Krampfadern (Varizen) sind mehr als ein kosmetisches Problem. Unbehandelt können sie zu einem ernsthaften gesundheitlichen Risiko werden. In Deutschland sterben jährlich rund eine Viertelmillion Menschen an den Folgen einer tiefen Venenthrombose (TVT).
Wer unter Krampfadern leidet, muss damit rechnen, dass sich die betroffene Vene entzünden kann. Wird eine Venenentzündung behandelt, heilt sie in den meisten Fällen komplikationslos wieder aus. Unbehandelt kann sie zu einer Thrombose führen. An der Wand der Vene bildet sich dann ein Blutpfropf, ein sogenannter "Thrombus". Löst sich dieser Blutpfropf und wird mit dem Blutstrom weitergetragen, kann er in der Lunge eine Embolie auslösen. Das heißt der Thrombus verstopft dann lebenswichtige Gefäße.
Sind nur kleinere Gefäße betroffen, kann eine Lungenembolie nahezu unbemerkt verlaufen. Die Schäden an Lunge und Herz werden dann manchmal erst viel später bemerkt. Allerdings kann die Thrombose auch mehrere Gefäße betreffen und im schlimmsten Fall komplett verschließen. Plötzliche Schmerzen in der Brust, Atemnot, Husten und Fieber sind die akuten Symptome einer Lungenembolie, die dann auch tödlich enden kann.
Bei Menschen mit Krampfadern erhöht sich die Thromboseneigung ums Zwei- bis Vierfache. Dabei hängt die Gefahr, eine Embolie zu entwickeln nicht unwesentlich davon ab, wo die Thrombose sich entwickelt. Solange sie im Unterschenkel lokalisiert ist, ist das Risiko gering. Sobald allerdings die Knievene beteiligt ist, steigt die Gefahr einer Lungenembolie.
Hormone können das Thromboserisiko erhöhen. Frauen in den Wechseljahren, die Östrogen in Tablettenform einnehmen, sollten besonders aufmerksam sein. Auch Schwangere haben eine höhere Neigung zur Gerinnselbildung, vor allem dann, wenn sie in einer früheren Schwangerschaft schon einmal eine Thrombose entwickelt haben. Bei Rauchern ist die Gefahr, dass sich Blutgerinnsel bilden höher als bei Nichtrauchern. Ebenfalls steigt bei Übergewicht die Wahrscheinlichkeit der Thrombosebildung.
Mit steigendem Alter nimmt die Elastizität der Venen ab und Gefäßschäden werden häufiger. Damit steigt auch das Risiko, dass sich ein Blutgerinnsel bildet und einen gefährlichen Gefäßverschluss verursacht. Erhöht ist das Risiko außerdem bei bettlägerigen Personen oder nach Operationen. Vor allem dann, wenn mehrere Risikofaktoren zusammenspielen, ist Vorsicht geboten.
Wer unter Varizen leidet, sollte diese im Augen behalten. Zeichnen sich die Venen noch deutlicher ab als gewöhnlich, ist die Haut wärmer, gespannt und glänzt, kann das ein Hinweis auf eine Thrombose sein. Ein Druckschmerz der Wade oder Schmerzen beim Strecken des Fußes oder auch Wadenschmerzen, die an Muskelkater erinnern, sind Symptome einer Thrombose. Typisch für Thrombosebeschwerden ist, dass sich im Liegen eine Besserung einstellt. Fieber oder erhöhte Entzündungswerte im Blut können ebenfalls auf eine Thrombose hinweisen. All diese Anzeichen können auch harmlos sein und andere Ursachen haben. Zudem kann sich eine Thrombose auch nahezu schmerzfrei entwickeln.
Wer Krampfadern hat, sollte derartige Beschwerden oder Veränderungen ernst nehmen und zum Arzt gehen.
Bei Krampfadern ist ein Venenspezialist (Phlebologe) der richtige Arzt. Mit einer Ultraschalluntersuchung kann der Phlebologe Verengungen der Blutbahnen durch Arterienverkalkungen und Gefäßverletzungen erkennen.
Eine sogenannte "Duplexsonografie" zeigt außerdem in einer farbigen Darstellung den Blutfluss in den Gefäßen und kann die Fließgeschwindigkeit des Blutes messen. Damit lässt sich die Thrombosegefahr sehr gut einschätzen.
Um weitere Komplikationen zu vermeiden, können die betroffenen Venen verödet, mit dem Laser verschweißt oder gezogen werden.
Nicht rauchen und Übergewicht meiden ist eine gute Prophylaxe gegen Thrombose. Wenn eine Hormonbehandlung in den Wechseljahren notwendig ist, dann ist eine transdermale Behandlung mit Hormoncremes der Einnahme von Tabletten vorzuziehen.
Besonders ältere Menschen müssen darauf achten, ausreichend zu trinken und Flüssigkeitsmangel zu vermeiden. Wer Krampfadern hat, sollte langes Sitzen mit angewinkelten Beinen unterlassen. Lässt sich das nicht verhindern, helfen Kompressionsstrümpfe. Gerade bei Flugreisen oder wenn man lange stehen muss, sind diese unerlässlich. Hilfreich ist es außerdem, bei längerem Sitzen immer mal die Fußgelenke zu bewegen. Das Übereinanderschlagen der Beine und das Tragen hoher Schuhe sollten bei Varizen vermieden werden. Nach Rücksprache mit dem Arzt kann auch eine prophylaktische Gabe von Heparin zur Vorbeugung einer Thrombose sinnvoll sein.
Regelmäßige Bewegung und leichte sportliche Betätigung fördern die Durchblutung. Auch mit einfachen gymnastischen Übungen kann man zwischendurch immer wieder die Venentätigkeit anregen. Zwar kann man vorhandene Varizen damit nicht beseitigen, aber es kann helfen, vorhandene Beschwerden zu lindern und eine Verschlimmerung aufzuhalten.
aktualisiert am 02.03.2021