Wer eine Fernreise plant, befasst sich nicht nur mit Impfungen gegen exotische Krankheiten. Möglicherweise legt der Arzt auch eine Vorbeugung gegen eine Flugzeugthrombose nahe. Auf langen Reisen besteht das Risiko, dass ein Blutgerinnsel entsteht, welches die Gefäße blockiert. Dieses Phänomen ist auch als Economy-Class-Syndrom bekannt. Für einige Personen ist es daher wichtig, vorzubeugen.
Das Reisen mit dem eigenen Fahrzeug hat Vorteile: Die Passagiere können beliebig oft aussteigen, sich strecken, bewegen und Frischluft tanken. Doch nicht immer haben Reisende die Wahl. Bei langen Busreisen oder bei Langstreckenflügen in der „Touristenklasse“ ist eine beengte Sitzhaltung und lange Bewegungsarmut kaum vermeidbar. Bei einigen Personen schwellen unter diesen Umständen die Beine und Fußgelenke an, weil das Lymphsystem durch den Bewegungsmangel erlahmt. Wasseransammlungen (Ödeme) sind die Folge. Die durch die Klimaanlagen trockene und gekühlte Luft sorgt zusätzlich für Unbehagen: Die Schleimhäute trocknen spürbar aus, ein rauer Hals und trockene Haut machen sich bemerkbar und die Füße werden kalt.
Bei vorbelasteten oder älteren Menschen steigt das Thrombose-Risiko der Bein- und Beckenvenen. Das Muskelsystem der Unterschenkel wirkt für gewöhnlich wie ein Pumpsystem und stellt den Rückfluss des Blutes aus den Beinen nach oben sicher. Doch unter den beschriebenen Umständen mit wenig Bewegung und Beinfreiheit ist die „Venenpumpe“ nicht oder nur eingeschränkt verfügbar.
Wer gesundheitlich vorbelastet ist, sollte unbedingt für die Dauer der Reise gut angepasste Kompressionsstrümpfe tragen. Da in Flugzeugen ohnehin meist etwas Zugluft und „Fußkälte“ herrschen, ist dies nicht unangenehm, sondern dient zusätzlich dem Wohlbefinden.
Alkoholische Getränke scheinen auf den ersten Blick zu helfen, um langweilige, lange Flüge zum Teil zu verschlafen. Doch dabei ist Vorsicht angebracht: Alkohol erweitert die Blutgefäße, führt zudem nach einiger Zeit zur Dehydrierung und trägt damit weiter zum Thromboserisiko bei.
Bestimmte Personen tragen ein erhöhtes Thromboserisiko. Auslöser dafür sind beispielsweise
In diesen Situationen verändern sich entweder die Gerinnungs- oder Fließeigenschaften des Blutes oder es entwickeln sich Gefäßschäden, die den Blutfluss behindern.
In Studien wurde das Risiko untersucht, während eines Langstreckenfluges eine tiefe Venenthrombose zu entwickeln. Als Langstreckenflüge wurden dabei alle Flugreisen mit einer Dauer von vier oder mehr Stunden eingestuft. Von 10.000 untersuchten Personen erlitten dabei zwei eine echte Reisethrombose mit nachfolgenden Beschwerden. Entscheidend ist dabei die Länge des Fluges. Welche Rolle die Beinfreiheit beziehungsweise das beengte Sitzen spielt, ist nicht eindeutig geklärt.
Gut angepasste Kompressionsstrümpfe mittlerer Stärke konnten das Risiko einer Thrombose deutlich senken. Empfohlen wird dazu, die Strümpfe etwa zwei Stunden vor dem Flug anzuziehen.
Während der Tests traten keine schweren Thrombosen auf. Doch nachträgliche Untersuchungen zeigten, dass einige Thrombosen sich unbemerkt entwickelt hatten. Sie wurden erst bei der Untersuchung der Probanden entdeckt. Die Flugpassagiere wurden durch die Kompressionsstrümpfe vor einer Thrombose geschützt – die Rate der tiefen Beinthrombosen wurde um circa das Zehnfache gesenkt. Die Strümpfe verhinderten auch die Bildung von Schwellungen durch Wassereinlagerungen (Ödeme), eine weitere Folge des erzwungenen Bewegungsmangels.
Viele Thrombosen verlaufen ohne Beschwerden und werden oft erst nachträglich entdeckt. Gefährlich sind sie in jedem Falle. Machen sie sich bemerkbar oder gibt es Verdachtsmomente, ist höchste Eile bei der Behandlung geboten.
Ein Warnsignal ist beispielsweise das Anschwellen nur eines Unterschenkels mit Spannungs- und Druckschmerz, etwa beim Bewegen der Zehen und Füße (was sind weitere Anzeichen einer Thrombose?). Die Symptome können auch noch Tage nach dem Flug oder der Fahrt auftauchen. Eine sofortige Untersuchung ist angezeigt. Eine schnelle Therapie mit Medikamenten, Kompressionsstrümpfen oder Lymphdrainage kann Komplikationen abwenden.
Mit einer entsprechend schnellen Behandlung lässt sich beispielsweise eine Lungenembolie abwenden. Wandern Thromben (Gerinnsel) nämlich durch die Beinvenen weiter und gelangen so in die Lunge, können sie dort wichtige Blutgefäße blockieren. Die Folge ist eine Sauerstoff-Unterversorgung des Körpers. Das Herz wird extrem belastet. Diese Situation ist lebensbedrohlich.
aktualisiert am 16.03.2020