Der Begriff Synovektomie bezeichnet die operative Entfernung der inneren Schleimhaut eines Gelenks (Synovialis). Eine Synovektomie kann prinzipiell an jedem Gelenk durchgeführt werden, sehr häufig wird sie allerdings als Therapiemöglichkeit bei Erkrankungen des Kniegelenks angewendet. Die Synovektomie kann als offene oder arthroskopische (per Gelenkspiegelung erfolgende) Operation durchgeführt werden und wird häufig mit weiteren Eingriffen am Gelenk kombiniert.
Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des Menschen und wird von Oberschenkelknochen (Femur) und Schienbein (Tibia) gebildet. Die beiden Knochen sind im Bereich des Gelenks von stabilem Knorpel überzogen, der ein leichtes Gleiten und eine gute Beweglichkeit des Gelenks ermöglicht. Zwischen Femur und Tibia liegen Außen- und Innenmeniskus, welche aus Knorpel und Bindegewebe bestehen und für eine gleichmäßige Belastung des Kniegelenks sorgen. Vor dem untersten Abschnitt des Oberschenkelknochens liegt die Kniescheibe (Patella). Diese drei Knochen sind von einer gemeinsamen Gelenkkapsel umgeben, in der sich eine zähe Flüssigkeit, die Synovia (Gelenkschmiere) befindet.
Stabilisiert wird das Kniegelenk von Kreuz-, Innen- und Außenbändern, die einen stabilen Bandapparat bilden. Bewegt wird das Kniegelenk durch die Ober- und Unterschenkelmuskulatur. Besonders empfindlich auf häufige Reizungen oder starke Belastungen reagiert die Gelenkinnenhaut des Knies, die so genannte Synovialis. Sie kleidet die Gelenkkapsel von innen aus und ist für die Produktion der Gelenkflüssigkeit zuständig.
Wird das Kniegelenk zu oft zu stark beansprucht oder liegt eine Gelenkserkrankung vor, kommt es häufig zu Entzündungen der Synovialis (Synovialitis). Dabei schwillt die Schleimhaut an, es kommt zu einer vermehrten Einlagerung von Gelenkflüssigkeit und damit zum Gelenkerguss. Das Knie schwillt an, ist gerötet, überwärmt und sehr schmerzhaft. Im Rahmen bestimmter Erkrankungen, insbesondere bei Rheuma, kommt es zu immer wiederkehrenden Entzündungen der Gelenkschleimhaut, die für den Betroffenen extreme Beschwerden bedeuten können und zu einem schnellen Verschleiß des Gelenks führen. In so einem Fall kann die Synovialis operativ entfernt werden, so dass keine Entzündungen mehr entstehen können.
Eine Synovektomie wird im Regelfall aber erst durchgeführt, wenn die medikamentöse Therapie der Erkrankung keine Wirkung zeigt und die Schmerzen und Schwellungen über mehr als sechs Monate bestehen bleiben. Ziel der Synovektomie ist es, die Ursache der Schmerzen und damit die Beschwerden zu beseitigen. Zudem hat sich gezeigt, dass eine frühzeitige Synovektomie die Langzeitschäden des Rheumas wie Knorpelschäden, Nervenverletzungen und Sehnenrisse vermeiden oder zumindest verzögern kann.
Eine Synovektomie kann in einer Gelenkspiegelung (Arthroskopie) oder in einem offenen Eingriff durchgeführt werden. Bei einer offenen Operation wird das Kniegelenk über einen etwas längeren Schnitt eröffnet und die Gelenkschleimhaut kann unter Sicht herausgenommen werden. Bei der arthroskopischen Technik (Gelenkspiegelung) werden über zwei kleine Hautschnitte eine spezielle Kamera und besondere Instrumente in das Kniegelenk eingeführt, mit denen die innere Gelenkhaut (Synovialis) entfernt werden kann.
In der gleichen Operation können noch zusätzlich notwendige Maßnahmen durchgeführt werden. So können beispielsweise freie Gelenkkörper entfernt, der Knorpel geglättet, Meniskusrisse genäht oder Knochenanbauten abgeschliffen werden. Nach einer Synovektomie muss der Patient in der Regel noch einige Tage stationär im Krankenhaus bleiben, ist aber schnell wieder mobil.
Vor einer Synovektomie wird eine ausführliche Krankengeschichte (Anamnese) erhoben und eine körperliche Untersuchung durchgeführt. Zusätzlich sind computertomographische (CT) oder magnetresonanztomographische (MRT) Darstellungen des Kniegelenks notwendig, um das Ausmaß der Erkrankung und der Veränderungen am Kniegelenk gut beurteilen zu können.
Bevor eine Synovektomie geplant wird, muss klar sein, dass die wiederkehrenden Entzündungen der Schleimhaut auch wirklich die Ursache der Beschwerden sind und nicht noch eine andere Problematik dahinter steckt.
Wie bei jeder Operation kann es bei der Synovektomie zu Infektionen, Wundheilungsstörungen, überschießender Narbenbildung, Thrombosen oder Embolien (Blutpfropfen im Gefäß) kommen. Insbesondere bei Eingriffen am Knie besteht die Gefahr, dass sich nach der Operation viel Narbengewebe im Kniegelenk bildet, so dass die Strukturen miteinander verwachsen können und die Beweglichkeit des Gelenks stark eingeschränkt sein kann. Es gibt keine Garantie für den Erfolg der Synovektomie.
Es kann vorkommen, dass die Beschwerden auch nach der Operation bestehen bleiben oder sich sogar noch verstärken. Besonders wenn die Entfernung der Gelenkschleimhaut sehr schwierig war und noch Reste der Synovialis im Gelenk verblieben sind, kann es wieder zu Entzündungen und Schwellungen kommen.
Das Ergebnis einer Synovektomie ist individuell sehr unterschiedlich, prinzipiell hat dieser Eingriff jedoch gute Erfolgsaussichten. Ein Großteil der Patienten ist nach einer Synovektomie beschwerdefrei oder hat deutlich weniger Schmerzen und weniger häufig Gelenkschwellungen.
Die Erfolgsrate von Synovektomien ist deutlich besser, wenn im Anschluss an die Operation, etwa sechs Wochen danach, eine Bestrahlung des Kniegelenks erfolgt. Durch diese so genannte Radiotherapie werden eventuell noch vorhandene Schleimhautreste zerstört, so dass es noch seltener zu Rückfällen kommt.
Bei einer frühzeitigen Synovektomie im Rahmen einer rheumatischen Erkrankung können durch den Eingriff nicht nur Schmerzen und Gelenkentzündungen gemildert, sondern auch die Entstehung von Langzeitschäden der Erkrankung verzögert werden.
aktualisiert am 15.12.2020