Prof. Hornung: Das Alter der Frau ist ein entscheidender Faktor. Wir wissen, dass das ideale Alter für eine Schwangerschaft zwischen 20 und 30 Jahren liegt. Ab 35 Jahren sinkt die Wahrscheinlichkeit leicht und ab 40 Jahren liegt sie nur noch bei etwa 10%. Bei Männern ist dieser Effekt nicht so ausgeprägt, sie können bis ins hohe Alter zeugungsfähig bleiben. Es gibt viele Krankheiten, die eine Schwangerschaft verhindern können. Dazu gehören Erkrankungen wie Endometriose, Myome, Polypen und Verwachsungen. Stress kann ebenfalls ein wichtiger Faktor sein, der die Chancen auf eine Schwangerschaft verringert. Manchmal haben Paare aufgrund von Schichtarbeit oder anderen Verpflichtungen einfach nicht genug Zeit füreinander, um zum richtigen Zeitpunkt Geschlechtsverkehr zu haben, wenn der Eisprung stattfindet. Daher ist es wichtig, den Zeitpunkt des Eisprungs zu kennen und zu diesem Zeitpunkt Geschlechtsverkehr zu haben, um die Chancen auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Das Alter der Frau ist ein entscheidender Faktor.
Prof. Hornung: Liegen Hormonstörungen vor, können diese gezielt behandelt werden. Zum Beispiel kann eine Schilddrüsenunterfunktion sehr gut mit einer Substitutionstherapie mit Schilddrüsenhormonen behandelt werden. Wichtig ist, dass für Frauen, die nicht schwanger werden wollen, andere Normalwerte gelten als für Frauen, die schwanger werden wollen. Daher sollten schwangere Frauen besser auf ihre Schilddrüsenfunktion eingestellt werden als andere. In einigen Fällen kann es notwendig sein, ein Anti-Milchbildungshormon zu verabreichen, wenn das Milchbildungshormon zu hoch ist. Dies entspricht praktisch der Abstillpille und kann in solchen Situationen eine sinnvolle Option sein. Wenn die männlichen Hormone zu hoch sind, kann auch eine niedrig dosierte Kortisontherapie in Betracht gezogen werden, um die männlichen Hormone wieder auf ein normales Niveau zu bringen.
Prof. Hornung: Wenn wir uns Paare mit unerfülltem Kinderwunsch anschauen, stellen wir fest, dass in 50 % der Fälle Endometriose die Ursache ist. Das heißt, die Endometriose ist definitiv die häufigste Ursache. Aber auch andere Erkrankungen wie Myome, Polypen und hormonelle Störungen wie Schilddrüsenfunktionsstörungen oder ein Überschuss an männlichen Hormonen im Blut können eine Rolle spielen. Es gibt viele Faktoren, die zu einer ausbleibenden Schwangerschaft führen können, darunter auch frühere Infektionen, insbesondere mit Chlamydien, die zu Verklebungen der Eileiter führen können.
...die Endometriose ist definitiv die häufigste Ursache.
Prof. Hornung: Ja, auf jeden Fall. Zum einen leidet die Frau häufig unter Schmerzen. Tatsächlich haben bis zu 80 Prozent der betroffenen Frauen nicht nur einen unerfüllten Kinderwunsch, sondern auch starke Schmerzen. Die Frau hat die Pille abgesetzt, weil sie schwanger werden will. Leider werden die Schmerzen immer schlimmer, da sich die Endometriose weiter ausbreitet. Es ist auch wichtig zu wissen, dass wir während der Operation feststellen können, ob die Eileiter durchgängig sind oder nicht. Wenn die Eileiter nicht durchgängig sind, kann die Frau nicht schwanger werden. Durch eine Operation können wir die Chancen der Frau, schwanger zu werden, deutlich erhöhen. Natürlich können wir keine hundertprozentige Garantie geben, aber wir können die Erfolgschancen um 100 Prozent erhöhen. Um das zu verdeutlichen: Nehmen wir an, die Frau ist 35 Jahre alt und hatte vorher aufgrund der Endometriose eine Chance von 20 Prozent, schwanger zu werden. Nach der Operation steigt ihre Chance auf 40 Prozent.
Prof. Hornung: Die Frau sollte einen ausreichend hohen Folsäurespiegel haben, idealerweise bereits drei Monate vor dem Absetzen der Verhütungsmittel. In dieser Zeit ist es wichtig, Folsäure einzunehmen und einen stressfreien Lebensstil ohne schädliche Einflüsse zu führen. Das bedeutet keinen Alkohol, keine Drogen und keine Zigaretten konsumieren. Viele glauben, dass sie mit dem Rauchen aufhören können, wenn sie schwanger sind. Es wäre jedoch viel besser, dies zu tun, bevor man versucht, schwanger zu werden, insbesondere nach dem Absetzen der Pille.
Prof. Hornung: Es gibt immer wieder das Gerücht, man solle ein Jahr warten, bevor man versucht, schwanger zu werden. Das ist aber falsch! Tatsächlich ist die beste Zeit, um schwanger zu werden, direkt nach dem Absetzen der Pille. Das liegt daran, dass die Pille einige Krankheiten behandelt, von denen man vielleicht gar nicht weiß, dass man sie hat. Zum Beispiel Endometriose oder das PCO-Syndrom (ein Syndrom, bei dem die männlichen Hormone erhöht sind). Diese Krankheiten werden durch die Einnahme der Pille besser kontrolliert und je länger man die Pille absetzt, desto mehr können sie wieder wachsen und eine Schwangerschaft erschweren. Die beste Zeit, schwanger zu werden, ist daher direkt nach dem Absetzen der Pille.
Tatsächlich ist die beste Zeit, um schwanger zu werden, direkt nach dem Absetzen der Pille.
Prof. Hornung: Für jüngere Frauen zwischen 20 und 30 Jahren empfehle ich, etwa zwei Jahre lang zu versuchen, schwanger zu werden. Wenn eine Frau älter ist, empfehle ich, nach einem erfolglosen Jahr einen Arzt aufzusuchen, weil die biologische Uhr tickt und wir keine Zeit verlieren wollen. Es ist aber wichtig zu wissen, dass es Ausnahmen gibt. Wenn eine Frau extreme Schmerzen hat und der Verdacht auf Endometriose besteht, sollte sie nicht zwei Jahre warten, sondern sofort zum Arzt gehen. Ebenso sollte man nicht zögern, wenn Untersuchungen wie Ultraschall bereits behandlungsbedürftige Erkrankungen wie Polypen oder Myome in der Gebärmutter zeigen. In solchen Fällen sollte eine rasche ärztliche Intervention erfolgen, anstatt zwei Jahre zu warten. Ist bereits bekannt, dass der Mann Probleme mit der Spermienqualität hat, ist auch hier eine frühere ärztliche Beratung und eventuell Behandlung ratsam, ohne zwei Jahre abzuwarten.
Prof. Hornung: Dieses Thema ist interessant, weil viele Leute oft denken, dass es nur an der Frau liegt, wenn sie sich einer Operation unterzieht. Aber das ist nicht immer so. Tatsächlich liegt es zu 50 Prozent an der Frau, zu 30 Prozent an beiden Partnern gemeinsam und zu 20 Prozent ausschließlich am Mann. Es ist wichtig zu verstehen, dass niemand schuld ist. Die Qualität der Spermien spielt eine entscheidende Rolle. Das bedeutet, dass sie entweder nicht in ausreichender Menge vorhanden sind, sich nicht gut bewegen oder ungewöhnliche Formen haben, wie Spermien mit zwei Köpfen oder zwei Schwänzen. Solche Spermien sind nicht optimal. Es gibt auch Fälle von erektiler Dysfunktion, bei denen der Mann Schwierigkeiten hat, eine Erektion zu bekommen.
Prof. Hornung: Die Frau muss sich einer gründlichen Untersuchung unterziehen. Es findet zunächst ein Gespräch mit dem Gynäkologen statt, gefolgt von einer Reihe von Tests und Untersuchungen. Dazu gehören eine Ultraschalluntersuchung, eine Blutuntersuchung zur Kontrolle verschiedener Hormone wie Schilddrüsenhormone, weibliche Hormone, männliche Hormone und Hormone, die für die Milchbildung verantwortlich sind. Diese Untersuchungen sind wichtig, um mögliche Ursachen für Empfängnisprobleme zu finden.
Wenn die oben genannten Untersuchungen keine eindeutigen Ergebnisse liefern, kann eine Operation in Betracht gezogen werden. Dazu kann eine Bauchspiegelung gehören, um die Durchgängigkeit der Eileiter zu überprüfen, und gegebenenfalls zusätzlich eine Gebärmutterspiegelung.
Der Mann sollte zwei Spermiogramme von sich anfertigen lassen. Das bedeutet, dass er zweimal im Abstand von einigen Tagen Samenproben abgibt, um die Qualität und die Beweglichkeit seiner Spermien zu überprüfen. Dieser Test kann Aufschluss darüber geben, ob alles in Ordnung ist oder ob Probleme vorliegen, die die Wahrscheinlichkeit einer natürlichen Befruchtung einschränken. In einigen Fällen kann eine künstliche Befruchtung in Betracht gezogen werden.
Prof. Hornung: Es gibt verschiedene Methoden, um eine Schwangerschaft herbeizuführen, wenn es auf natürlichem Wege nicht klappt. Normalerweise beginnt man sanft und stimuliert die Eierstöcke, um sicherzugehen, dass ein Eisprung stattfindet. Dieser Schritt ist jedoch nur sinnvoll, wenn die Eileiter durchgängig sind. Der nächste Schritt wäre die Insemination, bei der Spermien direkt in die Gebärmutter eingebracht werden. Wenn all dies nicht funktioniert oder bereits bekannt ist, dass die Frau auf natürlichem Weg nicht schwanger werden kann oder der Mann zeugungsunfähig ist, kommen die Methoden der IVF (In-vitro-Fertilisation) oder der ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion) in Frage.
Bei der IVF wird die Frau hormonell stimuliert, mehrere Eizellen zu produzieren, die dann entnommen und im Reagenzglas mit den Spermien des Mannes befruchtet werden. Ist die Beweglichkeit der Spermien stark eingeschränkt, kommt die ICSI zum Einsatz. Dabei wird eine einzelne Samenzelle direkt in die Eizelle der Frau injiziert. Die befruchteten Eizellen werden anschließend in einem Brutschrank kultiviert und nach einigen Tagen in die Gebärmutter der Frau eingesetzt.
In Deutschland wird die künstliche Befruchtung nur bei verheirateten Paaren finanziell unterstützt. Das bedeutet, dass 50% der Kosten von der Krankenkasse erstattet werden, allerdings unter bestimmten Voraussetzungen. Die Frau muss zwischen 25 und 40 Jahre alt und der Mann unter 50 Jahre alt sein. In diesem Fall werden die Kosten für drei Versuche zu 50% erstattet. Wenn die Paare nicht verheiratet sind oder das Alter nicht den oben genannten Kriterien entspricht, müssen sie die gesamten Kosten der künstlichen Befruchtung selbst tragen.
Vielen Dank für das Interview!
Letzte Aktualisierung am 23.11.2023.