Das Teratom ist bei weitem der häufigste Tumor, der am Steißbein auftritt. Das Größenwachstum eines solchen Teratoma sacrococcygealis kann beachtlich sein. Dies sowie auch sein Potenzial, mit den Jahren zu entarten, macht eine vollständige operative Entfernung notwendig.
Diese Art des Keimzelltumors tritt bei etwa einer von 40.000 Geburten auf, wobei es Mädchen dreimal häufiger trifft als Jungen. Steißbein-Teratome können in jedem Lebensalter auftreten. Oftmals bestehen sie schon im frühen Kindesalter oder sogar schon beim ungeborenen Kind. Ihre Entfernung kann, bei entsprechender Vorbereitung und Risikoeinschätzung, bereits vor der Geburt beim Fötus vorgenommen werden.
Steißbein-Teratome haben selbst bei Kleinkindern die Tendenz, Krebszellen auszubilden. Drei Viertel der Steißbein-Teratome bleiben jedoch komplett gutartig.
Teratome entstehen aus vereinzelten Keimzellen, die sich beim Fötus oder in späteren Lebensabschnitten weiterentwickeln. Fallweise entwickelt sich Gewebe aus allen drei Keimblättern und es entstehen differenzierte (fertig entwickelte) Zellen. In zystenartigen Gebilden um einen flüssigkeitsgefüllten Hohlraum finden sich beispielsweise reife Haut oder Kopfhaut mit Haaren, Zähne, Muskel-, Haut-, Knochen- oder Schilddrüsengewebe in unterschiedlicher Kombination. Dieses reife Gewebe enthält nur selten bösartige Zellen.
Bilden unreife Zellen primitives Binde- oder Drüsengewebe, entsteht ebenfalls ein Teratom, das je nach Lage maligne (bösartige) Eigenschaften zeigt. Dieses ist an hohen Tumor-Markern erkennbar und spricht auf Chemotherapie an. Eine Chemotherapie wird bei solchen Teratomen zusätzlich zur operativen Entfernung durchgeführt.
Ein reifes, gutartiges Teratom ist mit Medikamenten nicht zu beeinflussen. Das Wachstums-Tempo ist dabei nur schwer vorherzusagen.
Entwickelt sich ein Teratom am Steißbein, bestehen verschiedene Risiken:
Viele Steißbeinteratome lassen sich in der Schwangerschaft durch eine Ultraschalluntersuchung des ungeborenen Kindes feststellen. Eine genauere Diagnostik ist mittels MRT (Kernspintomographie) möglich. Der Grund für die relative Gefährlichkeit des SCT (Kurzbezeichnung für Steißbein-Teratom beziehungsweise sacro-coccygeales Teratom) ist die üppige arterielle Blutversorgung des Teratoms. Sowohl der Eingriff selbst als auch ein Abdrücken der Arterien durch das Größenwachstum des Tumors können beim Fötus zu Herzversagen führen. Ein massives Teratom führt oft zum Absterben eines ungeborenen Kindes.
Ausschlaggebend für die Risikobestimmung und die Vorgehensweise bei der Operation ist die Lage des Steißbein-Teratoms: Entweder wächst es gänzlich nach außen, oder es drückt vom Steißbein aus nach innen zur Körpermitte (präsakrale Lage). Je weiter das Teratom ins Körperinnere wächst, desto komplexer und riskanter ist die Operation. Teratome, die mehr im Körperinneren liegen, erreicht der Chirurg über den Damm oder über die Bauchdecke. Bei der Entfernung müssen in der Regel Teile des Steißbeins und manchmal auch des Kreuzbeins mitentfernt werden.
Eine Entfernung des Steißbeinteratoms ist operativ bereits am ungeborenen Kind möglich, wenn einige Punkte erfüllt sind wie beispielsweise das Vorliegen einer ansonsten normalen Schwangerschaft (keine Risikoschwangerschaft, die die Gefahr von Komplikationen bei einer OP erhöht).
aktualisiert am 04.08.2020