Die Blutgefäße im Kopf, die das Blut vom Gehirn zum Herzen leiten, können ebenso wie die Venen in Armen, Beinen oder Hüftbereich von einer Thrombose befallen werden. In der harten Hirnhaut verlaufen mehrere große Blutgefäße, als Sinus bezeichnet. Sie führen das Blut zurück zu Herz und Lunge und erfüllen die Funktion von Venen, werden aber selbst nicht als solche bezeichnet, da sie anders aufgebaut sind. Tritt hier ein Blutpfropf auf, wirkt der Rückstau des Blutes auf das Gehirn und übt Druck aus. Zudem ist die Durchblutung wichtiger Gehirnbereiche in Gefahr. Die Symptome einer Sinusthrombose ähneln häufig denen eines „verlangsamten“ Schlaganfalles.
Die Bezeichnung der Thrombose im Bereich des Gehirns unterscheidet sich nach der Form des Auftretens:
Mehrere Ursachen kommen für eine Hirnvenenthrombose oder Hirnsinusthrombose in Frage:
Schwangere oder Frauen, die hormonelle Verhütungsmittel einnehmen, tragen ein besonders hohes Risiko, an einer Sinusvenenthrombose zu erkranken. Der Hormonstoffwechsel beeinflusst die Blutgerinnungsfaktoren. Wer überdies raucht, steigert die Gefahr noch.
Einen Verdacht auf eine Sinus- oder Gehirnvenen-Thrombose erwecken die folgenden Beschwerden. Sie sind zum Teil auf die Minderdurchblutung des Gehirns, zum Teil auf einen Rückstau des venösen Blutes und Druck auf das Gehirn zurückzuführen. Die Beschwerden können sehr unterschiedlich ausgeprägt sein, bei manchen Patienten sind schwere Folgen wie starke Lähmungen oder Bewusstseinsstörungen möglich, in einigen Fällen kann die Erkrankung aber auch ohne Symptome bleiben oder nur leichte Beschwerden verursachen.
Betroffene klagen über starke, sich steigernde Kopfschmerzen, häufig beginnend im Winkel zwischen Nase und Auge. Diese gehen, wie etwa bei einer Migräne, in einigen Fällen mit Sehstörungen einher. Später kommen häufig Nackenschmerzen hinzu.
Die Kopfschmerzen können unterschiedlich stark sein und verschiedene Stellen des Kopfes betreffen. Die meisten Patienten mit einer Sinusvenenthrombose verspüren Kopfschmerzen. Gedächtnislücken, Konzentrationsstörungen, Sprachstörungen oder Benommenheit und getrübtes Bewusstsein können auftreten. Auch hier besteht Ähnlichkeit zu schweren Migräneanfällen. Ebenfalls typisch sind Lähmungserscheinungen oder ein taubes Gefühl in Händen, Armen oder Beinen. Diese Symptome lassen teilweise an einen Schlaganfall denken.
Oft zeigen sich Übelkeit und Erbrechen. Der Druck auf bestimmte Gehirnregionen durch den Aufstau des Blutes in den Venen kann zu Krampfanfällen (Epilepsie) führen.
Frauen sind um ein Vielfaches häufiger von einer Sinusvenenthrombose betroffen als Männer: Drei Viertel aller Thrombosen im Gehirnbereich treten bei Frauen auf. Venenverschlüsse im Gehirn sind insgesamt äußerst selten. Auf eine Million Menschen werden etwa vier dieser Thrombosen gezählt. Bei Kindern liegt die Rate bei etwa sieben Fällen auf eine Million.
Trotz dieser relativen Seltenheit sollte der Arzt an diese Diagnose denken, wenn sich die beschriebenen Symptome häufen. Dies gilt besonders für Menschen, bei denen ein erhöhtes Risiko besteht wie für jüngere Frauen, die hormonell verhüten oder während oder nach einer Schwangerschaft. Besonders bei ihnen gilt es auf diese Symptome achten:
Verschwinden solche Beschwerden nicht innerhalb kurzer Zeit, sollten Betroffene sich umgehend und gründlich medizinisch untersuchen lassen.
Die septische Sinusvenenthrombose ist eine spezielle Form der Erkrankung aufgrund einer Infektion. Über die Blutbahn gelangen Erreger einer bakteriellen Entzündung in die Nähe des Gehirns. Auslöser sind beispielsweise
Anzeichen einer septischen Sinusvenenthrombose können neben den Kopfschmerzen und der ursprünglichen Infektion auch Veränderungen der Augen sein. Das Auge kann hervortreten, geschwollen sein oder die Augen sind nicht mehr richtig beweglich.
Unabhängig davon kann eine Sinusvenenthrombose allgemein auch auf Infektionskrankheiten von Masern über Hepatitis bis zu Typhus oder Tuberkulose zurückgehen. Auch Pilzinfektionen oder Malaria und Trichinen-Infektion kommen in Frage.
Computertomographie (CT) und Kernspintomographie (MRT) sind die bildgebenden Diagnoseverfahren der Wahl. Eine CT-Abbildung der Venen mit Hilfe eines Kontrastmittels lässt erkennen, wo der Blutpfropf sitzt und wie groß seine Auswirkungen sind. Dargestellt werden beispielsweise auch Wasser- oder Blutansammlungen.
Im Blutbild lassen sich Entzündungsanzeiger wie Leukozyten erkennen (bei der septischen Sinusthrombose). Eine erhöhte Blutsenkungsgeschwindigkeit oder hohe Werte für c-reaktives Protein deuten ebenfalls auf Entzündungen.
Bei der Therapie ist zwischen einer Sinusthrombose durch gestörten Stoffwechsel- oder Hormonhaushalt und der septischen Form zu unterscheiden.
Die nicht-entzündliche Form ist meist durch Infusion mit einem gerinnungshemmenden Präparat unter Kontrolle zu bringen. Hier werden beispielsweise Heparin oder Marcumar eingesetzt. Eine längerfristige Weiterbehandlung ist meistens notwendig. Warum die Therapie mit Gerinnungshemmern bei einigen Patienten wirkungslos bleibt, konnte bislang noch nicht eindeutig geklärt werden.
Nach einer Sinus- oder Hirnvenenthrombose dürfen betroffene Frauen keine Hormone mehr einnehmen: Dies können Kontrazeptiva (die „Pille“) oder beispielsweise Hormonpräparate gegen Wechseljahresbeschwerden sein.
Bei der septischen Form der Erkrankung gilt es, die Ursachen der Entzündung zu finden und wirksam mit Antibiotika zu behandeln.
Je nach Situation können bei einer Sinusvenenthrombose auch Präparate gegen Krampfanfälle und Mittel zur Senkung des Gehirndrucks zum Einsatz kommen.
Weil der Verlauf dieser Erkrankung weniger rasch voranschreitet als ein klassischer Schlaganfall, sind die Heilungsaussichten gut. 90 Prozent der Betroffenen erholen sich vollständig. Allerdings sterben bis zu 10 Prozent der Patienten, beispielsweise weil die Thrombose nicht erkannt und entsprechend behandelt wird. In sehr seltenen Fällen bleibt die Behandlung mit Blutgerinnungshemmern wirkungslos.
Bis zu 15 Prozent der Patienten klagen nach einer überstandenen Sinusvenenthrombose über wiederkehrende Symptome (Residuen).
Nicht jede Gehirnvenenthrombose wird überhaupt bemerkt. Entscheidend für den Verlauf ist, wie stark und wie lange der Blutstau anhält. Steigt die Blutmenge im Bereich der Hirnvenen, sinkt gleichzeitig der Zufluss von arteriellem Blut. Gleichzeitig kommt es zu einem gesteigerten Druck auf das Gehirn. Die Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff und Nährstoffen ist gefährdet. Das kann weiteren Schaden anrichten. Außerdem können Blutungen aus der gestauten Vene entstehen.
aktualisiert am 26.09.2022