Eigentlich harmlose Blutgerinnsel sind eine millionenfache Todesursache. Wird ein Blutgerinnsel in einer Vene festgestellt, muss der Blutfluss so schnell wie möglich angeregt und das Gerinnsel aufgelöst werden. Dafür stehen verschiedene Wirkstoffe zur Auswahl. Medikamente, die die Gerinnung herabsetzen und das Blut verdünnen nennt man Antikoagulanzien. Der Begriff setzt sich aus dem griechischen "anti" (= gegen) und dem lateinischen "coagulatio" (= Zusammenballung) zusammen.
Man unterscheidet niedermolekulares (fraktioniertes) Heparin und unfraktioniertes Heparin. Der Vorteil von niedermolekularem Heparin ist, dass es nur einmal am Tag verabreicht werden muss, da die blutverdünnende Wirkung 24 Stunden lang anhält. Auch lässt sich die Wirksamkeit besser einschätzen, sodass Laborkontrollen nicht mehr so häufig durchgeführt werden müssen. Unfraktioniertes Heparin muss zwei- bis dreimal täglich gegeben werden und baut sich schnell ab.
Heparin ist das Standardmittel, wenn es um Thrombosen geht. Wird eine akute Thrombose diagnostiziert, wird Heparin als Spritze oder Infusion verabreicht, um das Blut zu verdünnen und die Bildung neuer Thrombosen zu verhindern. Auflösen lässt sich ein Gerinnsel mit Heparin nur in rund zehn Prozent der Fälle.
Heparin wird ebenfalls zur Thromboseprophylaxe eingesetzt.
Zu den in Deutschland verabreichten Gerinnungshemmern gehören unter anderem Pradaxa®, Xarelto® und Lixiana®. Sie werden vom Patienten in Tablettenform eingenommen. Ihr großer Vorteil liegt darin, dass der Blutgerinnungswert relativ stabil ist und Laborkontrollen und Dosisanpassungen daher nur selten notwendig werden. Auch werden die Wirkstoffe vom Körper innerhalb eines Tages wieder ausgeschieden. Somit können die Medikamente vor einer Operation rasch abgesetzt werden. Bei einer eingeschränkten Nieren- oder Leberfunktion sollten sie nur nach genauer Untersuchung des Patienten verabreicht werden.
Eine weitere Möglichkeit zur Gerinnungshemmung sind Vitamin-K-Antagonisten (VKA), auch Cumarinderivate genannt. Dazu gehören zum Beispiel Marcumar®, Falithrom® oder Coumadin®. Man bezeichnet Vitamin-K-Antagonisten als indirekte Gerinnungshemmer, weil sie die Bildung von Vitamin-K-abhängigen Gerinnungsfaktoren verhindern. Gleichzeitig sorgen sie dafür, dass sich bestehende Gerinnsel langsam auflösen. Die Wirkung bleibt nach Einnahme über mehrere Tage bestehen und Dosisänderungen machen sich dementsprechend erst verzögert bemerkbar.
Der Nachteil der Vitamin-K-Antagonisten: Durch Nahrung und die Wechselwirkung mit anderen Medikamenten kann sich der Blutgerinnungswert verändern. Wer VKAs einnimmt, muss regelmäßig eine Blutkontrolle durchführen lassen.
Ist der Patient einmal gut eingestellt, dann kann eine langjährige Therapie problemlos verlaufen.
Abhängig von der individuellen Diagnose müssen Gerinnungshemmer mehrere Monate oder länger eingenommen werden, um eine erneute Thrombose zu verhindern. Ein bestehendes Gerinnsel kann mehrere Wochen benötigen, bis es sich auflöst. Mit dem Abbau eines Gerinnsels werden Stoffe freigesetzt, die die Blutgerinnung erhöhen. Dadurch ist in dieser Phase die Gefahr einer erneuten Thrombose besonders hoch. Umso wichtiger sind gerinnungshemmende Medikamente.
Bei einer spontanen Venenthrombose, deren Ursache bekannt ist, reicht es meist, die Medikamente ein Vierteljahr lang zu nehmen. Bei einer Venenthrombose mit Lungenembolie wird die Therapie für ein Jahr angesetzt. Sind bereits wiederholt Thrombosen aufgetreten, sollten dauerhaft Medikamente eingenommen werden. Welches das richtige Mittel ist, muss der Arzt von Fall zu Fall entscheiden.
Die Wahrscheinlichkeit eine Thrombose zu erleiden, steigt in der Schwangerschaft. Bei entsprechender Vorerkrankung oder Risikofaktoren kann eine langfristige Therapie mit niedermolekularen Heparinen (NMH) notwendig werden. Diese werden direkt unter die Haut gespritzt. Eine orale Einnahme von Antikoagulanzien sollte in der Schwangerschaft vermieden werden.
aktualisiert am 16.03.2020