Insbesondere bei Erhöhung der Gerinnbarkeit des Blutes können sich Blutverklumpungen (Thromben) bilden. Dies wird Thrombose genannt. Wenn sich ein Blutpfropf ablöst und an anderer Stelle zu einer Gefäßverstopfung führt, liegt eine Embolie vor. Neben diversen anderen Maßnahmen ist eine Therapie mit Medikamenten, die die Blutgerinnung hemmen (Antikoagulanzien), oft sinnvoll.
Die Thrombose entspricht einer Blutgerinnung, die nicht beim Kontakt mit der Außenwelt, sondern innerhalb eines Gefäßes stattfindet. Die Ursachen für diese Gerinnung bestehen hauptsächlich in einer geänderten Zusammensetzung des Blutes, in einer Schädigung der inneren Gefäßwand und einer Beeinträchtigung des Blutflusses. Diese drei Komponenten werden in der Medizin auch Virchow-Trias genannt.
Virchow-Trias |
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Veränderung an der Gefäßwand - Endothelschädigung |
Veränderung der Störmungsgeschwindigkeit im Blut (siehe auch Hämatokrit zu hoch) |
Veränderung der Zusammensetzung des Blutes |
Normalerweise dient die Blutgerinnung dazu, bei Verletzungen zu verhindern, dass aus dem Körper zu viel Blut und Flüssigkeit austritt. Durch einige Umstände kann es allerdings dazu kommen, dass die Gerinnbarkeit zu hoch ist und es zur Ausbildung von Blutgerinnseln (Thromben) kommt.
Das Risiko für Thrombosen ist erhöht, wenn der Patient über einen längeren Zeitraum unbeweglich bleibt. Daher ist insbesondere in der Chirurgie bei Operationen und bei Ruhigstellung z.B. der Beine nach Verletzungen mit einer Thrombose zu rechnen. Die Gefahr erhöht sich mit der Operationszeit. Ebenso besteht eine erhöhte Gefahr für Thrombosen bei bettlägerigen Patienten, bei einigen Blutkrankheiten (Blutgerinnungsstörungen) und bei bestimmten Krebserkrankungen.
Bestimmte Faktoren der Gesundheit des Patienten, beispielsweise fortgeschrittenes Alter, Herzkrankheiten, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), bereits abgelaufene Thrombosen, Rauchen, Übergewicht oder Einnehmen der Anti-Baby-Pille, können das Risiko für Arteriosklerose und somit für arterielle Gefäßverschlüsse verstärken.
Wenn sich ein Blutklümpchen (Thrombus) ablöst, wird dieses durch den Blutkreislauf weiter transportiert. Es entsteht eine Embolie, also ein Verschluss in dem Blutgefäß, in das der Blutpfropf gelangt. Gerinnsel, die eine Embolie verursachen, können auch bei Erweiterung eines Gefäßes (Aneurysma) sowie bei bestimmten Krankheiten im Herz entstehen.
Thrombosen können sich prinzipiell in jedem Blutgefäß des Körpers finden. Am häufigsten betrifft die Blutgerinnsel-Bildung allerdings eine Vene des Beines. Die Thrombose einer oberflächennahen Beinvene wird als Thrombophlebitis bezeichnet, eine tiefer liegende Thrombose heißt Phlebothrombose. In einer Armvene tritt ebenfalls bisweilen eine Thrombose auf - dies ist bei Männern häufiger als bei Frauen. Manchmal kommt es sogar zu einer Thrombose innerhalb einer Arterie.
Die Symptome einer Thrombose hängen davon ab, welches Blutgefäß betroffen ist. Die Thrombose führt zu einer Aufstauung des nachfolgenden Blutes. Allgemein kommt es bei einer Thrombose daher meistens zu Schmerzen, einem geschwollenen Bereich (der oft bläulich gefärbt ist) sowie einem Spannungsgefühl an der Stelle. Eine Thrombose am Bein führt zu einem erschwerten Gehen und Stehen. Häufig bestehen bei einer Thrombose aber auch gar keine Symptome oder sie sind so undeutlich, dass sie kaum wahrgenommen werden.
Durch Gefäßverschlüsse (Thrombosen und Embolien) kommt es zu einer Minderdurchblutung oder einem kompletten Durchblutungsstopp eines Organs. Es können verschiedene schwere, teils lebensgefährliche Krankheitsbilder entstehen. Die körperliche Leistung kann stark vermindert sein. Zu den schweren Varianten von Gefäßverschlüssen gehören unter anderem Hirninfarkt, Herzinfarkt, Beinarterienverschluss, Lungenembolie sowie die Beinvenenthrombose.
Bei einem Hirninfarkt kommt es durch Arteriosklerose oder Einschwemmung eines Thrombus zu Durchblutungsstörungen im Gehirn (Schlaganfall). Es kann unter anderem zu Lähmungserscheinungen, Sprachstörungen sowie Hör- und Sehverminderung kommen. Die Symptomatik kann wieder verschwinden, aber auch komplett oder teilweise bestehen bleiben.
Bei koronarer Herzkrankheit (Engstellen in den Herzkranzarterien) kommt es durch den Blut- und Sauerstoffmangel zu Schmerzen und Druckgefühl in der Brust mit Ausstrahlung in andere Körperbereiche und weiteren Symptomen (Angina pectoris, „Brustenge“). Bei einem kompletten Verschluss entwickelt sich ein Herzinfarkt, bei dem ein Teil der Herzwand abstirbt und sich aus dem Muskelgewebe eine Narbe bildet. In den meisten Fällen kommt es beim akuten Herzinfarkt zu einem plötzlichen starken Schmerz im Brustbereich mit Angstgefühl und Atemnot. Das Herz wird schwächer, und nicht selten ergeben sich Herzrhythmusstörungen.
Bei einem Arterienverschluss in einer Gliedmaße kommt es zu Schmerzen im betroffenen Arm oder Bein sowie zu Kälte und Blässe. Ist ein Bein betroffen, so tritt die so genannte Schaufensterkrankheit (Claudicatio intermittens) auf. Dabei bleiben die Patienten nach einer Gehstrecke immer wieder stehen, weil sich durch die Mangeldurchblutung Schmerzen ergeben. In fortgeschrittenen Stadien bestehen die Schmerzen auch ohne Belastung. Ein Taubheitsgefühl kann bemerkt werden. Bei ausgeprägter Schädigung kommt es zum Absterben von Gewebe (z. B. an den Zehen), eventuell muss die Gliedmaße oder ein Teil davon entfernt werden.
Bei einer Lungenembolie wird ein Blutgerinnsel, z. B. aus einer Beinvene, in eine Lungenarterie eingeschwemmt. Es kommt je nach Ausdehnung des Gebiets, in dem der Verschluss sich auswirkt, zu mehr oder weniger starker Atemeinschränkung mit Schmerzen in der Brust. Die körperliche Leistungsfähigkeit kann sich dauerhaft verschlechtern.
Venenverschlüsse betreffen oftmals die Beine (Beinvenenthrombose). Bei einer solchen Thrombose kommt es bald zu einer schmerzhaften, bläulichen Schwellung. Besonders auf Druck werden die Schmerzen verstärkt. Durch eine Beinvenenthrombose fällt das Gehen und das Stehen erheblich schwerer. Im Verlauf können zum Teil hartnäckige Geschwüre entstehen.
Neben den genannten Varianten können auch an anderen Körperstellen Thrombosen und Embolien entstehen, die dann jeweils spezifische Symptome aufweisen.
Symptome und Anamnese (Patientengeschichte), z. B. auch die Frage nach den Risikofaktoren, geben Hinweise auf einen Gefäßverschluss. Blut wird abgenommen und im Labor untersucht. Die weiteren Untersuchungen richten sich nach der Stelle des Auftretens. Bildgebende Verfahren wie z. B. Ultraschall, Doppler-Ultraschall, Röntgen, Phlebographie (Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung der Beinvenen) beziehungsweise Angiographie (Röntgen-Kontrastmitteluntersuchung von Arterien) sowie Computertomographie (CT) können zur Diagnose eingesetzt werden. Es können noch andere spezielle Untersuchungen sinnvoll sein.
Andere Ursachen können ebenfalls zu Schmerzen und einer Schwellung eines Körperteils führen. Am Bein, der häufigsten Lokalisation der Thrombose, kommen als Differenzialdiagnose unter anderem eine Gelenkentzündung (Arthritis), eine Muskelverletzung, die infektiöse Hautkrankheit Erysipel (Rotlauf), ein Arterienverschluss oder eine Lymphangitis (Lymphgefäßentzündung) in Frage.
Wie bei vielen Erkrankungen ist es sehr wichtig werden, einer Thrombose vorzubeugen. Viele Patienten bekommen in bestimmten Situationen eine Thrombose-Prophylaxe mit einer Thrombose Spritze, unter anderem bettlägerige Patienten und Menschen, die über einige Zeit im Krankenhaus liegen. Bekannt sind die "Thrombosestrümpfe" oder Kompressionsstrümpfe, die dafür sorgen, dass von außen ein Druck auf das Bein einwirkt und schwache oder geschädigte Venen entlastet werden. Genauso wirkt auch ein Kompressionsverband. Die Kompression wird auch bei einer bereits bestehenden Thrombose als Therapie vorgenommen.
Die Gabe gerinnungshemmender Wirkstoffe (Antikoagulanzien-Therapie) ist eine weitere, wirksame Möglichkeit. Durch die Behandlung mit Antikoagulanzien soll die Gerinnungstendenz des Blutes vermindert werden beziehungsweise die Fähigkeit der Blutplättchen (Thrombozyten) verringert werden, sich aneinanderzulagern. Vergrößerung von Gerinnseln und Absiedlung in andere Abschnitte des Blutkreislaufs sollen damit verhindert werden.
Welches Arzneimittel in welcher Dosis verwendet wird, richtet sich nach der Lage des Gefäßverschlusses, nach anderen Erkrankungen und eingenommenen Medikamenten des Patienten sowie danach, ob die Therapie nur kurz oder über einen längeren Zeitraum erfolgen soll.
Heparine werden vor allem zur Akuttherapie von Thrombosen und Embolien gegeben, da die Wirkung schon kurz nach der Gabe vorhanden ist. Ebenfalls dienen Heparine zur Vorbeugung von Gefäßverschlüssen. Es können unfraktionierte Heparine und niedermolekulare Heparine gegeben werden. Unfraktionierte Heparine werden als langdauernde Infusion in eine Vene oder als Spritze in den Bauch (unterhalb der Haut) gegeben. Niedermolekulare Heparine besitzen eine längere Wirkdauer und werden täglich oder 2x täglich als Spritze gegeben.
Fondaparinux (Arixtra®) dient der Akuttherapie von Beinvenenthrombosen und der Lungenembolie. Ebenso dient es der Prophylaxe dieser Erkrankungen vor ausgedehnten Operationen. Das Medikament wird als Spritze unter die Haut gegeben.
Hirudin wird unter verschiedenen Handelsnamen zur Thrombose-Prophylaxe verwendet. Als Revasc® wird es als Spritze unter die Haut gegeben, wenn eine Hüft- oder Knieoperation ansteht, um tiefe Beinvenenthrombosen zu verhindern. Als Refludan® wird es mittels einer Infusion verabreicht, um bei einer bestimmten, manchmal durch Heparin ausgelösten Blutplättchen-Verminderung (Heparin-induzierte Thrombozytopenie Typ II, HIT) der Vorbeugung von Thrombosen zu dienen.
Danaparoid (Orgaran®) kann ebenfalls bei HIT Typ II gegeben werden. Eine vorbeugende oder therapeutische Spritze oder Infusion ist möglich. In manchen Fällen kann Danaparoid nicht verabreicht werden, weil eine überlappende allergische Reaktion mit HIT-Antikörpern besteht.
So genannte Cumarin-Derivate (Derivat = Abkömmling), z. B. Marcumar®, werden zur Langzeitbehandlung von Thrombose und Embolie gegeben. Der Wirkstoff wird als Tabletten geschluckt. Da die Wirkung erst nach mehreren Tagen eintritt, werden in dieser Zeit auch Heparine verabreicht.
Durch Thrombozytenfunktionshemmer wird die Tendenz von Thrombozyten (Blutplättchen) vermindert, an der Gefäßwand und an anderen Thrombozyten zu haften. So wird die Bildung von Gerinnseln unterbunden. Beispiele für Thrombozytenfunktionshemmer sind Acetylsalicylsäure (Aspirin®), Clopidogrel (Plavix®, Iscover®) und Ticlopidin (Tiklyd®). Auch Thrombozytenfunktionshemmer werden als Tabletten gegeben und haben eine langdauernde Wirkung.
Je nach Lage und Ausdehnung des Gerinnsels kann auch eine Entfernung über einen Katheter oder durch eine Operation angezeigt sein. Vor allem wenn sich das Blutgerinnsel gelöst hat und zu einer Embolie führt.
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Durch alle Wirkstoffe, die gerinnungshemmend wirken und die Anlagerung von Thrombozyten hemmen, wird die Gefahr von Blutungen größer. Dies kann sich bei Krankheiten mit Gerinnungsstörung, bei Zuständen, bei denen es vermehrt zu Blutungen kommen kann (z. B. Magengeschwür), bei Operationen und anderen Eingriffen sowie bei Verletzungen negativ auswirken. Allergische Reaktionen verschiedenen Schweregrades können vorkommen.
Werden die Wirkstoffe injiziert, so können sich Schmerzen und Schwellungen sowie selten Entzündungen, Blutungen, Nervenschädigungen oder Gewebeuntergang (Nekrose) ausbilden.
Bei Heparingabe kann sich eine Heparin-induzierte Thrombozytopenie (HIT), also eine Verminderung der Blutplättchenanzahl, ergeben. Manchmal können dadurch wiederum Thrombosen und Embolien gefördert werden. Bisweilen kommt es auch zu Osteoporose.
Durch Fondaparinux können sich bisweilen Leber- und Gallenprobleme, Hauterscheinungen sowie eine Verminderung der Blutzellenanzahl ergeben.
Bei Gabe von Danaparoid können Hautausschlag, Haarausfall oder Erhöhung der Blutfette vorkommen.
Bei Cumarin-Derivaten ist eine Schädigung der Haut sowie ein vorübergehender Haarausfall möglich.
Bei Thrombozytenfunktionshemmern kann es zu Magen- und Darmproblemen, teilweise mit Geschwürbildung, kommen. Bei Ticlopidin kann es zu einer Verminderung der Blutzellenanzahl kommen.
Wie sich eine Thrombose entwickelt, hängt entscheidend von der richtigen und frühzeitigen Behandlung ab. Kann das Blutgerinnsel (Thrombus) rasch aufgelöst oder entfernt werden, dann ist die Prognose entsprechend günstig. In den meisten Fällen kann die Thrombose gut beseitigt werden.
Ein ganz zentraler Aspekt bei Thrombose ist es, bei bestehenden Risiken eine angemessene Vorbeugung zu treffen. Die Prophylaxe mit Kompressionsstrümpfen und gegebenenfalls einer Verabreichung von Wirkstoffen kann die Ausbildung eines Thrombus (Blutklumpen) verhindern. Ein erhöhtes Risiko haben auch Patienten, bei denen es bereits zu einer Thrombose gekommen ist. Auch bei ihnen ist es wichtig, einem erneuten Auftreten (Rezidiv) entgegenzuwirken. Außerdem müssen Grunderkrankungen behandelt werden, die bei der Bildung der Thrombose eine Rolle spielen.
Vorerkrankungen sowie andere eingenommene Medikamente sollten dem Arzt vor der Behandlung mitgeteilt werden, weil sie manchmal eine Gegenanzeige gegen die jeweilige Therapie darstellen können.
Bei Einnahme von Cumarin-Derivaten sollten Lebensmittel, die Vitamin K enthalten, beispielsweise Spinat, Broccoli, Salat oder Nüsse, immer in ähnlichen Mengen gegessen werden, da sie einen fördernden Einfluss auf die Blutgerinnung ausüben.
Weiteren Ärzten und Zahnärzten, bei denen der Patient behandelt wird, muss mitgeteilt werden, dass eine Antikoagulanzien-Therapie stattfindet. Dazu bekommt der Patient meist einen speziellen Ausweis.
Bei Auffälligkeiten, die auf Komplikationen hindeuten könnten, insbesondere Blutungen, Blutergüssen, Blut im Urin, Stuhl oder Bronchialschleim sowie bei ungewohnten Kopfschmerzen, sollte sofort der Arzt kontaktiert werden.
aktualisiert am 09.03.2022