Wie bei den meisten Erkrankungen sind auch bei der Untersuchung auf eine Thrombose die Blutwerte wichtig. Lassen sich bei einer Blutuntersuchung sogenannte D-Dimere in erhöhter Anzahl nachweisen, handelt es sich in vielen Fällen um einen Hinweis auf eine Thrombose.
D-Dimere sind Proteine, die im Organismus entstehen, wenn sich ein Blutgerinnsel im Körper auflöst. Gerinnt Blut im Körper, versucht der Organismus automatisch gegenzusteuern und die Gerinnung aufzubrechen. Ein Blutgerinnsel besteht aus vielen einzelnen Fibrin-Molekülen, die sich zu einer langen Kette verbunden haben. D-Dimere sind die Abbauprodukte, die entstehen, wenn der Körper versucht, diese Kette aufzuspalten, um die Gefäßverstopfung zu beenden. Sie werden als sogenannte Biomarker bezeichnet, die auf die Auflösung von Blutgerinnseln hinweisen.
Ist der D-Dimer-Wert im Körper erhöht, kann dies ein Hinweis auf eine tiefe Beinvenenthrombose oder aber auch eine Lungenembolie (Verschluss einer Lungenarterie) sein. Die Lungenembolie ist ein Verschluss einer Lungenarterie, dessen Ursache meist ein Gerinnsel aus einer vorangegangenen Venenthrombose ist. Allerdings kann der erhöhte Wert der D-Dimere auch eine ganze Reihe anderer Ursachen haben. So treten bei einer Krebserkrankung, bei Leukämie, bei einer Leberzirrhose oder anderen schweren Erkrankungen vermehrte D-Dimere auf. Auch die Wundheilung im Nachgang einer Operation erhöht den D-Dimer-Wert. Selbst im normalen Verlauf einer Schwangerschaft können sich vermehrt D-Dimere im Blut zeigen. Zur sicheren Bestimmung einer Thrombose ist der Wert daher nicht geeignet.
Umgekehrt funktioniert das Ausschlussverfahren zuverlässig: Ist der D-Dimer-Wert nicht erhöht, lassen sich Thrombosen und Embolien mit 95 Prozent Wahrscheinlichkeit ausschließen. Sollte ein akuter Thrombose-Verdacht bestehen, kann eine Untersuchung des Blutes auf D-Dimere helfen: Ist der Wert unauffällig, liegt vermutlich keine Thrombose vor. In den meisten Fällen genügt diese Analyse der D-Dimere im Blut, um eine Thrombose auszuschließen. Nur in Ausnahmefällen, wenn die klinische Wahrscheinlichkeit einer Thrombose erhöht ist, werden weitere Untersuchungen durchgeführt.
Dass der D-Dimer-Wert nach Operationen ansteigt, ist bekannt. Forscher der Universitätsklinik in Halle haben 2010 und 2012 untersucht, ob darüber hinaus bestimmte Schwellenwerte zu ermitteln sind, die auf eine Thrombose hindeuten.
Die Versuchsgruppe bestand aus 101 Patienten, die sich einer Schädeloperation unterzogen hatten – eine Operation mit einem hohen Thromboserisiko. Alle Patienten erhielten wie üblich prophylaktisch vor der Operation Heparin und wurden mit Thrombosestrümpfen ausgestattet. Der D-Dimer-Wert wurde am 3., 7. und 10. Tag nach der Operation gemessen. Wie zu erwarten war der D-Dimer-Wert postoperativ erhöht. 42 Prozent der Patienten erlitten eine Venenthrombose. Die Forscher ermittelten bei ihnen einen erhöhten Schwellenwert von 2 mg/l (ohne Operation liegt der D-Dimer-Wert bei einer Beinvenenthrombose bei 0,5 mg/l.). Bei den Patienten, die eine Lungenembolie nach der Operation entwickelten, lag der Wert bei über 4 mg/l.
Diese Werte lassen sich nicht auf andere Operationen übertragen. Es zeigt sich aber, dass sich erhöhte Werte nach Operationen differenzierter betrachten lassen und dann Rückschlüsse auf das Thromboserisiko ermöglichen.
Quelle für die Studie:
http://thejns.org/doi/abs/10.3171/2013.5.JNS13151
aktualisiert am 16.03.2020