenen Auge bemerkt. Die Folge einer Störung dieses Abflusssystems des Auges kann manchmal auch eine Entzündung des Tränensacks sein (welcher sich ebenfalls in den ableitenden Tränenwegen befindet).
Ein häufig tränendes Auge kann den Patienten dazu veranlassen, sich oft die herunterlaufenden Tränen abzuwischen. Auf Dauer kann das Lid erschlaffen und sich verziehen. Wenn es deshalb nach außen gekippt ist, wird es als Wischektropium bezeichnet.
Der Arzt fragt in der Anamnese (Untersuchungsgespräch) unter anderem nach den Symptomen und nach möglichen Auslösern für die tränenden Augen. Auch über eventuelle Vorerkrankungen lässt er sich informieren. Dann erfolgt ein Sehtest, schließlich eine Betrachtung des Auges in seinen Einzelheiten. Die Beurteilung erfolgt zum großen Teil vor der Spaltlampe, also der Untersuchungseinheit mit Vergrößerungsglas. Besonders achtet der Arzt auf Hornhaut, Bindehaut und die Lider (Stellung, Öffnungen der Tränenkanäle). Zur augenärztlichen Untersuchung gehört ferner die Betrachtung des Augenhintergrundes sowie oft die Augendruckmessung. Beim Verdacht auf trockene Augen als Ursache für tränende Augen können dafür Untersuchungen wie der so genannte Schirmer-Test erfolgen. Wird ein Verschluss der ableitenden Tränenwege vermutet, dann wird zunächst eine Tränenwegsspülung durchgeführt. Dazu wird über eine dünne, stumpfe Kanüle eine Salzlösung in den Tränenkanal gespült, um zu testen, ob sie durchgängig sind. Je nach den Befunden können weitere Untersuchungen erforderlich sein.
Tränende Augen sind ein Symptom, das behandelt werden kann, indem die ursächliche Erkrankung angegangen wird. Da aber oft keine richtige Erkrankung besteht, ist häufig keine spezielle Therapie notwendig.
Einflüsse, die das Auge zum Tränen bringen, sollten gemieden werden. Gegen die Einwirkungen von außen wirkt unter anderem auch eine Schutzbrille.
Bei ursächliche, Erkrankungen werden geeignete Behandlungsmethoden eingesetzt. Gegen trockene Augen helfen vor allem Tränenersatzmittel mit einer günstigen Zusammensetzung. Bei einer Hornhautabschürfung wird eine Augensalbe angewendet, die einen antibiotischen Wirkstoff enthält. Fremdkörper (z. B. Metallspäne) auf dem Auge werden vom Augenarzt entfernt. Abstehende oder verzogene Lider (Ektropium, Entropium) lassen sich durch eine Operation beheben, dies ist aber nicht immer notwendig. Ein verstopfter Tränenkanal wird mit einer Operation wiedereröffnet.
Eine allgemeingültige Prognose kann nicht gegeben werden, denn tränende Augen haben verschiedene Gründe. Fehlen die störenden Einflüsse von außen, dann verschwindet meist auch das Augentränen. Erkrankungen, die zum Augentränen führen, können ebenfalls meist gut behoben werden, wenn sie richtig diagnostiziert werden.
aktualisiert am 14.02.2022