Die Szintigraphie der Schilddrüse ist eine nuklearmedizinische Untersuchung, bei der mittels schwach radioaktiver Substanzen die Funktion von Schilddrüsengewebe dargestellt werden kann. Durch die Methode können so genannte kalte Knoten von heißen Knoten unterschieden werden. Verdachtsdiagnosen für bestimmte Krankheiten können mit der Schilddrüsenszintigraphie gestellt werden, die dann gegebenenfalls mit weiteren Untersuchungen abgeklärt werden müssen.
Bei der Szintigraphie der Schilddrüse kann die Funktion beziehungsweise die Jodspeicherung des Organs untersucht werden. Dadurch können einige Schilddrüsenerkrankungen erkannt werden, z. B. wenn eine Vergrößerung vorliegt. Insbesondere können so genannte kalte Knoten (Gewebebereiche, die weniger Jod speichern als die Umgebung) und heiße Knoten (erhöhte Jodspeicherung) erfasst werden.
Kalte Knoten können auf verschiedene Erkrankungen hindeuten, so z. B. auf eine Schilddrüsenunterfunktion, eine Zyste (Flüssigkeitskammer) oder bisweilen auf einen bösartigen Tumor (in der Regel Schilddrüsenkarzinom). Bei etwa 3 Prozent der kalten Knoten handelt es sich um Schilddrüsenkrebs. Falls ein einzelner kalter Knoten vorliegt, sind es bis zu 15 Prozent. Eine weitere Abklärung des kalten Knotens kann deshalb je nach den anderen Befunden notwendig werden.
Heiße Knoten können auf eine Überfunktion oder eine gutartige Wucherung hinweisen. Die Schilddrüsenszintigraphie ist des Weiteren sinnvoll, um vor einer Therapie die Aufnahmefähigkeit von Jod zu bestimmen (Radiojodtest).
Bei einer Überfunktion der Schilddrüse kommt es neben einer Organvergrößerung zu Unruhe und Nervosität, gesteigerter Herzfrequenz und häufigem Hunger mit Gewichtsabnahme trotz vermehrter Nahrungsaufnahme. Beim Morbus Basedow können sich auch charakteristische hervorstehende Augäpfel ausbilden (Exophthalmus).
Bei einem Schilddrüsenkarzinom (bösartiger Tumor der Schilddrüse) wird oft ein anwachsender Knoten am Hals bemerkt. Bei einem größeren Tumor kann es zu Enge im Hals, Schluckbeschwerden und Lähmungserscheinungen kommen. Die bösartige Wucherung kann sich auf umliegendes Gewebe ausdehnen, dort einwachsen und Organanteile zerstören. Tochtergeschwülste (Metastasen) können sich in anderen Organen absiedeln.
Es erfolgt eine Anamnese (Patientenbefragung) und eine körperliche Untersuchung mit Abtasten und Bestimmung des Halsumfangs. Durch Ultraschall wird die Schilddrüse beurteilt (Schilddrüsen-Sonographie). Des Weiteren werden Schilddrüsenwerte und andere Parameter in der Blutuntersuchung bestimmt. Um mögliche bösartige Befunde nachweisen zu können, kann eine Punktion der Schilddrüse (Feinnadel-Gewebeentnahme) vorgenommen werden und die Probe mikroskopisch begutachtet werden.
Gut- und bösartige Erkrankungen der Schilddrüse müssen voneinander unterschieden werden, wofür z. B. die Szintigraphie Hinweise gibt.
Als Therapie kann bei Schilddrüsenüberfunktion können Arzneimittel gegeben sowie eine so genannte Radiojodtherapie vorgenommen werden, manchmal wird eine Operation durchgeführt. Ein Schilddrüsenkarzinom muss entfernt werden, unterstützend oder bei nicht operierbaren Tumoren kann eine Bestrahlung oder eine Hormontherapie durchgeführt werden.
Für eine nuklearmedizinische Untersuchung (Szintigraphie) der Schilddrüse muss ein schwach radioaktives Mittel in den Körper gebracht werden. Am häufigsten wird diese Substanz über eine Kanüle in die Armvene verabreicht, bisweilen kann das Mittel auch geschluckt werden. Nach der Verabreichung sammelt sich das leicht radioaktive Mittel in der Schilddrüse an. Die Zeit, bis eine optimale Darstellung gelingt, beträgt meist etwa eine Viertelstunde. Bei der Untersuchung sollte der Patient sich möglichst wenig bewegen, notfalls können Pausen eingelegt werden. Die radioaktiven Strahlen werden von einem Aufnahmegerät (z. B. Gamma-Kamera) registriert. Aus den aufgenommenen Werten wird ein Bild erzeugt. Strukturen, die viel Kontrastsubstanz aufgenommen haben (z. B. so genannte heiße Knoten), werden anders dargestellt als Bereiche mit geringer Anreicherung. Es wird ein zweidimensionales Bild (Szintigramm) erzeugt. Für einen Radiojodtest wird mittels einer Sonde zu verschiedenen Zeitpunkten die Jodaufnahme der Schilddrüse (beziehungsweise Aufnahme der radioaktiven Testsubstanz) bestimmt.
In der Regel muss neben den schon beschriebenen Maßnahmen keine Erweiterung der Untersuchung durchgeführt werden.
Die Radioaktivität der gegebenen Substanz ist gering beziehungsweise die Menge des Mittels klein. Daher ist keine stärkere Strahlenbelastung zu erwarten als beispielsweise bei einer Röntgenuntersuchung. An der Einstichstelle für die Injektion der radioaktiven Substanz kann es selten zu Nervenschädigungen, Infektionen und Narbenbildung kommen. Allergische Reaktionen, insbesondere auf das eingespritzte Mittel, sind möglich. Nur sehr selten sind diese so schwerwiegend, dass es zu lebensbedrohlichen Komplikationen oder Schäden an wichtigen Organen kommen kann.
Hinweis: Dieser Abschnitt kann nur einen kurzen Abriss über die gängigsten Risiken, Nebenwirkungen und Komplikationen geben und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Das Gespräch mit dem Arzt kann hierdurch nicht ersetzt werden.
Die Aktivität von Bereichen der Schilddrüse kann durch eine Schilddrüsenszintigraphie gut dargestellt werden. Die Untersuchung gibt Hinweise zur Unterscheidung von Schilddrüsenerkrankungen (z. B. Überfunktion, Tumore). Die Diagnose wird dann zusammen mit den weiteren Untersuchungsbefunden (z. B. Ultraschall) gestellt.
Im Vergleich zu einer Röntgenuntersuchung oder Computertomographie ist die Strahleneinwirkung nicht erhöht. Der radioaktive Stoff zerfällt innerhalb kurzer Zeit oder wird über den Harn vom Körper ausgeschieden. Die Szintigraphie-Aufnahme selbst erzeugt keinerlei Strahlung, es werden lediglich die Strahlen, die durch das Mittel erzeugt werden, aufgefangen.
Nicht nur bei Erwachsenen, auch bei Kindern kann die Szintigraphie sinnvoll sein, da die Untersuchung schmerzlos ist (abgesehen vom eventuellen Einstich bei der Injektion) und die Strahlenbelastung relativ niedrig ist. Bei Schwangeren wird die Untersuchung nur dann vorgenommen, wenn sich keine diagnostischen Alternativen bieten.
Vorherige Szintigraphie-Untersuchungsbefunde sollten vom Patienten mitgebracht werden.
Eine mögliche Schwangerschaft sollte dem Arzt mitgeteilt werden. Auch sollte angegeben werden, ob ein Beruf mit erhöhter Strahlenbelastung ausgeübt wird.
Arzneimittel können normal eingenommen werden.
Der Patient braucht sich vor der Untersuchung nicht auszuziehen. Allerdings müssen Metallteile vom untersuchten Bereich entfernt werden, z. B. Ketten.
Der Patient kann nach der Untersuchung normal essen und trinken sowie die gewohnte Arbeit wieder aufnehmen. Zu langer Kontakt mit Kleinkindern sollte am Untersuchungstag vermieden werden. Auch sollte in Absprache mit dem Arzt für eine bestimmte Zeit ein eventuelles Stillen von Kindern unterlassen werden.
aktualisiert am 30.05.2023